Tierwohl wird großgeschrieben
Wird ein Geiselhöringer Landwirt des Jahres?

07.10.2022 | Stand 22.09.2023, 4:55 Uhr

Wollen den Hühnern ein glückliches Leben bieten und gleichzeitig erfolgreich ihre Eier, Nudeln und den Eierlikör direkt vermarkten: Kathrin und Thomas Strauß. −Foto: mel

Geiselhöring.Thomas und Kathrin Strauß aus Geiselhöring halten rund 10.000 Hühner und sind als Direktvermarkter aktiv – von Eiern, aber auch von Nudeln. Vor allem das Tierwohl schreiben die beiden Landwirte groß. Nun ist Thomas Strauß als „Landwirt des Jahres“ in der Kategorie Geflügelhalter im Rennen.

Im „Wintergarten“ herrscht gemütliche Betriebsamkeit. Einige hundert der insgesamt 10.000 Legehennen der Familie Strauß aus Geiselhöring tummeln sich hier. Und sie fühlen sich tierisch wohl. Die Tiere glucksen zufrieden und stolzieren durch den hellen Innenauslauf. Wie auch innerhalb der großen Ställe auf dem Betrieb, ist er sauber mit Stroh eingestreut. Und die Hühner können daher das tun, was sie zu 70 Prozent des Tages gerne tun: Sie scharren und sie picken. Das machen sie auch ausgiebig. Denn diesen Instinkt haben sie bei ihrer Geburt ins Nest gelegt bekommen – damit sucht ein Huhn eigentlich seine Nahrung. Thomas Strauß und seine Frau Kathrin haben sich genauestens mit Hühnerverhalten auseinandergesetzt und bieten ihren Tieren exakt das, was sie brauchen. Deshalb geht es für sie am 12. Oktober auch um den Ceres Award.

Thomas Strauß könnte dann in der Kategorie Geflügelhalter „Landwirt des Jahres“ bei dieser höchsten landwirtschaftlichen Auszeichnung in Deutschland werden. Unter den besten drei teilnehmenden Geflügelhaltern in der Bundesrepublik, die sich beworben haben, ist er durch seine Nominierung als Finalist schon gelandet. Es fühlt sich schon an wie ein Sieg. „Es ist eine tolle Bestätigung, dass wir es soweit geschafft haben. Wir fahren mit Spannung, aber nicht mit großer Anspannung zur Siegerehrung. Wenn es nicht klappt, dann freuen wir uns dennoch, dass wir so weit gekommen sind“, so der 45-jährige.

Nicht die erste Bewerbung

Schon im Vorjahr hat es das Ehepaar Strauß, das seit 2003 den Hof betreibt und drei Kinder hat, für den Ceres Award beworben. Da hat es noch nicht geklappt. „Wir haben einfach gedacht, wir versuchen es nochmal“, sagt Thomas Strauß. Die Idee kam über einen Fotografen, der vor einiger Zeit auf dem Betrieb war und für das Projekt „Einsicht für die Tierhaltung“ der IMA (Information Medien Agrar) Fotos machte. Er ist auch für Ceres im Einsatz und riet: „Bewerbt’s euch doch“, wie Thomas Strauß zurückblickt.

Gesagt, getan. Als dann im Kroatienurlaub tatsächlich eine WhatsApp von befreundeten Landwirten kam, dass sie zur Nominierung beim Ceres Award gratulieren, fielen Thomas und Kathrin aus allen Wolken und freuten sich riesig. Dass ihr Konzept, auf die Bedürfnisse der Hühner so gut wie möglich einzugehen, auch Anklang findet, freut sie sehr. „Wir sehen die Tierhaltung aus der Sicht des Huhnes. Wir setzen die Hühnerbrille auf“, erklärt der studierte Landwirt. Das bedeutet zu Beispiel, dass man den Tieren das Scharren und Picken und die Körperpflege im Sand ermöglicht, wichtige Grundbedürfnisse. Dabei lernt die Familie Strauß nie aus, entwickelt sich immer weiter. Thomas und Kathrin nehmen daher auch sooft es geht an speziellen Programmen teil, in denen die Tierhaltung weiterentwickelt wird, zum Beispiel zur Darmgesundheit. Das Getreide für die Tiere baut der Landwirt auch selber an. Und es gibt auch eine eigene Futtermühle am Hof.

Eier und Nudeln im Angebot

Auch Hartweizen und Dinkel baut er selber an. Diese sind wichtig für die Nudelproduktion. Denn die Familie Strauß vermarktet nicht nur pro Tag rund 9000 Eier direkt selbst an Bäckereien, Metzgereien, Gemüsebauern, Restaurants, kleinere EDEKA-Märkte, Altenheime, Krankenhäuser und auf dem Markt, sondern produziert auch Nudeln selber. Und zwar, um die Brucheier nicht wegschmeißen zu müssen. Es gibt die verschiedensten Kreationen – von Klassikern wie Spirelli oder Spaghetti gibt es auch Bier-, Bärlauch- und Kürbisnudeln, die es zum Beispiel in Hofläden oder auch in der Schmankerlkiste gibt. Diese beinhaltet regionale Produkte und wurde von Kathrin Strauß ins Leben gerufen. Sie ist auch im heimischen Hofladen erhältlich – Direktvermarktung durch und durch. Auch der selbst hergestellte Eierlikör findet hier seine Bühne.

Die 41-Jährige ist eigentlich gelernte Bankerin und kommt aus Oberbayern, hat sich aber auf dem Betrieb so richtig in alles eingefuchst. Besonders die Öffentlichkeitsarbeit liegt der dreifachen Mama mit der energiegeladenen Ausstrahlung sehr am Herzen. Sie will ein Bewusstsein für die heimische Landwirtschaft schaffen sowie ihr Image verbessern und heißt daher auch gerne Schulkinder auf dem Hof willkommen, zum Beispiel im Rahmen der Unterrichts-Projektwoche „Schule fürs Leben“. Auch führt sie mit viel Engagement den Facebook- und Instagram-Account von Strauß Ei. „Wenn man mit Öffentlichkeitsarbeit punkten kann, dann könnten wir beim Ceres Award schon Chancen haben“, glaubt sie.

Jury nahm den Betrieb genau in den Blick

Wie bei Ceres üblich, sah sich eine dreiköpfige Jury ausgiebig auf dem Betrieb um. Dieser wurde von Thomas Strauß‘ Vater in den 60er Jahren aufgebaut, ebenfalls als Legehennenbetrieb. „Er fuhr zum Beispiel mit dem Zug nach Regensburg, um dort Eier zu verkaufen“, blickt der Sohn zurück. Damals war Käfighaltung das Gebot der Stunde, und niemand zweifelte sie an. Als der heutige Betriebsinhaber jedoch im Jahr 2003 den Hof übernahm, wurde diese verboten, und es galt, Alternativen zu suchen. Thomas Strauß hat sich eingehend mit moderner Hühnerhaltung, die an den Bedürfnissen der Tiere orientiert ist, beschäftigt – und ist heute ganz glücklich, wenn er einmal Zeit findet, seine ebenfalls ganz glücklichen Hühner zu betrachten. Er will weiter dazulernen und immer noch immer besser werden in seiner Haltungsform. Die Ceres-Nominierung ist eine großartige Bestätigung dafür, dass er sich vor beinahe 20 Jahren auf den richtigen Weg gemacht hat.

− mel