Burghausen/München
Wasserstoffprojekt von Wacker in der engeren Auswahl

100 Millionen Euro sollen in der Region investiert werden

31.03.2021 | Stand 22.09.2023, 2:19 Uhr

−Foto: dpa

Das von der Wacker Chemie AG bei der Europäischen Union zur Förderung eingereichte Projekt für den Bau eines Anlagenkomplexes zur Herstellung von grünem Wasserstoff und erneuerbarem Methanol am Standort Burghausen kommt in die nächste Auswahlrunde. Das gab der Münchner Chemiekonzern am Mittwoch bekannt.

Der Förderantrag sieht vor, dass Wacker gemeinsam mit der Linde GmbH eine Elektrolyseanlage mit einer Leistung von 20 Megawatt errichtet, in der aus Wasser mit Hilfe von Strom aus erneuerbaren Quellen Wasserstoff produziert wird. Ein weiterer Baustein des Projekts ist Wackerangaben zufolge eine Syntheseanlage, in der der Wasserstoff mit Kohlendioxid aus bestehenden Produktionsprozessen zu erneuerbarem Methanol weiterverarbeitet wird. Die Kapazität dieser Anlage soll bei 15.000 Tonnen pro Jahr liegen. Sowohl Wasserstoff als auch Methanol sind wichtige Grundstoffe für chemische Produkte, etwa für Silicone. Im Vergleich zu den bestehenden Herstellungsprozessen ließen sich mit den neuen Verfahren nach Angaben des Konzerns die CO2-Emissionen um etwa 80 Prozent senken.

Das Investitionsvolumen für das Projekt mit dem Namen RHYME (Renewable Hydrogen and Methanol) Bavaria liegt bei 100 Millionen Euro. Wacker hat dafür Förderanträge bei der EU und beim Bundesumweltministerium eingereicht. Die beantragte Summe liegt laut Wacker im höheren zweistelligen Millionenbereich. Generell unterstützt die EU über ihren "Innovation Fund" innovative kohlenstoffarme Technologien und Prozesse in energieintensiven Industrien bis 2030 mit insgesamt zehn Milliarden Euro.

Wie es seitens Wacker weiter heißt, hat sich das Projekt jetzt in einer Vorauswahl gegen mehrere hundert andere Vorhaben durchgesetzt. Für die Teilnahme an der nächsten Auswahlrunde bereiten die Projektpartner nun den detaillierten Förderantrag vor. Sollten die beantragten Mittel genehmigt werden, so könnte der Bau der Anlagen laut Wacker-Angaben bereits Anfang 2022 beginnen, die Inbetriebnahme wäre noch vor Ende des Jahres 2024 möglich.

Als Schlüssel für eine klimaneutrale Produktion bezeichnet Vorstandschef Rudolf Staudigl die Elektrifizierung der Industrie. Erforderlich dafür seien große Mengen von Strom aus erneuerbaren Quellen zu international wettbewerbsfähigen Preisen von unter vier Cent pro Kilowattstunde. "Klar ist aber: Ohne verlässliche Rahmenbedingungen für einen langfristig profitablen Betrieb wird sich ein erfolgreicher, großtechnischer Einstieg in die Wasserstofftechnologie nicht realisieren lassen", so der Vorstandsvorsitzende weiter.

Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger begrüßt die jetzige Entscheidung der EU: "Mit dem geplanten Bau des Elektrolyseurs am Standort Burghausen stellt die Wacker Chemie AG die richtigen Weichen im Chemiedreieck auf dem Weg in eine nachhaltige Wasserstoffwirtschaft. Es handelt sich hier um ein Leuchtturmprojekt für Bayern, von dem die gesamte Industrie am Standort profitiert", erklärte Aiwanger laut Mitteilung.

Langfristig hofft man bei Wacker, in der Region Burghausen den bereits bestehenden Wasserstoffverbund in ein bayerisches Zentrum für grünen Wasserstoff überführen zu können. Auf diese Weise könnten Produkte wie Silicone und Silicium für Photovoltaikanwendungen, aber auch Bau- und Treibstoffe klimaneutral hergestellt werden, so der Konzern.

− red