Töging
Wahlparty der anderen Art: "Dicht & Ergreifend" im Silo

16.10.2018 | Stand 25.10.2023, 10:44 Uhr

Zweimal volles Haus, zweimal Party im Vollgasmodus und dennoch mit Inhalt – das boten Dicht & Ergreifend am Wochenende im Töginger Silo1. −Foto: Kleiner

Alleine schon das Nennen der Abkürzung AfD reicht aus, um ein gellendes Pfeifkonzert und Dutzende ausgestreckte Mittelfinger nach sich zu ziehen. Nein, die Rechtspopulisten finden am Sonntagspätabend keine Freunde im Töginger Silo1. HipHop ist dort stattdessen angesagt. Mundart-Reimerei gepaart mit politischen Inhalten und treibenden Takten aus traditionellen Instrumenten. Eben das, was die Niederbayern-Rapper von "Dicht & Ergreifend" zur aktuell wohl angesagtesten Band des Freistaats macht.

Welchen rasanten Aufstieg die gebürtigen Dingolfinger in den vergangenen Jahren hingelegt haben, zeigen alleine schon die Töginger Verkaufszahlen. Eigentlich war nur ein einzelnes Konzert im Silo vorgesehen gewesen. Doch weil die 500 Karten für den Auftritt am Samstag binnen Minuten vergriffen waren, einigten sich Silo-Geschäftsführer Tom Wörl und die Band auf einen Zugabetermin am Sonntag – und wiederum war binnen kürzester Zeit ausverkauft.

Womit sich die enorme Nachfrage rechtfertigt, das zeigt sich vor allem am Samstag. Nach zweieinhalb Stunden Vollgas ist auch Tom Wörl sprachlos. "Absoluter Wahnsinn", findet er erst am Abend darauf wieder Worte. Da ist den "Ghetto-Gstanzlsingern" Lef Dutti und George Urkwell samt ihrer Combo zwar der Vorabend stimmlich durchaus ein wenig anzumerken, auf die Bremse steigen wollen die Wahl-Berliner deswegen aber nicht. Im Stakkato jagt ein Reim den nächsten, Tuba und Trompete sorgen für Hochgeschwindigkeit, die DJ-Samples für HipHop-Erinnerungen an die 90er-Jahre.

Ging es damals allerdings meist nur um die stimmigsten "Rhymes" und weniger um den Inhalt, stehen bei Dicht & Ergreifend die Aussagen gleichauf mit der Musik. Umweltzerstörung, Heimatverschandelung, Traditionsfetischismus und rechte Hetze sind ihre Themen. Dass die AfD wenige Stunden zuvor mit über 10 Prozent den Sprung in den Landtag geschafft hat, bringt am Sonntag nicht nur die Bandmitglieder auf die Palme – lautstark verschaffen auch hunderte Fans ihrer Wut Ausdruck. Die vornehmlich Anfang- bis Mittzwanziger zeigen, dass ihnen die Politik eben nicht egal ist – und dass die Aussage des aktuellen Tour-Titels "Ghetto mi nix o" auf sie mit Sicherheit nicht zutrifft.