Reihe "Burghausen Extra Live"
Nach 20 Minuten war Schluss bei Granada auf der Burg

01.08.2021 | Stand 22.09.2023, 3:04 Uhr

Granada-Chef Thomas Petritsch (rechts), Lukacz Custos und ihre Bandkollegen hatten auf der Bühne so viel Spaß wie das Publikum davor.

Windböen und Blitze hätten der Spielfreude der Band und der Feierlaune des Publikums nichts anhaben können. Aber dann kam "der Donner" – und staubte am Freitagabend nach nur 20 Minuten ihres Auftritts das Austropop-Quintett "Granada" von der Bühne vor der Burghauser Dürnitz. Heinz Donner nämlich ist hier Burgverwalter und hatte ob des von jenseits der Salzach heranziehenden Gewitters so starke Sicherheitsbedenken, dass er den Auftritt abbrechen ließ.

Frontmann Thomas Petritsch fragte noch schelmisch grinsend nach: "Aber mir könnan reingehen, oder?!" Dass die Hauptburg nicht für derartige Konzerte und Hunderte Besucher gemacht ist, war ihm wohl selbst klar. Aber Granada haben versprochen wiederzukommen. Wer am Freitag da war, wird bestimmt dabei sein wollen.

Denn allein das gute halbe Dutzend Songs der Grazer, auf das ihr Set beschränkt bleiben musste, ließ erahnen, welch ein grandioser Abend es hätte werden können. Granada haben einen ganz eigenen Sound – Rock-Gitarren, Petritschs Grazer Dialekt mit dem kratzigen "Chr" Südösterreichs und der obligatorischen Steirischen Harmonika. Das ist alles wunderbar tanzbar, melodienverliebt und melancholisch, dazu unglaublich witzig und schlau. Reggae, Rumba und Volksmusikanleihen, fast schon unverschämte musikalische Zitate bei den New Yorker Afrobeat-Wavern von Vampire Weekend, Power-Gitarrenpop mit Harmoniegesang und dazwischen schunkelnde Heurigen-Seligkeit fürs 21. Jahrhundert – das sind die musikalischen Koordinaten. In seinen Texten schaut Thomas Petritsch augenzwinkernd aufs Leben in Österreich. Und letztlich ist alles "Eh ok", wie Granadas wohl bekanntester Song deutlich macht.

Die 20 Burghauser Minuten zeigten, was möglich gewesen wäre. Alle Besucher waren auf den Beinen, es wurde getanzt mit glücklichem Lächeln auf den Gesichtern – vor und auf der Bühne. Endlich wieder Livemusik. Und die Stimmung blieb trotz Abbruch gut und gelassen. Die Leute verließen das Festivalgelände diszipliniert, die meisten sogar mit Masken vor Mund und Nase.

Anheizer für Granada waren am Freitag Reverend Stomp mit ihrem Sumpf-Groove, der zur Schwüle des späten Nachmittags passte, und die Niederbayern von Glanz&Gloria, von Sound und Aussehen perfekte Abbilder des süßen Twee-Pop der 1980er Jahre. Diese beiden Bands hatten mehr Spielzeit als die Hauptband Granada. Ein seltsames, auch in dieser Hinsicht besonderes Konzert also.Erwin Schwarz