Burgkirchen an der Alz
Großübung im Chemiepark Gendorf zeigt: Die Einsatzkräfte sind gut vorbereitet

Werkfeuerwehr und Einsatzkräfte aus der Region beteiligt

26.07.2022 | Stand 20.09.2023, 21:47 Uhr

Teil des diesjährigen Übungsszenarios: Ein Großstapler hat bei einer Irrfahrt einen Tankcontainer beschädigt und ein gasförmiger Stoff tritt aus. Die Einsatzszenarien wurden täuschend echt nachgestellt, um eine realistische Übungsumgebung zu schaffen. −Foto: Heine

Das gesamte Fachwissen der Werkfeuerwehr war am Montag wieder gefragt: Bei der jährlichen Großübung hat der Chemiepark mit zahlreichen Einsatzkräften aus der Region und den zuständigen Behörden die Abläufe während eines Notfall-Szenarios geprobt. Das Ziel der Übung: Aufwendig gestaltete Szenarien schaffen jedes Jahr aufs Neue realistische Einsatzbedingungen, unter denen die Einsatzkräfte ihre Praktiken und Routinen festigen.

Es ist Montagabend, ein Notruf geht in der Einsatzleitzentrale im Chemiepark Gendorf ein. Die Anruferin schildert einen Notfall: Es gebe einen Unfall mit einem Großstapler am Container-Umschlagplatz. Die Sirene schrillt und die Werkfeuerwehr wird alarmiert, der Einsatz beginnt. Dass es sich dabei um weit mehr als um einen Verkehrsunfall handelt, weiß die Werkfeuerwehr zu diesem Zeitpunkt noch nicht.

Zum Glück ist der Grund für den Einsatz aber kein echter Notfall, sondern die Großübung im Chemiepark. "Bei unserer jährlichen Notfallgroßübung übt die Chemiepark-Feuerwehr zusammen mit externen Einsatzkräften den Ernstfall. Unsere Einsatzkräfte sollen dabei jedes Jahr aufs Neue vor Herausforderungen gestellt werden. Deshalb setzen wir bei jeder Übung auf ein anderes Szenario", erklärt Christian Gumpendobler, Notfallmanager von InfraServ Gendorf. Geprüft würden heuer besonders die Alarmierungs- und Kommunikationswege, die Gefahrenabwehrplanung und die Messverfahren für diverse Gefahrenstoffe. Dieses Jahr auf dem Programm: Ein Verkehrsunfall mit einem Großstapler, der einen Stoffaustritt zur Folge hat.

Ein Mitarbeiter will noch vor Feierabend den Großstapler abstellen, erleidet einen Herzinfarkt während der Fahrt und wird bewusstlos. Der Großstapler fährt weiter umher, touchiert einen Lkw, bevor er an einer Wand aus gestapelten Tankcontainern zum Stehen kommt. Eine folgenschwere Irrfahrt: Mitarbeiter wurden verletzt und aus dem touchierten Tanklaster und den Containern treten Stoffe aus. Ein aufmerksamer Mitarbeiter alarmiert die Werkfeuerwehr.

Ab hier beginnt die Übung: Innerhalb weniger Minuten war die Feuerwehr vor Ort. Sie schätzte die Lage ein, behandelte Verletzte und dämmte den Stoffaustritt ein. Mittel der Wahl war ein Chemikalienbinder, der den flüssigen Stoff am Boden aufnimmt. Parallel dazu sorgte ein Wasserschleier dafür, dass beim Austritt entstandenes Gas niedergeschlagen und in einem Becken aufgefangen wurde. Täuschend echt wurden die Szenarien durch die Protagonisten, deren Verletzungen mit speziellem Make-up dargestellt wurden. Auch der Stoffaustritt wurde mit Flüssigkeiten, Rauch und anderer Bühnentechniken realistisch nachgeahmt.

Auch wenn die Werkfeuerwehr 50 hochqualifizierte Feuerwehrmänner beschäftigt, im Ernstfall sind es auch externe Einsatzkräfte, auf die der Chemiepark zählen kann: "Die Zusammenarbeit zwischen unseren Rettungskräften und den externen ist wichtig für uns. Gerade bei größeren Einsätzen übernehmen sie wichtige Aufgaben am Einsatzort und es ist wichtig, dass die Abstimmung und Zusammenarbeit unter den Einsatzteams reibungslos ablaufen", sagt Alfred Kronwitter, Leiter der Werkfeuerwehr. "Deswegen trainieren bei der Großübung unsere internen Einsatzkräfte gemeinsam mit regionalen Einsatz- und Rettungsorganisationen."

Wie die Zahnräder eines Uhrwerks müssten die Arbeitskräfte ineinandergreifend arbeiten, so Kronwitter. Aktiv beteiligt an der Großübung waren neben der Werkfeuerwehr und dem Werkschutz von InfraServ Gendorf die freiwilligen Wehren aus Burgkirchen, Kastl, Emmerting und Altötting und die Werkfeuerwehr der Wacker Chemie. Außerdem waren Gefahrenabwehrkräfte, wie der Ortsverband Altötting des Technischen Hilfswerks (THW), der Ortsverband Altötting und der Brand- und Katastrophenschutz aus den Landkreisen Altötting, Mühldorf und Rottal-Inn vor Ort.

Nach Beendigung der Übung bedankte sich Dr. Christoph von Reden, Geschäftsleiter von InfraServ Gendorf, bei allen Beteiligten für ihren Einsatz und die erfolgreiche Übung: "Unsere jährliche Großübung ist nicht nur eine Gelegenheit, bestehendes Wissen einzusetzen, sondern auch um unser Know-how weiter auszubauen. Ich bin stolz, wenn ich sehe, wie routiniert unsere Einsatzkräfte bei den Einsatzszenarien vorgehen und wie reflektiert im Anschluss bei den Einsatznachbesprechungen das Vorgehen noch einmal rekapituliert wird." Im Notfall zahle sich das aus, so von Reden. Das habe sich kürzlich bei einem Einsatz infolge eines Chlorgas-Austrittes gezeigt. "Durch das ständige Üben arbeiten wir permanent daran, unsere Sicherheitsmaßnahmen für Mensch und Umwelt zu verbessern. Die jährlichen Großübungen sind für diesen Prozess essenziell."

− red