Drei Fragen an Mercedes-Entwicklungschef Markus Schäfer
“Wir wollen unseren Kunden Zeit zurückgeben”

21.03.2022 | Stand 21.03.2022, 9:07 Uhr

Mercedes-Entwicklungschef Markus Schäfer

SP-X/Los Angeles. Mercedes treibt das autonome Fahren konsequent voran. Als weltweit erster Hersteller bringen die Stuttgarter jetzt das Level 3-System auf den Markt, bei dem die Verantwortung an das Auto übergeben wird. Wir fragten den Entwicklungschef Markus Schäfer, wie es weitergeht.  

1.) Gefühlt ist das autonomes Fahren nicht mehr so im Fokus wie noch vor ein paar Jahren. Woran liegt das?

Da bin ich ganz anderer Meinung. Automatisiertes Fahren ist einer der wichtigsten und größten Trends in dieser Dekade. Als wir noch vor ein paar Jahren von selbstfahrenden Autos sprachen, klang das für viele nach Science-Fiction. Heute können unsere Kunden bereits Level-2-Assistenz-Systeme nutzen, die den Fahrer unterstützen. Bald können sie mit dem Drive Pilot in Deutschland Level-3-Systeme tatsächlich erleben und damit hochautomatisiert fahren. Damit übernimmt zum allerersten Mal in der Geschichte ein Fahrzeug „offiziell“ die Fahraufgabe. Wir werden mit großen Kapazitäten und Fokus auf Innovation in diesem Feld intensiv daran arbeiten, unseren Kunden dann, wenn sie es wollen Zeit zurückzugeben beim Fahren.  

2.) Wie realistisch ist vollautomatisiertes Fahren nach Level 4 noch in diesem Jahrzehnt?

Mit dem Erhalt der ersten international gültigen Genehmigung für ein Level-3-System haben wir einen großen Meilenstein auf dem Weg zum vollautomatisierten Fahren erreicht. Damit ist der Weg für weitere Automatisierung definitiv geebnet. Es gibt aber noch viel zu tun, beispielsweise im regulatorischen Bereich und natürlich bei der Technologie. Aber es geht uns nicht darum, schnellstmöglich irgendein System auf die Straße zu bringen. Viel mehr ist größtmögliche Sicherheit für unsere Kunden das, was uns bei jeder Innovation antreibt.

3.) Welche Rolle spielt die künstliche Intelligenz beim autonomen Fahren?

Die intelligente Kombination von Soft- und Hardware eröffnet uns ungeahnte Möglichkeiten, das Kundenerlebnis im Auto völlig neu zu gestalten. Wir kümmern uns um Chips, Sensorik, Algorithmen, selbst erstellte Software und natürlich KI und Machine Learning. Das sind die neuen Disziplinen, die uns in unserer Ambition „Lead in Car Software“ jeden Tag ein Stückchen näherbringen.