Die einen versuchten es mit Essigsäure, die anderen mit Quecksilber. Binnen weniger Monate machten vor 100 Jahren gleich zwei spektakuläre Diebesfälle im Wacker-Werk von sich reden. Statt den erhofften Reichtum bescherten sie den Beteiligten Gefängnisstrafen.
Ganze Waggons voller Produktionsstoffe schmuggelte ein Trio damals aus dem Werk, um sie an einen Hehler weiterzureichen. Was heutzutage dank Werkschutz, Einlasskontrollen und EDV unmöglich erscheint, fiel vor 100 Jahren über Monate hinweg nicht auf. So konnten die Wacker
ianer Auer (26), Borst (28) und Schlund (24) ihren Arbeitgeber zwischen Januar und August 1920 um mehr als 18.000 Kilogramm Essigsäure erleichtern. Den auf rund 300.000 Mark Wert bezifferten Produktionsstoff verkauften sie anschließend, verteilt auf drei Waggons, für 100.000 Mark an einen Kaufmann.
Spielend leicht, "etwas aus der Fabrik rauszuschieben"An drei Tagen war das Diebestrio dafür nach Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft im Werk zugange. Als die Sache aufflog, sorgte die Angelegenheit tagelang für Schlagzeilen. Nicht weniger groß war das Interesse am folgenden Prozess, der im April 1921 vor dem Landgericht Traunstein stattfand.