Was passiert mit dem freien Arzt-Sitz?

Hoffnung auf Nachfolger für Dr. Christian Ionescu

07.11.2020 | Stand 07.11.2020, 4:00 Uhr

Bodenmais. "Kommt ein Arzt oder werden die Patienten aufgeteilt?" Diese Frage wollte Markträtin Renate Fritz (CSU) in der jüngsten Sitzung beantwortet haben. Hintergrund war die Schließung der Praxis von Dr. Christian Ionescu. Bürgermeister Joachim Haller war nicht darüber informiert, ob der Arzt bei der zuständigen Stelle abgemeldet ist. "Wenn ein Hausarzt aufhört und es keinen Nachfolger gibt, verfällt die Stelle nach drei Monaten", sagte der Rathauschef in der Sitzung. Haller führte die Überversorgung an, die im Versorgungsbereich Zwiesel bestehe, zu dem auch Bodenmais gehört, und kündigte eine Nachfrage bei der entsprechenden Stelle an.

Die Kassenärztliche Vereinigung Bayern (KBV) hat auch dem Bayerwald-Boten bestätigt, dass Dr. Christian Ionescu, Facharzt für Innere Medizin, zum 30. September seine Praxistätigkeit beendet hat. Die Praxis in der Bahnhofstraße ist geschlossen. Ob es Bewerber um diesen halben Arztsitz gibt, dazu "können wir aus Datenschutzgründen keine weiteren Angaben machen", so die Information von Michael Stahn, Fachreferent der Stabsstelle Kommunikation bei der KBV.

Bodenmais gehört laut Stahn zum hausärztlichen Planungsbereich Zwiesel. Dieser weise einen Versorgungsgrad von 109,92 Prozent auf. "Wir als Kassenärztliche Vereinigung Bayerns sind niederlassungswilligen Ärzten gern bei ihrem Vorhaben behilflich", betont der Fachreferent. Bürgermeister Joli Haller hat in Erfahrung gebracht, dass für die Versorgungsregion Zwiesel (mit Bodenmais) der Versorgungsgrad neu berechnet worden ist. Nach dieser Berechnung ist abgesehen von Dr. Ionescus halbem Sitz ein weiterer halber Sitz frei. "Ein ganzer Sitz dürfte leichter zu besetzen sein als ein halber", ist der Bodenmaiser Bürgermeister zuversichtlich. Mit der Praxisschließung von Dr. Ionescu ist ein Übergabeverfahren eröffnet. Das bedeutet: Dieser halbe Sitz ist sechs Monate lang für einen Nachfolger reserviert. Sollte sich während dieser Zeit niemand finden, verfällt er trotzdem nicht, wie Haller erfahren hat. Das nehme zeitlichen Druck weg auf der Arzt-Suche.

Weil sich auch Bodenmais‘ Nachbargemeinde Arnbruck einen Hausarzt wünscht, denkt Haller nicht ausschließlich lokal, sondern über den Bodenmaiser Tellerrand hinaus. Im Zweifelsfall sei ein Arzt in Arnbruck besser als gar keiner.

Dass Bodenmais kein unattraktives Pflaster für eine Hausarztpraxis zu sein scheint, beweisen laut Haller Anstrengungen des früheren Hausarztes Dr. Fritz Robitzsch, der in Bodenmais sogar expandieren wollte. "Wir werden aktiv werden", sagt er zu dem "kleinen Rennen", das mit der Arzt-Suche eröffnet ist.

− wm/igf