Sachbuch
Warum wir Menschen Monster brauchen

11.01.2018 | Stand 11.01.2018, 6:00 Uhr

Die Monster-Echse Godzilla stammt aus Japan. Sie wurde ersonnen unter dem Eindruck der Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki. Unser Bild entstand bei einem Straßenfest in Tokio. − Foto: dpa

In der Steinzeit kamen die Monster in unsere Welt. Etwa 40000 Jahre alt ist eine Zeichnung in der Karsthöhle im französischen Chauvet, die ein Ungetüm zeigt, halb Mensch, halb Tier: Aus dem Unterleib einer Frau wächst der Oberkörper und der Kopf eines Stieres. Die Zeichnung dieses geheimnisvollen Mischwesens befindet sich an der Wand eines urzeitlichen Kultplatzes. Ein Beleg dafür, dass die Geschichte der Monster eng mit dem Kultischen, Magischen, ja Übersinnlichen verknüpft ist. Gibt es von hier eine Verbindung zu den Zombies, Aliens und Monstern der Moderne?

Dieser Frage geht der Wissenschaftsjournalist Hubert Filser in seinem Buch "Menschen brauchen Monster" nach. Die Ungeheuer, so Filser, sollen uns zum einen vor drohenden Gefahren und Versuchungen warnen, zum andern verkörpern sie die tiefsitzenden Ängste, die dunkle Seite in uns selbst. Diese Motive haben sich über die Jahrtausende nicht geändert, nur die Monster haben sich den Zeiten angepasst. So schuf Mary Shelley Anfang des 19. Jahrhunderts in ihrem Roman "Frankenstein" ein menschliches Monster. Die missratene Kreation des Forschers Viktor Frankenstein, entstanden aus dem Wahn des Menschen, selbst zum Schöpfer zu werden, verkörperte das Unbehagen vor der damals neuen Wunderwelt der Technik und ihren scheinbaren Verheißungen. Das japanische Filmmonster Godzilla, das 1954 das Licht der Welt erblickte, ist als Sinnbild des Schreckens nach den verheerenden Atombombenabwürfen von Hiroshima und Nagasaki entstanden. Sehr überzeugend stellt der Autor den psychologischen Hintergrund dar, warum der Erfolg der Monster in uns selbst begründet ist . . .

Hubert Filser: Menschen brauchen Monster. Alles über gruselige Gestalten und das Dunkle in uns, Piper Verlag, 288 Seiten, 20,00 Euro

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