Deggendorf
Was der Schrot über ein Haus verrät

31.08.2012 | Stand 31.08.2012, 17:08 Uhr

Holz wird seit Urzeiten vielfältig genutzt. In den waldreichen Gegenden des Landkreises Deggendorf diente es vor allem als leicht verfügbares Baumaterial, als Brennstoff und vielfältiger Werkstoff. Sechs sehenswerte Objekte für die Nutzung von Holz als Baustoff und als Kunstobjekt präsentiert der Landkreis heuer beim Tag des offenen Denkmals am 9. September.

 Zwei typische Bauernhaus-Modelle erläutert vorab fachkundig Kreisheimatpfleger Florian Jung: Das ehemalige Wohnstallhaus ist zweigeschossig mit einem teilweise ausgemauerten Blockbau mit Flachsatteldach errichtet. Optisch prägend sind der umlaufende Schrot (Balkon) und der Hochschrot. Das Anwesen aus dem 18. Jahrhundert besticht durch kunstvoll ausgearbeitete Balkenkopf-Verzahnungen der Wandeinbindungen. Typisch für Blockbauten ist das Eingreifen der Zwischenwände in die Außenwand. Hier im speziellen handelt es sich beispielsweise um die Form einer Kirche mit zwei Türmen.

 Energie war auch schon vor rund 200 Jahren knapp und wertvoll und daher die Energieeinsparung ein zentrales Thema. Das alte Bauernhaus löste das Problem mit sogenannten Zweifachfenstern als Zargen-Doppelfenster. Die parallelen Einscheibenfenster (je eines im Außen- und eines im Innenbereich) bilden dazu einen Isolationsraum und sorgen für einen minimalen Wärmeverlust. Die äußeren "Winterfenster" wurden meistens im Sommer ausgehängt.

Aufwändig kunstvoll gestaltete Schrote dominieren das ehemalige Wohnstallhaus der Familie Streicher, datiert auf das 18. Jahrhundert. Schrote entwickelten sich im Laufe der Zeit zu Bauteilen, mit denen die Bauern ihren Wohlstand zur Schau stellen wollten.

Beim Haus der Familie Streicher handelt es sich um gedrechselte Baluster nach dem Vorbild von Säulen in Barockkirchen und insofern um einen sehr dekorativen Schrot.

 Diese Schrote (abgeleitet von "schröten" = schneiden) ruhen auf Vorköpfen von Balken, die in den Blockbau eingebunden sind. Die entsprechenden Balken sind nicht fassadenbündig abgeschnitten, sondern ragen mit Vorköpfen aus der Fassade heraus.

Schrote waren gerne an den besonnten Fassadenseiten angebracht und dienten ursprünglich als Wirtschaftsraum, z. B. zum Trocknen von Flachs, Schindeln, Bettfedern oder zum Aufstellen von Bienenkörben. Aufenthaltsort zum Relaxen für die Bewohner war der Schrot in der guten alten Zeit daher kaum.

Offiziell eröffnet wird der tag des offenen Denkmals am 9. September um 13.30 Uhr in Datting, Gemeinde Lalling, im Bauernhaus der Familie Wallinger. Dort stellt auch das Netzwerk Forst und Holz den Baustoff Holz vor, als traditionelle und gleichzeitig hochmoderne hei-mische Ressource. Beratungen und Infos gibt es kostenlos dazu.

 − dz

Mehr dazu in der Deggendorfer Zeitung vom 1. September.