Burghausen / Emmerting / Garching
"Sie sind ein Geschenk für unser Land"

Präsident Josef Mederer zeichnet Brigitte Lindmeier, Johann Graf und Raimund Said mit der Bezirksmedaille aus

27.09.2022 | Stand 27.09.2022, 16:11 Uhr

Bezirkstagspräsident Josef Mederer (3. von links) überreichte die Bezirksmedaillen an Brigitte Lindmeier (ab 5. von links), Johann Graf und Raimund Said, die zur Feierstunde von persönlichen Begleitern, Vertretern des Landkreises und ihrer Herkunfts- bzw. Wirkungsgemeinden sowie von Bezirksrätin Gisela Kriegl (4. von rechts) begleitet wurden. −Foto: Bezirk

"Wir als Bezirk Oberbayern wollen ein Zeichen in der Gesellschaft dafür setzen, wie wichtig das ehrenamtliche Engagement jeder einzelnen Person ist", betonte Bezirkstagspräsident Josef Mederer bei der Verleihung der Bezirksmedaille am Montag im Kloster Seeon. Mederer bezeichnete ehrenamtlich tätige Menschen als unverzichtbaren Teil der Gesellschaft und nannte das Engagement der ausgezeichneten Personen "ein Geschenk für unser Land". Er zitierte die Lebensweisheit, dass man entweder von einer besseren Welt träumen könne oder aufwachen und anpacken, um etwas zu bewegen und zu verändern. Mederer führte aus, dass die Menschen, die der Bezirk mit der Bezirksmedaille ehrt, zu denen gehören, die aufgewacht sind und anpacken. "Das ist vorbildlich. Dafür wollen wir Sie als Vorbilder ehren". Mit Brigitte Lindmeier, Johann Graf und Raimund Said wurden auch drei Personen aus dem Landkreis Altötting geehrt.

Für Brigitte Lindmeier aus Garching sei es "eine Selbstverständlichkeit, den Schatz ihres Wissens und ihrer Erfahrungen weiterzugeben und sich ehrenamtlich für die Belange von Menschen mit Behinderungen zu engagieren, sagte Mederer. In Südostoberbayern erhebe sie ihre Stimme in mehreren Gremien für die Belange der Menschen mit Sehbehinderung und werde dafür von Kommunen ebenso geschätzt wie von Bürgerinnen und Bürgern. Vor 17 Jahren übernahm sie eine offizielle Funktion in der Bezirksgruppe Oberbayern-Rosenheim beim Bayerischen Blinden- und Sehbehindertenbund. Lindmeier absolvierte in der Folge eine Ausbildung zur Blinden- und Sehbehindertenberaterin und wurde zur Beraterin für die Landkreise Altötting und Mühldorf berufen. In dieser Funktion berät und begleitet sie blinde und sehbehinderte Menschen ebenso wie auch Menschen, die von einer Sehbehinderung bedroht sind, sowie deren Angehörige. Sie bringt Betroffene zum Erfahrungsaustausch zusammen und informiert über Hilfsmittel, Nachteilsausgleiche, die Möglichkeiten einer sozialen Rehabilitation, Berufs- und Freizeitmöglichkeiten.

Im Laufe der Zeit übernahm sie die ehrenamtliche Leitung der Bezirksgruppe mit Personal- und Haushaltsverantwortung und wurde Mitarbeiterin im Arbeitskreis "Bauliche Barrierefreiheit". Hier kämpft sie darum, Einschränkungen der Teilhabe am öffentlichen Leben für Blinde und sehbehinderte Personen zu verringern. Schließlich bringt sich Lindmeier auch im Arbeitskreis Qualifizierung mit ein. Sie ist dafür verantwortlich, dass die ehrenamtlich Beschäftigten stets über fundiertes Fachwissen verfügen, damit die Qualität einer kompetenten Beratung gewährleistet ist. Mit all ihrem Engagement habe sie viel zum besseren und verständnisvollen Miteinander von Menschen mit und ohne Behinderung beigetragen, sagte Josef Mederer am Ende seiner Lobrede.

Über Johann Graf aus Burghausen sagte der Laudator, dessen Engagement sei als "besonders nachahmenswert und vorbildlich herauszustellen", denn seine Projekte seien allesamt nachhaltig und im hohen Maß sozial verantwortungsvoll.

Mederer begann mit der Burghauser Tafel, die Johann Graf 2005 gegründet hat: "Die Tafel ist ein Segen für die Betroffenen – gerade in der heutigen Zeit, in der immer mehr Menschen auf die Hilfe einer Tafel angewiesen sind, weil sie und ihre Familien sonst Not leiden müssten." Mit anfangs etwa 60 Mitarbeitenden wurden zunächst 50 Haushalte versorgt. Der Zuspruch der Kundinnen und Kunden führte sehr schnell zu mehr als 120 unterstützten Haushalten. Im Juli 2010 folgte der Umzug in größere und besser geeignete Räume. Inzwischen werden von etwa 90 Mitarbeitenden rund 150 Haushalte pro Ausgabetag versorgt. Insgesamt unterstützt die Burghauser Tafel ungefähr 450 Menschen wöchentlich mit Nahrungsmitteln.

Angesprochen wurde auch der Salzach-Brückenlauf Deutschland/Österreich, den Johann Graf im Jahre 2001 ins Leben gerufen und viele Jahre lang betreut hat: "Länderübergreifend ist es ein Projekt mit Hunderten von Teilnehmenden aller Altersklassen ein im wahrsten Sinne grenzüberschreitendes Friedens- und Freundschaftsfest für die ganze Familie", so Mederer. Nach einer pandemiebedingten Pause geht es am Sonntag, 9. Oktober, wieder an den Start. 1500 Sportbegeisterte werden erwartet. Der Salzach-Brückenlauf wird als Benefizlauf mit dem Zweck organisiert, soziale Einrichtungen in Burghausen und Hochburg/Ach zu unterstützen und möglichst viele Menschen zu einem gemeinsamen Sporttag zu bewegen.

Gute Ideen umsetzen und anschieben, bis etwas gut läuft: Das habe Johann Graf nicht nur beim Brückenlauf bewiesen, sondern auch bei seinen anderen Projekten, etwa beim Eine-Welt-Laden Fair und Fein, der nun schon seit elf Jahren fair gehandelte Produkte anbietet. Doch das ehrenamtliche Engagement des Geehrten geht noch weiter: Er organisiert Nachhilfe für Flüchtlingskinder und engagiert sich für Flüchtlingsfamilien. Johann Graf hat eine Kreativ-Gruppe ins Leben gerufen, bei der Seniorinnen und Senioren basteln, und er kümmert sich beispielsweise um den Verkauf am Weihnachtsmarkt. Er engagiert sich im Hospizverein des Landkreises Altötting und war jahrelang Vorsitzender des Siedlervereins in Burghausen.

Raimund Said aus Burgkirchen schließlich führe ein "Leben für das Ehrenamt"; es gebe nicht viele Menschen, auf die eine solche Bezeichnung zutreffen könnte. Auf das Wirken von Raimund Said tue sie das: "Er ist bescheiden, stets hilfsbereit und durch sein soziales Engagement hat er das Leben unzähliger Menschen deutlich verbessert."

Seit mehr als drei Jahrzehnten leistet Raimund Said humanitäre Hilfe für Rumänien. Alles habe begonnen mit Eindrücken einer Reise vor mehr als 30 Jahren: "Völlig verdreckte Kinder bettelten an der Grenze. Tagelang ging der Burgkirchner bei dieser Reise zu Fuß durch die Dörfer rund um Satu Mare im Norden des Landes. Er sah Pferdewägen anstatt Autos, sah Menschen, die an Heizungsrohre gepresst unter einem Fußballstadion schliefen, traf Waisenkinder, um die sich niemand kümmerte."

Raimund Said sehe es als seine Verpflichtung an zu helfen: Er kümmerte sich darum, dass die Menschen hierzulande Hilfsgüter spendeten und dass diese in die Region Satu Mare transportiert werden konnten. Im Jahr 2012 gründete Raimund Said den Verein "Rumänienhilfe Emmerting e. V.", den er als Vorsitzender betreut und der inzwischen gut 100 Mitglieder hat. Jedes Jahr liefert er etwa 1800 Tonnen Hilfsgüter nach Rumänien. Mehrmals im Jahr besucht er Kinderheime und kümmert sich persönlich darum, dass die Nahrungsmittel, Kleidung und Spielsachen bei den Kindern in Not ankommen.

Von der Hilfe für die Kinder habe sich das Engagement in den drei Jahrzehnten des Wirkens von Raimund Said ausgeweitet – inzwischen gibt es Sozialküchen, Betreuung für Straßenkinder und Suchtkranke, Förderung von Menschen mit Behinderung, Waisenhäuser, Betreuung von alten Menschen und Hilfe für Menschen in Randgruppen, zählte der Bezirkstagspräsident auf. Die Hilfe stehe im Mittelpunkt – vor dem Hintergrund des Kriegs in der Ukraine war es für Raimund Said eine Selbstverständlichkeit, auch den Menschen im benachbarten Grenzgebiet zu helfen – Hilfsgüter über 1300 Kilometer zu transportieren – "das ist Herr Said gewohnt".

Anpacken und helfen, wo es Not gibt – diesem Motto bleibt Raimund Said auch in der Heimat treu: Als beispielsweise der Kindergarten im heimatlichen Emmerting Spielgeräte benötigte, habe er ohne großes Aufhebens gespendet. "Ihrer nachhaltigen humanitären Hilfe gebührt höchste Anerkennung. Es ist mir eine Ehre, dem Bundesverdienstkreuz am Bande, das Sie bereits 2018 erhalten haben, die Bezirksmedaille hinzuzufügen. Möge ihr ehrenamtliches Engagement viele Nachahmer finden", schloss Josef Mederer.

− red