Grafenau/Falkenstein
Wird der Estrich grichtsmaßig?

12.05.2021 | Stand 21.09.2023, 23:33 Uhr

Im Haus zur Wildnis in Ludwigsthal muss in der neuen Dauerausstellung der komplette Estrich wieder entfernt werden, da dieser schwere Mängel aufzeigt. Nationalparkleiter Dr. Franz Leibl (re.) informierte sich im März über den Baufortschritt, als das Foto entstand. −Foto: Archiv/NPV

Von "Pfusch am Bau" war bei der erst kürzlich stattgefundenen Sitzung des kommunalen Nationalparkausschusses die Rede. Der Boden in der neuen Ausstellungshalle im Haus zur Wildnis muss erneut saniert werden, erklärte Dr. Franz Leibl, Leiter der Nationalparkverwaltung.

Schritt für Schritt sei man bei der neuen Dauerausstellung im Nationalparkzentrum Falkenstein bei Ludwigsthal vorgegangen. Alleine die Angebots-Ausschreibung für den Boden habe lange gedauert und wurde letztlich an den billigsten Anbieter vergeben. "Genau das war auch der Estrich", so Leibl. Jetzt sei man diesbezüglich im Rechtsstreit mit dem Anbieter und habe gerade angefangen, den mangelhaften Bodenbelag herauszureißen. Wann die Dauerausstellung eröffnet werden könne, das lasse sich bis zum jetzigen Zeitpunkt nicht genau sagen, erklärte der Nationalparkleiter weiter.

Es gebe für 2021 jedoch weitere bauliche Planungen, die mehr Erfolg versprechen würden: die bestandsorientierte Sanierung der Gfällstraße bei Spiegelau und der Aufbau einer neuen Besucherinfrastruktur am Wistlberg bei Mauth als "Schaufenster der Region". Außerdem soll das Waldschmidthaus am Rachel einen Anbau bekommen und ebenfalls saniert werden. "Der Anbau wird sich über die kommenden Jahre hinwegziehen. Wenn alles fertig ist, wird das Schutzhaus Platz für bis zu zwölf Personen zum Übernachten bieten", sagte Leibl. Die neuen WCs sollen in den Anbau kommen und dadurch für Wanderer von außen zugänglich gemacht werden. "Für die Bergwacht wurde auch gesorgt. Sie bekommt ein eigenes Zimmer für Patienten und Arbeitsmittel zur Verfügung gestellt."

Daneben sollen heuer auch die Besucherinfrastruktur und das Besuchermanagement weiter verbessert werden. Dazu zählen: die Qualitätssicherung der Radwege, die Kompletterneuerung des Bohlensteiges im südlichen Filzwald; die Fertigstellung des Seelensteiges; die Neugestaltung des Parkplatzes Graupsäge, der vergrößert werden soll, damit die Anwohner gerade zu Stoßzeiten entlastet werden können, und die Entwicklung des Verkehrskonzepts Nationalparkregion, bei dem auf jede Kommune einzeln Bezug genommen werden soll.

Zu den laufenden Forschungsprojekten stellte Leibl dem Gremium nur eine kleine Auswahl vor: Biodiversität – Langzeitmonitoring; Bewegungsökologie von Wildschweinen in Abhängigkeit von Umweltfaktoren und die wissenschaftliche Untersuchung zur Rolle von Wildschweinkadavern im Rahmen des Ausbruchsgeschehens der Afrikanischen Schweinepest. Dabei sei der Nationalpark bei den Projekten Dienstleister für übergeordnete Behörden.

Weitere Forschungsprojekte seien beispielsweise die Risikoabschätzung für Wildtiere durch den invasiven Parasiten Großer Amerikanischer Leberegel und die Optimierung von Naturschutzleistungen und der Erholungsnutzung in Großschutzgebieten zur Entscheidungsunterstützung für das Schutzgebietsmanagement.

Außerdem stünde der Naturschutz weiter ganz oben auf der Agenda des Nationalparks. Dazu gehöre z.B. die Reptilienkartierung einschließlich des Baus einer Reptilienanlage im Tierfreigelände am Lusenzentrum. Des Weiteren will die Nationalparkverwaltung ein Natura 2000-konformes Waldmanagementkonzept erarbeiten. "Wir können die Borkenkäfer nicht wie früher bekämpfen, sondern müssen die Richtlinien von Natura 2000 achten", erklärte Dr. Franz Leibl dem Ausschuss.

Prof. Dr. Jörg Müller präsentierte die Fortschreibung des Nationalparkplans. Dabei stellte er die Grundsätze und Voraussetzungen, sowie die aktiven Maßnahmen zum Schutz verschiedener Lebensräume und der Artenvielfalt vor.

Bei den aktiven Maßnahmen zum Schutz von Moorlebensräumen führte Müller aus, dass die Renaturierung von Hochmooren weitestgehend abgeschlossen sei und man am Grabenverschluss in den Moorwäldern arbeite. "Der Biber ist da aber mittlerweile eine gute Hilfe", sagt e der stellvertretende Nationalparkleiter.

Dazu erinnerte sich Regens Landrätin Rita Röhrl an ein Zitat und wollte das den Mitgliedern nicht vorenthalten: "Der Biber ist das beste Beispiel dafür, dass Fleiß allein nicht beliebt macht."

Einstimmig erteilte der kommunale Nationalparkausschuss sein Einvernehmen zur Fortschreibung des Nationalparkplans im Arten- und Biotopschutz.