St. Georgen
Zwischen Nazirufen und Jubel für Höcke

05.09.2018 | Stand 19.09.2023, 6:14 Uhr

Mit Plakaten und Lautsprechern machten die Demonstranten ihre Ablehnung der Wahlkampfveranstaltung in St. Georgen deutlich. −Fotos: hr

Begleitet von Protesten und einem großen Polizeiaufgebot traf sich die AfD am Montagabend beim "Dorfwirt" in St. Georgen. Die Veranstaltung sollte eigentlich in Anger im Berchtesgadener Land stattfinden, war aber im Laufe des Montags verlegt worden, weil dort die Wirtin die Räumlichkeiten kurzfristig nicht mehr zur Verfügung stellen wollte. Damit war schon im Vorfeld klar, dass es keine "normale" Wahlkampfveranstaltung im Vorfeld der Landtagswahl werden würde.

Bereits eineinhalb Stunden vor Beginn der Veranstaltung wurde dies in St. Georgen deutlich, wo die Polizei mit mehreren Einsatzwagen aufgefahren war. Die Polizisten waren vor allem gekommen, um die Demonstranten von den AfD-Anhängern zu trennen. Schließlich war mit dem AfD-Hardliner Björn Höcke als Redner nicht nur ein prominenter, sondern gerade nach den Protesten zusammen mit Anhängern rechter Parteien in Chemnitz ein äußerst umstrittener Gast angekündigt. Obwohl die Veranstaltung kurzfristig verlegt worden war, hatten ab 17.30 Uhr nach Schätzung der Polizei rund 150 Demonstranten in Aufham auf dem Parkplatz am Schwimmbad mit mehreren Ansprachen und Musikstücken gegen Höcke und die AfD protestiert. "Nach sehr friedlichem Verlauf", so die Polizei, zogen die Gegner dort gegen 19 Uhr ab.

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Demonstranten beschimpften den Wirt als "Nazi-Wirt"

Eine ganze Reihe von ihnen fuhr anschließend nach St. Georgen bei Traunreut, wo sich etwa ab 18 Uhr ein weiteres Bündnis, organisiert von der Friedensinitiative Traunstein-Traunreut-Trostberg, gegen die dorthin verlegte AfD-Veranstaltung formiert hatte. Die letztlich rund 200 Demonstranten verurteilten einerseits den Gastwirt Heinz Springer, dass er seine Räume zur Verfügung gestellt hatte, und beschimpften ihn als "Nazi-Wirt". Springer selbst konnte diese Kritik nicht nachvollziehen, wie er gegenüber der Heimatzeitung erklärte. Bei ihm seien alle Parteien willkommen. Ihnen einen Veranstaltungsraum zur Verfügung zu stellen, sei sein Geschäft, von dem er lebe.

Die Presse war kein gern gesehener Gast auf der AfD-Veranstaltung

Ihre eigentliche Zielperson bekamen die Protestierer gar nicht zu Gesicht: Björn Höcke hatte das Gasthaus über einen Hintereingang betreten und wurde im Saal von den rund 130 Anhängern mit Jubel begrüßt. In den Veranstaltungsraum eingelassen wurde im Vorfeld nur, wen die Ordner passieren ließen. Pressevertreter wurden jedenfalls nicht daran gehindert. Wie angespannt die Stimmung unter den Besuchern war, wurde aber deutlich, als der Reporter der Heimatzeitung einen Videoschwenk durch den Saal machte: Sofort forderte ein Mann aus dem Publikum, dass das Video gelöscht wird, weil er nicht gezeigt werden wolle. Ähnliche Fälle hatte es zuletzt unter anderem in Chemnitz gegeben.

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