Unterhalb der Watzmann-Mittelspitze
Nach acht Monaten: Bergsteiger findet Leiche von Vermisstem (21)

13.06.2021 | Stand 21.09.2023, 6:21 Uhr

−Foto: BRK BGL

Nun ist es traurige Gewissheit: Ein Bergsteiger hat am Samstagnachmittag im Berchtesgadener Land den seit über acht Monaten vermissten verunglückten 21-jährigen Trailrunner gefunden.

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Einsatzkräfte von Bergwacht und Polizei haben seit dem 9. Oktober über Wochen hinweg trotz des frühen Wintereinbruchs intensiv im weitläufigen Gebiet zu Fuß und aus der Luft nach dem jungen Mann gesucht, hatten aber wegen des vielen Neuschnees und der oft dichten Bewölkung keine Chance ihn zu finden.

Nun entdeckte ein Bergsteiger die Leiche in der oberen Wiederroute in rund 2.600 Metern Höhe unterhalb der Watzmann-Mittelspitze. Als gegen 15 Uhr der Notruf des Bergsteigers über eine regungslose Person in der Kleinen Ostwand einging, alarmierte die Leitstelle Traunstein die örtlich zuständige Bergwacht Ramsau.

Gelände stellenweise noch schneebedeckt

Beim Rückruf durch den Einsatzleiter war der Anrufer bereits durch das anspruchsvolle und stellenweise schneebedeckte Gelände abgestiegen, um Erste Hilfe zu leisten, musste dann aber feststellen, dass der Verunglückte sicher tot war.

Die Besatzung des Polizeihubschraubers "Edelweiß 6", die bereits wegen eines tödlichen Kletterunfalls in der Untersberg-Südwand am Berchtesgadener Hochthron in der Region war, flog weiter nach Ramsau, nahm dort eine Bergretterin und einen Polizeibergführer der Alpinen Einsatzgruppe (AEG) auf, setzte beide mit der Winde an der Unglückstelle ab, wobei der Polizist den Unfall aufnahm und mit der Bergretterin den Verstorbenen für den Abtransport vorbereitete.

In der Zwischenzeit tankte die Bergwacht Ramsau den Heli am Tallandeplatz mit dem Kerosinanhänger wieder auf, so dass er zunächst zurück zum Untersberg fliegen, dort die Einsatzkräfte aus der Südwand abholen konnte und direkt danach in zwei Anflügen den Toten vom Watzmann, die beiden Einsatzkräfte und den Bergsteiger per Winde aufnehmen und ins Tal fliegen konnte. Der Kriseninterventionsdienst (KID) der Bergwacht überbrachte die Todesnachricht an die Eltern des Verstorbenen. Elf Ramsauer Bergretter waren bis 19 Uhr im Einsatz.

Am Freitag falsch abgeseilte Kletterer aus Rinne gerettet

Bereits am Freitagabend musste die Bergwacht Ramsau zusammen mit der Besatzung des Traunsteiner Rettungshubschraubers "Christoph 14" unter Zeitdruck wegen der einsetzenden Dunkelheit und eines aufziehenden Gewitters zwei unverletzte Kletterer retten, die sich von der Südkante am Großen Grundübelhorn (V-; Reiteralpe) mehrmals falsch abgeseilt hatten und dann in einer tief eingeschnittenen Rinne festsaßen.

Kurz nach 20 Uhr teilte das erfahrende Duo wegen des schlechten Handynetzes nur bruchstückhaft über Notruf mit, dass es sich südöstlich der Grundübelhörner befindet – dann brach das Gespräch ab. Der Einsatzleiter forderte wegen des engen Zeitrahmens sofort einen Heli an. In weiteren immer wieder abgebrochenen Telefonaten mit Leitstelle und Bergrettungswache konnten die Verstiegenen ihre Koordinaten mitteilen. "Christoph 14" nahm zwei Bergretter auf, fand die Einsatzstelle in rund 1.800 Metern Höhe bereits im zweiten Anflug und setzte die Retter mit der Winde ab.

Da keine Versorgung der Unverletzten notwendig war, nahm der Heli zügig in zwei Windengängen jeweils einen der Bergsteiger und einen Bergretter auf und flog alle zum Ramsauer Tallandeplatz, wobei es bereits zu regnen anfing und dunkel wurde. Die Kletterer hatten sich beim Abseilen von alten Schlaghaken irritieren lassen und dachten zunächst, sie seien richtig, weshalb sich noch mehrmals weiter abseilten, dann aber immer unsicherer wurden und keine Minute zu früh den Notruf wählten. Sechs Bergretter waren bis 22 Uhr im Einsatz.

− pnp/ce