Passau
Wegen Corona fährt keiner Bus: Neuer Fahrplan gestoppt

01.12.2020 | Stand 01.12.2020, 17:53 Uhr

Die Stadt hat es selbst dokumentiert: Viele Busse fahren jetzt fast leer – keine gute Zeit, weitere 1,5 Millionen Euro zu investieren. −Foto: Stadt

Corona wirkt sich nach Feststellung der Stadtwerke auch gravierend auf den Bus-Linienverkehr in Passau aus – es fahren ganz einfach viel weniger Fahrgäste mit. Der Stadtratsausschuss für Stadtentwicklung und Mobilität hat am Dienstag deshalb einstimmig beschlossen, die vorgesehenen Verbesserungen des Fahrplan-Konzepts zu verschieben und bereits eingeführte Angebote wieder zurückzunehmen. Das Konzept bleibt zwar bestehen, wird aber erst später umgesetzt. Auf der Linie 9 entfällt die probeweise vorgenommene Verlängerung bis zur Wendeplatte Königschaldinger Straße wieder.

OB Jürgen Dupper, der die Sitzung leitete, gab der PNP gegenüber eine Begründung ab: "Aufgrund der zahlreichen Einschränkungen seit März dieses Jahres aufgrund der Corona-Pandemie ist nicht verwunderlich, dass das Fahrgastaufkommen in unseren Linienbussen deutlich zurückgegangen ist. Auch die verständliche Zurückhaltung bei den Bürgern, die aufgrund der Infektionszahlen trotz Maskenpflicht in den Bussen lieber auf Individualverkehr setzen, trägt erheblich zu dem Rückgang bei. Unter diesem Aspekt ist es nicht vertretbar, zum jetzigen Zeitpunkt das Serviceangebot auszubauen." Die Verstärkerbusse für die Schülerbeförderung würden aber selbstverständlich weiter angeboten.

Mit Beginn der Pandemie gingen die Fahrgastzahlen auf den Linien der Stadtwerke-Tochter Verkehrsbetriebsgesellschaft Passau VBP sehr stark zurück. Zählungen im August, September und Oktober ergaben eine durchschnittliche Auslastung der gesamten Linien von gerade einmal 18 Prozent.

Unter diesen Voraussetzungen soll die geplante und bislang zurückgestellte Umsetzung des neuen Fahrplankonzepts in diesem Jahr nicht mehr realisiert werden. Dies war der Vorschlag an den Ausschuss, der dem zustimmte. Das Thema wird nächstes Jahr wieder behandelt und dann gegebenenfalls ein Realisierungszeitpunkt beschlossen. Auf Anregung von Stefanie Auer (Grüne) wurde in den Beschluss aufgenommen, dass die Entscheidung sicher rechtzeitig vor dem Jahresende 2021 erfolgt.

Zurückführen lässt sich laut Begründung der Rückgang unter anderem auf den Lockdown im Frühjahr, vermehrten Umstieg auf Homeoffice, die Regelungen für die Uni, die aktuell erneut Präsenzveranstaltungen untersagen, und die sicher vorhandene Angst der Fahrgäste vor einer erhöhten Infektionsgefahr durch Nutzung des ÖPNV. Konsequenz ist dann der Umstieg auf individuelle Verkehrsmittel. Dr. Achim Spechter (Grüne) ruft dennoch zur Nutzung des ÖPNV auf: "Angst muss man nicht haben. Die Hygieneregeln werden von den Busfahrern und den Stadtwerken einwandfrei umgesetzt." Diesen Eindruck bestätigt auch OB Dupper.

Auf den Linien 3 (Bäckerholz), 4 (Hals) und 3/4 (Innstadt) betrug die Auslastung im September jeweils nicht mehr als 11 Prozent. Auch im Vergleich zu 2018 entstand ein deutlicher Rückgang auf allen Linien, ausgenommen City-Linie. Spitzenreiter ist die Linie 9, deren Fahrgastaufkommen im Vergleich zu 2018 um 45 Prozent zurückging, gefolgt von der Linie 6 mit einem Rückgang von 36 Prozent und der Linie 7 mit einem Rückgang von 33 Prozent.

Die Einführung der ursprünglich angekündigten Verbesserungen würde eine Mehrbelastung von jährlich 370000 Kilometern verursachen. Um das zu schaffen, müsste die VBP zwölf Busfahrer mehr einstellen. Zusätzlich müssten die Leistungen von Subunternehmern um acht Busse erweitert werden. Die Kostenkalkulation nennt dafür Mehrkosten von 1,5 Millionen Euro pro Jahr. Diese Kosten stehen in keinem Verhältnis zu der aktuellen Auslastung.

Erste Änderungen des Fahrplans mit zahlreichen Verbesserungen für das Liniennetz hatte es heuer im März gegeben. Darunter waren die schnellere Anbindung Kastenreuth/ Zieglreuth/ Grubweg, die Erschließung von Thann durch die neue Linie 14 und die bessere Erreichbarkeit Ries/ Rennweg/ Oberhaus durch die Kleinbuslinie K5. Die Linie 9 wurde versuchsweise ab Mitte Juni bis zur Wendeplatte Königschaldinger Straße verlängert.

Weil die neuen Angebote auch nach der Unterbrechung im Rahmen des reduzierten Fahrplans während der Ausgangsbeschränkung im Frühjahr nicht angenommen wurden, sollen sie zum nächstmöglichen Zeitpunkt wieder eingestellt werden. Auch die probeweise Verlängerung der Linie 9 wird nicht beibehalten. Die Verstärkerbusse für die Schülerbeförderung bleiben davon zunächst unberührt.

Angesichts der Infektionszahlen gehen Stadt und Stadtwerke davon aus, dass sich diese Situation mindestens über die Wintermonate nicht verändern wird.

Zu den weiteren im Konzept vorgesehenen Verbesserungen zählen die Anbindung der JVA Königschalding und dadurch die schnellere Verbindung zwischen Neustift und Rittsteig, 15-Minuten-Takt für Kohlbruck, Verbesserung für Maierhof und Schalding l. d. D. und eine Abfederung der Fahrgastspitzen durch einen "Campus-Bus" im Bereich Spitalhofstraße/ Innstraße.