Passau/Thyrnau
ZF in Thyrnau: 20 Jahre auf der grünen Wiese

03.07.2021 | Stand 22.09.2023, 1:53 Uhr

Das Thyrnauer ZF-Werk aus der Luft: Die Hallenfläche hat sich in den letzten 20 Jahren fast verdreifacht. Außerdem wurde 2019 ein neues Bürogebäude für rund 100 Mitarbeiter gebaut.

Zusätzlich zum 75-jährigen Jubiläum des Gesamtstandorts Passau kann bei ZF in diesem Jahr noch ein zweites Jubiläum begangen werden.

Denn mit Thyrnau feiert auch das kleinste der drei Passauer ZF-Werke Geburtstag. Vor mittlerweile 20 Jahren wurde in Thyrnau die Fertigung von Kegelradsätzen für Pkw aufgenommen.

Auch wenn die beiden Standorte von ZF in Passau und Thyrnau heute organisatorisch nicht mehr zusammengehören, sind sie in ihrer Geschichte eng verzahnt – geht doch die Gründung des Werks in Thyrnau auf das tatkräftige Engagement der damaligen ZF Passau GmbH zurück.

Bei der damaligen "ZP" wurden bereits seit 1985 geschliffene Pkw-Radsätze in Serie gefertigt. Der Abschluss eines neuen Entwicklungs- und Liefervertrags mit Porsche und VW Ende der 1990er Jahre war dann das Schlüsselereignis für die Entstehung des Thyrnauer ZF-Werks. Denn den Ansprüchen der Produktion von Achsgetrieben für Modelle wie den Porsche Cayenne oder den VW Touareg konnte nur die Gründung eines neuen Unternehmens gerecht werden. 1998 wurde deshalb die ZF Achsgetriebe GmbH gegründet. Rund 110 Millionen Mark investierte ZF in die neue Tochterfirma und begann mit dem Bau von zwei Werken: eines im benachbarten Thyrnau und eines im thüringischen Gotha.

Rekordbauzeit von einem Jahr

Die Standortauswahl "auf der grünen Wiese" in Thyrnau ist rückblickend ein wahres Kuriosum und dem damaligen Thyrnauer Bürgermeister Leonhard Anetseder zu verdanken. Als dieser erfuhr, dass ZF ein Grundstück für eine neue Fabrik suchte, bewarb er sich kurzerhand mit einer geeigneten Fläche von rund 180000 Quadratmetern bei der ZF-Geschäftsführung – noch ohne überhaupt mit den Grundstückseigentümern gesprochen zu haben. Diese gaben aber glücklicherweise ihre Zustimmung und so konnte Ende Juni 2001, nach einer Rekordbauzeit von einem guten Jahr, die ZF Achsgetriebe GmbH feierlich eröffnet werden. Am 1. Juli 2001, also vor exakt 20 Jahren, nahm die ZF Achsgetriebe GmbH mit 240 Mitarbeitern ihre Produktion auf.

In dem anfangs rund 12000 Quadratmeter großen Werk in Thyrnau wurde neben einem Fertigungsbereich auch eine eigene Härterei errichtet. 260000 Kegelradsätze, die dem Übertragen von Drehbewegungen und Drehmomenten dienen und sozusagen das Herzstück eines jeden Achsgetriebes bilden, wurden damals jährlich produziert.



Wachstumskurs durch SUV-Boom


Die Technologie bei Kegelradsätzen erwies sich als stark wachsendes Geschäftsfeld, und so bescherte der anhaltende Boom für SUV-Fahrzeuge dem Standort Thyrnau von Beginn an einen bemerkenswerten Wachstumskurs. Folglich war 2002 die Fertigstellung eines Erweiterungsbaus die logische Konsequenz, und auch die Produktionszahlen nahmen stetig zu. Bis heute hat sich die Hallenfläche des Werkes fast verdreifacht – auf rund 30500 Quadratmeter, eine Fläche so groß wie vier Fußballfelder.

Und auch die Büroflächen haben sich seit der Unternehmensgründung deutlich vergrößert: Erst vor zwei Jahren bezogen rund 100 Mitarbeiter ein neues, zweistöckiges Bürogebäude mit einer Bruttogeschossfläche von rund 1800 Quadratmetern.

Am Standort Thyrnau, der ebenso wie der Standort Gotha heute organisatorisch zur Division Electrified Powertrain Technology des ZF-Konzerns gehört, werden nach wie vor Kegelradsätze für Pkw-Achsgetriebe produziert. Die insgesamt mittlerweile knapp 570 Mitarbeiter von ZF in Thyrnau fertigen jährlich rund zwei Millionen Kegelradsätze, die dann in Gotha sowie an weiteren ZF-Standorten weltweit zu Achsgetrieben montiert werden. Darüber hinaus verlassen pro Jahr rund 200000 Kegelradsätze für den Offroad-Bereich die Werkshalle. Diese kommen in Baumaschinen, Staplern und Schienenfahrzeugen zum Einsatz.

Um der zunehmenden Bedeutung der Elektromobilität gerecht zu werden, werden neben konventionellen Antriebskomponenten zunehmend auch Reduziergetriebe für elektrische Antriebe gefertigt, die den lokal emissionsfreien Betrieb von hybriden und vollelektrischen Pkw ermöglichen, produziert. Darüber hinaus ist Thyrnau als Headquarter und zentraler Entwicklungsstandort für die Steuerung der weltweiten Aktivitäten der Produktlinie Achsgetriebe verantwortlich.

20 Jahre Thyrnau – Feier ohne großes Fest

Eine große Feier wird aufgrund der anhaltend unsicheren Lage und dem Verbot von Großveranstaltungen anlässlich des 20-jährigen Unternehmensjubiläums am Standort Thyrnau nicht stattfinden. Dennoch sind einige kleinere Aktionen geplant, um das Unternehmen und seine Mitarbeiter zu würdigen. Diese setzen die beiden ZF-Standorte in Thyrnau und Gotha gemeinsam um, denn die beiden Werke der ehemaligen ZF Achsgetriebe GmbH gehören bis heute zusammen.

− red