175.000 Euro teurer Audi RS6
YouTuber nutzt teuren Testwagen zur Fluthilfe: So reagiert Audi

05.08.2021 | Stand 21.09.2023, 23:01 Uhr

Schmutziger als so kann ein Audi RS 6 Avant kaum werden: Vor seiner Rückgabe haben sich die Spuren des Fluthilfe-Einsatzes am Testwagen deutlich gezeigt. Inzwischen dürfte das Fahrzeug wieder wohlbehalten in Ingolstadt angekommen sein. −Foto: DK-Screenshot/ YouTube-Kanal Misha Charoudin

Der YouTuber Misha Charoudin hat spontan einen teuren Testwagen von Audi bei der Flut-Hilfezum Einsatz gebracht. Die Reaktion des Autoherstellers auf den Vorfall sorgte für Zündstoff im Netz. Jetzt hat sich Audi auf Nachfrage zu der Aktion geäußert, berichtet der Donaukurier.

Autohersteller wie Audi stellen Journalisten, Bloggern oder YouTubern regelmäßig Presse-Testwagen zur Verfügung – kostenlos, aber in der Erwartung, dass der Testfahrer den Wagen auf Herz und Nieren prüft und dann ausführlich darüber berichtet. Das hat der YouTuber Misha Charoudin auch getan, allerdings auf die etwas andere Art.

Der Audi RS 6 Avant im Fluthilfe-Einsatz

Misha Charoudin ist in Russland geboren und lebt heute nahe des Nürburgrings im Landkreis Ahrweiler. Seinem YouTube-Kanal folgen 283.000 Abonnenten. Als er Mitte Juli einen 600 PS starken Audi RS 6 Avant bekommt, will er den Sport-Kombi für seinen YouTube-Kanal auf der Nordschleife testen. Doch es kommt anders. Eine Hochwasserkatastrophe trifft Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen – Charoudins Heimatlandkreis Ahrweiler sogar besonders schwer.

In einem YouTube-Video berichtet Charoudin, dass auch sein eigenes Auto durch die Fluten irreparablen Schaden genommen hat. Der YouTuber schnappt sich den Audi RS 6 Avant und entscheidet sich, anzupacken. Der Sport-Kombi wird zum Hilfsfahrzeug. Mit dem schicken Testwagen transportiert Charoudin freiwillige Helfer, Werkzeug und Nahrung ins Katastrophengebiet. Auf Social Media wird er bald für die Aktion gefeiert. Auch Ford schaltet sich ein und stellt Autos für die Hilfsaktion zur Verfügung.

Testauto zweckentfremdet? Audi reagiert zunächst nicht begeistert

Zum Ende der zweiwöchigen Testphase fragt Charoudin bei Audi an, den Vertrag zu verlängern. Er bringt die Idee ins Spiel, den Wagen zu versteigern und die Einnahmen als PR-Aktion an die Fluthilfe zu spenden.

Bei den vier Ringen stößt der Vorschlag auf wenig Begeisterung. In einer recht knappen Mail heißt es, dafür sei "ein Testwagen wie der RS 6 nicht bestimmt – ebenso wenig wie ein kaputtes Privatfahrzeug zu ersetzen". Charoudin solle den RS 6 zum Vertragsende in tadellosem Zustand zurückbringen.

Social-Media-User kritisieren den Konzern für die Reaktion

Charoudin macht die Abfuhr publik, das Video provoziert einen Shitstorm. Audi kassiert harsche Kritik auf Social Media. "Enttäuschende Haltung", "moralisch verwerflich" schreiben User etwa auf Instagram, "Lasst die vier Ringe im Matsch liegen", ein anderer auf YouTube. Grund genug für Misha Charoudin, in einem neuen Video einiges klarzustellen und für unsere Zeitung, bei Audi nachzufragen, wie man zu dem Vorfall steht.

175.000 Euro teuren Wagen gewaschen zurückgebracht

Charoudin bringt den 175.000 Euro teuren Wagen gewaschen zurück und veröffentlicht einen Fahrbericht auf YouTube, in dem er sich am Ende bei Audi entschuldigt und verspricht, künftig vorsichtiger zu sein. Als Reaktion auf die vielen harschen Nachrichten gegenüber Audi erstellt der YouTuber sogar noch ein Folgevideo, in dem er die gesamte Geschichte aufarbeitet, den Mail-Verkehr mit dem Konzern veröffentlicht und betont, der Hass gegen Audi-Mitarbeiter sei unverdient, schließlich gehe es hier lediglich um die Mail eines Einzelnen – ebenso wenig habe er mit der Aktion die Marke schädigen wollen. Trotzdem bleibt Charoudin weiterhin bei seinem Vorgehen und zeigt sich irritiert aufgrund der abwehrenden Haltung des Konzerns, die durch die Mail deutlich geworden sei.



So äußert sich Audi zu dem Vorfall

Audi hingegen betont auf Nachfrage des Donaukurier, man arbeite bereits seit Jahren vertrauensvoll mit Misha Charoudin zusammen. Der Konzern engagiere sich für die Opfer der Flutkatastrophe. Auch in diesem Fall habe die Hilfe für Flutopfer die volle Unterstützung des Konzerns gehabt. "Audi hat gegenüber Misha Charoudin nicht vermittelt, dass das Unternehmen mit dem Einsatz des Audi RS 6 Avant als Hilfsfahrzeug nicht einverstanden wäre", schreibt ein Sprecher des Konzerns, auch wenn das Fahrzeug im Vorfeld nicht für diesen Zweck vorgesehen war. Man habe sich in einer anderen Nachricht an Charoudin sogar über "diesen positiven Einsatz gefreut", heißt es weiter. Das Auto musste jedoch turnusmäßig zurückgegeben werden.

Warum der Vorschlag von Charoudin dann trotzdem nicht offene Türen eingerannt hat, dazu äußert sich der Konzern nicht. Unterstützen wolle man die Flutopfer aber durchaus, die Spendensumme, die in der Audi-Belegschaft gesammelt wird, will das Unternehmen um eine sechsstellige Summe erhöhen.