Ruhpolding/Reit im Winkl
Waldbahn wieder lebendig gemacht

Hans Loferer baute ein sehenswertes Modell – Sogar der Abort darf nicht fehlen

26.09.2022 | Stand 21.09.2023, 0:16 Uhr
Ludwig Schick

Unmengen von Holz stapeln sich am Holzlagerplatz, aufgeschichtete Rundlinge, Balken und Bretter warten auf ihren Abtransport, Güterwaggons stehen auf den Gleisen parat, ein Laster fährt zwischen den Bäumen vor – Alltag am Waldbahnhof in Ruhpolding, wie vor 100 Jahren. Eingefangen hat diese Szene der begeisterte Modellbauer Hans Loferer für die Sonderausstellung "100 Jahre Waldbahn Ruhpolding – Reit im Winkl" in der Alten Schule in Ruhpolding, die noch bis einschließlich Montag, 3. Oktober (Tag der Deutschen Einheit) läuft.

Was damals in der Realität auf gut 30 Kilometern Trassenstrecke den Holztransport und die Personenbeförderung erleichterte, wird derzeit im Maßstab 1:87 und auf einer Länge von 15 Metern komprimiert dargestellt – original und nach alten Plänen gebastelt und aufgebaut, eine sehenswerte Anlage für Groß und Klein, die man sich nicht entgehen lassen sollte.

Ganze zwei Jahre hat der langjährige Mitarbeiter der Deutschen Bahn AG dafür gebraucht, die historische Waldbahn im Miniformat auferstehen zu lassen. Der Zeiteinsatz und die Liebe zum Detail haben sich jedenfalls gelohnt. Besucher können jetzt minutiös den Streckenverlauf nachvollziehen, vorbei an den Nebengebäuden samt "Abort", Rollwagengrube, Kopf- und Seitenladerampe, dem Lokschuppen mit Drehscheibe und weiter in Richtung Süden bis zum Bahnhof Seegatterl. Sogar die Eisenbrücke spannt sich über die Urschlauer Ache. Allein sie besteht aus 250 mühsam zusammengefügten Einzelteilen. Wie gut, dass es 3D-Drucker gibt!

Gießharz lässt das Wasser im Bachbett naturgetreu über die Kieselsteine sprudeln. Die hat Hans Loferer in Reit im Winkl gesammelt, wo er aufgewachsen ist, erzählt der Siegsdorfer mit Augenzwinkern. Ein bisschen Lokalpatriotismus muss schon sein. Und das alles ist eingerahmt und begrünt mit etwa 300 Bäumen, um auch den Waldcharakter der Bahn zu unterstreichen.

Als vor einigen Jahren der Initiator Thomas Siegl vom Historischen Verein Ruhpolding auf Loferer zukam, brauchte es nicht viel Überzeugungsarbeit: Der sagte sofort zu, mitzuwirken. Für das Holzknechtmuseum in der Laubau hat er sogar ein zweites, exakt baugleiches Teilstück des Ruhpoldinger Waldbahnhofs nachgebaut und zur Verfügung gestellt.

Das letzte Teilstück nach Reit im Winkl mit den dazugehörigen Gebäuden, das auch bereits fertiggestellt ist, hielt Loferer dieses Mal noch bewusst zurück, denn der Bahnhof in Reit im Winkl wurde erst im Jahr 1923 gebaut. Die Präsentation soll dann im nächsten Jahr erfolgen, wenn es in der südlichen Nachbargemeinde zur Neuauflage der Ausstellung kommt und es wieder heißt: "100 Jahre Waldbahn".