Falsch abgebogen und verstiegen
Trotz fehlerhafter Notrufnummer: Bergwacht rettet Wanderer aus Kugelbachgraben

Freilassinger in Graben gerutscht – Notruf direkt bei Bergwacht-Geschäftsstelle nur durch Zufall erfolgreich

28.02.2021 | Stand 21.09.2023, 2:21 Uhr

Statt 112 zu wählen, klingelte der Mann direkt bei der am Freitagmittag nur zufällig besetzten Geschäftsstelle der Bergwacht durch. Die Einsatzkräfte konnten seinen Standort ermittel und ihn retten. −Foto: BRK BGL

15 Einsatzkräfte der Bergwachten Bad Reichenhall und Teisendorf-Anger waren am Freitagnachmittag rund vier Stunden lang gefordert: Sie mussten einen 57-jährigen Wanderer finden und retten.

Dieser hatte sich auf dem Weg zum Pflasterbachhörndl (Müllnerberg) verstiegen und war über einen Steilhang in den Kugelbachgraben abgerutscht, wie das Berchtesgadener Rote Kreuz in einer Presseaussendung mitteilt. Er hatte Glück: Statt die 112 zu wählen, rief er in der Bergwacht-Geschäftsstelle an, die vor dem Wochenende nur zufällig besetzt war.

Der Mann aus Freilassing wollte eigentlich vom Thumsee aus über den Kugelbachbauern und das Paul-Gruber-Haus zum Gipfelgrat des Müllnerbergs (Müllnerhörndl, Pflasterbachhörndl und Rabensteinhorn) aufsteigen, zweigte dann aber südwestlich des Paul-Gruber-Hauses falsch ab und ging den Steig entlang des Kugelbachs in Richtung Ulrichsholz hinab, wobei er dort wieder in einen verfallenen Jagersteig abzweigte, der im Gelände endet.

Als er den Steig verloren hatte, drehte er nicht um und versuchte, weiter in den Graben abzusteigen, wobei er in der erdigen und sehr steilen Grasleiten ausrutschte, sich noch an einem querliegenden Baumstamm zwei Meter vor einer senkrechten Wandstufe 20 Meter über dem Bach festhalten konnte und schließlich in rund 800 Metern Höhe im Steilhang zwischen Steig und Bach festsaß. Der in Bergnot Geratene setzte nicht über die Nummer 112 einen Notruf ab, sondern rief gegen 12.15 Uhr in der nicht durchgehend besetzten Regionalgeschäftsstelle der Bergwacht an, wo zufällig vor dem Wochenende noch jemand da war.

Der Einsatzleiter der Reichenhaller Bergwacht konnte im Telefonat ziemlich genau herausfinden, wo sich der Unverletzte befand; eine Ortung des Handys klappte aber nicht. Da aufgrund des schönen und milden Wetters, der Tageszeit und des stabilen Zustands des Verstiegenen kein Zeitdruck bestand, verzichtete die Bergwacht auf einen Heli und startete mit insgesamt vier Suchmannschaften vom Ulrichsholz entlang des Kugelbachs hinauf zum Paul-Gruber-Haus, von dort in Richtung Rabensteinhorn und hinab zum Ulrichsholz und von der Wegscheide am Antoniberg-Tunnel durch den Reibwandsteig rund um den Gebersberg.

Die Mannschaft im Aufstieg vom Ulrichsholz entlang des Kugelbachs aus konnte bald Rufkontakt herstellen, stieg dann in den Graben hinab und querte dort weiter zum Verstiegenen hinauf, konnte ihn aber von unterhalb aus nur schwer erreichen, weshalb weitere Einsatzkräfte von oberhalb aus mit Einweisung durch die Mannschaft unterhalb in die steile Leiten abseilten, den Mann sicherten, am Seil auf den Weg zurückbrachten und zum Paul-Gruber-Haus zurückführten, von wo aus er selbst weiter absteigen wollte.

Die Einsatzkräfte wurden dort mit Fahrzeugen abgeholt und ins Tal zurückgebracht, wobei alle gegen 16.15 Uhr wieder in der Rettungswache ankamen und den Einsatz nach Aufräum- und Reinigungsarbeiten gegen 16.45 Uhr beendet konnten.

− red