Kaum wird es herbstlicher und nassfrischer, spielt sich wieder vieles in Räumen ab – und damit rückt man sich nicht nur in Bierzelten ziemlich auf die Pelle. Damit wächst zugleich die Infektionsgefahr, wie die Nachbarregionen Stadt und Landkreis Passau zeigen. Dort, wo jüngst die Herbstdult und das Karpfhamer Fest endeten, stiegen die Werte auf gestern rund 850, was den beiden im Inzidenz-Ranking bundesweit Platz 12 und 13 einbrachte.
Im Landkreis FRG sieht es dahingehend und auch bei der Belegung von Intensivbetten besser aus (siehe auch "Corona-Zahlen" rechts). Trotzdem ist aktuell Impfen wieder ein Thema – nicht zuletzt wegen neuer Optionen. Die PNP hat bei Dr. Peter Gahbauer, ärztlicher Koordinator und Leiter des Impfzentrums Freyung-Grafenau, mal in puncto Erwartungen und Empfehlungen nachgefragt.
Ab wann sind im Impfzentrum FRG die neuen Omikron-Impfstoffe verfügbar?
Dr. Peter Gahbauer: In unserem Impfzentrum und vielen Hausarztpraxen im Landkreis sind die Impfstoffe gegen die Virusvariante BA.1 der Firmen BioNTech und Moderna bereits verfügbar. In der (laufenden) KW39 wird der der Impfstoff namens "Comirnaty Original/Omicron BA.4-5" von BioNTech/Pfizer ausgeliefert. Dieser richtet sich speziell gegen das Ursprungsvirus SARS-CoV-2 und die aktuell vorherrschenden Omikron-Sublinien BA.4 und BA.5. Neben der mRNA, die für das Spike-Protein der Stammvariante von SARS-CoV-2 kodiert, enthalten die bivalenten Vakzine mRNA, die für das Spike-Protein der Omikron-Sublinien BA.1 oder BA.4 und BA.5 kodiert.
Gibt es außerdem noch neue Corona-Impfstoffe?
Relativ neu ist der Impfstoff von Valneva. Er steht für Personen zwischen 18 und 50 Jahren zur Verfügung und muss zur Grundimmunisierung zweimal im Abstand von mindestens 28 Tagen geimpft werden. Bei diesem Ganzvirusimpfstoff mit abgetötetem Erreger und Wirkverstärker ("Todimpfstoff") basiert die Herstellung auf einer altbekannten Impfstofftechnologie. Aktuell können mit diesem Impfstoff noch keine Auffrischungen erfolgen, da die entsprechende Zulassung fehlt. Die Nachfrage für diesen Impfstoff ist bisher sehr gering.
Was empfehlen Sie?
Basierend auf der aktuellen Datenlage empfehle ich für die Grundimmunisierung (= zwei Impfungen) vorrangig einen mRNA Impfstoff (entweder von BioNTech oder Moderna) zu wählen. Für die Auffrischung stehen gegen die Omikron BA.1 Impfstoffe von BioNtech und Moderna und gegen BA.4/BA.5 Impfstoffe von BioNtech in ausreichender Menge für alle Impfwilligen zur Verfügung.
Wichtig ist zu wissen, dass die Entwicklung von Impfstoffen naturgemäß immer verzögert erfolgt. Das heißt, dass selbst durch die neusten Impfstoffe die aktuelle Virusmutation in der Regel gar nicht abgedeckt werden kann. So erwarten Wissenschaftler für den kommenden Winter, dass die derzeit vorherrschende BA.5-Sublinie durch die Omikronvariante BA.2.75.2 verdrängt wird. Entscheidend ist, dass durch eine Auffrischimpfung das Immunsystem erneut alarmiert und gestärkt wird. Auch wenn dadurch die Infektion nicht vollständig vermieden werden kann, so schützt die Impfung vor lebensbedrohlichen Verläufen.
Kann man sich den Impfstoff im Impfzentrum aussuchen?
Ja, das ist möglich. Gewählt werden kann zwischen den Impfstoffen von BioNtech, Moderna und Valneva.
Rechnen Sie in den nächsten Wochen mit einer höheren Nachfrage im Impfzentrum im Landkreis FRG?
Durch die Möglichkeit der Auffrischung mit den angepassten Impfstoffen wird die Zahl der Impfwilligen etwas ansteigen. Nachdem sich die STIKO-Empfehlung zur Auffrischimpfung derzeit auf wenige Personengruppen beschränkt, wird sich die Nachfrage aber in überschaubarer Höhe bewegen. Zudem besteht nach wie vor die Möglichkeit, sich auch beim Haus- oder Facharzt impfen zu lassen.
Wer sollte sich jetzt unbedingt impfen lassen?
Die STIKO empfiehlt in der 21. Aktualisierung ihrer COVID-19-Impfempfehlung eine weitere Auffrischimpfung für Personen ab dem Alter von 60 Jahren sowie für Personen im Alter ab 5 Jahren mit erhöhtem Risiko für schwere Covid-19-Verläufe infolge einer Grunderkrankung. Die Auffrischimpfung soll in der Regel mit einem Mindestabstand von sechs Monaten zur letzten Impfung oder vorherigen SARS-CoV-2-Infektion durchgeführt werden.
Wie schätzen Sie den Erfolg und Nutzen der Impfkampagne bisher – auch mit Blick auf den Landkreis FRG – ein?
Die Impfkampagne ist ein wichtiger Baustein zur Bekämpfung der Ausbreitung des Virus und zur Sensibilisierung und Aufklärung der Bevölkerung. Mittlerweile wissen wir, dass das Virus häufig mutiert und die Schutzwirkung der Impfung dementsprechend innerhalb von einigen Monaten nachlässt.
Ähnliches können wir bei der saisonalen Grippewille mit Influenzaviren beobachten. Ich kann mir daher gut vorstellen, dass die Corona-Auffrischung ähnlich wie die Grippeschutzimpfung im jährlichen Abstand für bestimmte Gruppen von der STIKO empfohlen wird und halte daher jährliche Aufrufe zu Impfungen gegen Influenza und Corona für sehr sinnvoll.
Gibt es maßgebliche Veränderungen in Sachen FRG-Impfzentren vor der wohl wieder aufkeimenden Impfkampagne in den "kalten Monaten" ?
Die Öffnungszeiten und der Personalbedarf werden natürlich laufend an die Nachfrage und Umstände angepasst. Derzeit ist das Impfzentrum Freyung von Mittwoch bis Samstag geöffnet (siehe Kasten oben). Zusätzliche Angebote sind momentan nicht geplant.
Kann ich ohne Voranmeldung zu Öffnungszeiten des Impfzentrums kommen?
Ja. Terminvereinbarungen sind zum jetzigen Zeitpunkt nicht nötig, sie können derzeit auch ohne Termin zu unseren regulären Öffnungszeiten bei uns vorstellig werden. Wir weisen darauf hin, dass aber gegebenenfalls mit geringen Wartezeiten zu rechnen ist.
Der regionale Arzt Dr. Peter Gahbauer ist ärztlicher Koordinator und Leiter des Impfzentrums FRG. −Foto: Karl
