Deggendorf
Zwischen Penck und Haring

Kunstaktion am, im und um den Karl-Turm ist am Montag- und Dienstagabend zum letzten Mal zu sehen

01.03.2021 | Stand 21.09.2023, 5:58 Uhr

Surreales Schattentheater wird noch heute am Karl-Turm geboten. Die Installation ist das Werk von Ernst Jürgens und Günter Reinhardt. −Foto: Polkehn

Ein surreales Schattenballett haben Ernst Jürgens und Günter Reinhardt zehn Tage lang am Karl-Turm inszeniert. Nur noch am Montag-und Dienstagabend ab 19 Uhr kann man sich dieses 360-Grad-Kino Mal anschauen.

Die Kunstaktion ist bildsprachlich irgendwo zwischen Keith Haring und A.R. Penck angesiedelt. Doch Jürgens und Reinhardt haben diese großen Künstlerkollegen nicht kopiert. "Uns geht es einfach um das grafische Element", sagt Jürgens. Eine große Lust sei es gewesen, den achten Stock des noch nicht fertig gebauten Hochhauses der Karl-Gruppe als Kunstraum zu nutzen. "Gerade jetzt, in dieser kunstfeindlichen Zeit."

Folie, Pappe, Scheinwerfer und Ventilatoren reichen für die Inszenierung auf 350 Quadratmetern aus. Die beiden Künstler setzen auf Gegenstände aus frühen surrealistischen Schwarz/Weiß-Filmen der 1920er Jahre, ergänzt durch reale Requisiten wie Hüte oder Stühle. Alles bewegt sich im Wind der Ventilatoren.

"Es ist aufregend und tief befriedigend, dass es klappt", findet Ernst Jürgens. Der Zweifel daran macht für ihn einen großen Reiz der Kunst aus. "Diese Form von Kunst am, im und aus dem Bau gefällt uns gut." Die Aktion aber überhaupt erst möglich gemacht, habe die gute Zusammenarbeit mit der Karl-Gruppe und Architekt Markus Kress.

Keine Vernissage, keine Finissage: Das bedauert Ernst Jürgens sehr. Und so sei es auch schwer, mit den Betrachtern in Kontakt zu treten. "Viele gehen um das Haus herum, aber wenn man sich in einem Raum treffen könnte, käme man natürlich viel leichter ins Gespräch."

Nur noch am Montag- und Dienstagabend von 19 bis 21 Uhr tanzen im achten Stock noch einmal die Puppen. Danach schließt das Deggendorfer Schattentheater seine Pforten wieder.

− mic