Eggenfelden
Wärmepumpen "made in Rottal"

Die Eggenfeldener AWE AG fertigt Heiz- und Kühlsysteme und verzeichnet stetiges Wachstum

26.06.2021 | Stand 20.09.2023, 1:47 Uhr

Produziert im Eggenfeldener Gewerbegebiet Mitterhof Wärmepumpen-Systeme: Das AWE-Team mit (v.l) Johannes Schnürer, Christian Schachtner, Kai Höfer, Michael Nigg, Alfred Wagner, Christian Hölzlwimmer, Marcus Gruber, Rainer Stöger, Ralf Frisch sowie (oben) Sophie Rieger und Nicole Hager. −Foto: PNP

In Neubaugebieten sind sie mittlerweile fast Standard: Wärmepumpen haben herkömmlichen Gas- und Ölheizungen oft den Rang abgelaufen. Mithilfe von elektrischem Strom wandeln sie die in Luft, Erde oder Grundwasser enthaltene Energie in Heizwärme um. Hergestellt werden die Heizanlagen dabei nicht nur in industriellen Großbetrieben. Bereits seit einigen Jahren behauptet sich die AWE AG mit Sitz in Eggenfelden (Lkr. Rottal-Inn) auf dem Markt. Auch dank eigener Neuentwicklungen will der Betrieb in den kommenden Jahren beständig weiter wachsen.

Von außen wirkt das zweistöckige, anthrazitfarbene Betriebsgebäude im Eggenfeldener Gewerbegebiet Mitterhof ein wenig unscheinbar. Ein großes Metallschild weist darauf hin, dass hier die AWE Alternativ Wärme Energie AG ihren Sitz hat. Interessant ist das Gebäudeinnere: Auf etwa 200 Quadratmetern Produktionsfläche setzen die Mitarbeiter des Zehn-Mann-Betriebs die Komponenten der Heizanlagen zusammen. Die Betriebsgröße hat dabei durchaus ihre Vorteile: "Wir können sehr individuell auf Kundenwünsche reagieren", erklärt Entwicklungsleiter Ralf Frisch.

Zusätzlicher Schub durch satte Bundes-Förderung

Etwa 70 Wärmepumpenanlagen fertigt das Unternehmen im Rottal pro Jahr – "Tendenz stark steigend", betont Vertriebsleiter Kai Höfer. Vor allem von den neuen staatlichen Fördermöglichkeiten erhoffe man sich einen deutlichen zusätzlichen Schub. Bis zu 45 Prozent Zuschuss gibt es vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa), wenn die bestehende Ölheizung durch Anlagen, die mit erneuerbaren Energien arbeiten – und dazu zählen die Wärmepumpen –, ersetzt werden.

Als AWE Alternativ Wärme Energie AG firmiert das Unternehmen seit 2015, damals wurde auch der Neubau in Eggenfelden-Mitterhof bezogen. Seinen Ursprung hatte der Betrieb in einem Handwerksbetrieb aus der Region. 2012 übernahm die F+S-Gruppe aus dem Raum Fürstenfeldbruck die Anlagen-Herstellung, die überwiegend selbst entwickelte Wärmepumpen-Heizungsanlagen im Portfolio hatte. Nach einer Zwischenstation in gemieteten Räumlichkeiten in Eggenfelden folgten schließlich Neubau-Projekt und Umfirmierung zur AWE AG.

Mitarbeiter sind als Aktionäre mit an Bord

Die F+S-Gruppe ist auf Klima- und Kältetechnik spezialisiert. Das passt laut Entwicklungsleiter Ralf Frisch bestens, denn: "Wärmepumpensysteme liegen in einer Grauzone zwischen Heizungsbau und Klima- und Kältetechnik." Vor allem im Bereich Service und Wartung schaffe man die Verbindung – und genau darauf setze man: Den Kundendienst biete man selbst vor Ort an. Die F+S-Gruppe mit ihren vier weiteren Standorten Gernlinden bei Fürstenfeldbruck, Ingolstadt, Senden bei Ulm und Rosenheim beschäftigt insgesamt rund 60 Mitarbeiter. Die F+S-Gruppe ist dabei freilich nicht der einzige Eigentümer der AWE AG: Auch die Mitarbeiter sind als Aktionäre mit an Bord, sie vereinen 50 Prozent der Anteile auf sich.

Die Produktpalette von AWE deckt alle gängigen Wärmepumpen-Varianten ab: Luft-Wasser, Wasser-Wasser und Sole-Wasser – das heißt, dass die Energie aus der Umgebungsluft, aus dem Grundwasser oder aus dem Erdreich entzogen wird. Die AWE AG versteht sich aber nicht nur aufs Heizen – sondern auch auf das Kühlen, etwa im Bereich der Klimatisierung, der Prozess- oder Lebensmittelkühlung.

Während man sich mit den Wärmepumpen vor allem an Heizungsbauer und Privatkunden im deutschsprachigen Raum richtet, finden sich hier die Anwendungsmöglichkeiten in der Industrie, im Gewerbebereich und in öffentlichen Gebäuden. Dabei gilt laut Ralf Frisch jeweils: "Wir sind aus dem Handwerk und bieten maßgeschneiderte Lösungen." Zu den Kunden gehört etwa auch ein "namhafter bayerischer Autobauer", wie Ralf Frisch mit einem Schmunzeln erklärt. Preislich sei man dabei freilich nicht im unteren Segment angesiedelt, "aber unsere Produkte sind äußerst langlebig, unser Vorteil liegt also im Preis-Leistungs-Verhältnis", erklärt Frisch.

Nachhaltigkeit ist ein großes Thema

Großen Wert, so beschreibt es der Entwicklungsleiter, lege man bei AWE auf das Thema Nachhaltigkeit. Zum einen etwa bei den Lieferketten: "Wir beziehen alles, was möglich ist, aus der Region", erklärt er. Nur bei wenigen Teilen sei man auf Lieferungen aus dem Ausland angewiesen. "Wir arbeiten mit ganz normalen Bauteilen, die auch nach zehn Jahren noch als Ersatzteil erhältlich sind im Fall der Fälle", betont Frisch. Zum anderen soll auch das geplante Unternehmenswachstum möglichst "gesund" ablaufen. "Wir kommen aus dem Handwerk", erinnert er. Es sei also sicher nicht der Plan, sich eine Expansion mit viel Fremdkapital zu "erkaufen". Seine Devise: lieber langsam, dafür nachhaltig wachsen.

Erst im vergangenen Jahr habe man drei neue Mitarbeiter eingestellt: "Die vorhandenen Räumlichkeiten werden uns mittlerweile zu klein", beschreibt Vertriebsleiter Kai Höfer. Aus diesem Grund gebe es erste Planungen für eine Erweiterung auf dem bestehenden Grundstück. Vor allem zusätzliche Lagerflächen sollen dabei entstehen.

Um etwa 15 Prozent ist durch die stetig steigenden Produktionszahlen der Umsatz des Unternehmens in den vergangenen Jahren gewachsen. Heuer soll es Serviceleiter Rainer Stöger zufolge sogar noch etwas mehr sein, dank der erweiterten staatlichen Förderung. Erneut sollen in Sachen Umsatz, der sich im "siebenstelligen Bereich" bewegt, die Werte der Vorjahre geknackt werden. Für etwa 70 Prozent davon sorgen Fachpartner durch ihre Privatkunden, rund 30 Prozent gehen auf das Konto industrieller Abnehmer.

"Wir sind die für die Speziallösung"

Weitere Marktchancen sieht die AWE AG durch Lösungen, die die eigenen Produkte auch für Sanierungsprojekte interessanter machen: Herkömmliche Wärmepumpen liefern nicht so hohe Temperaturen wie etwa Gas- oder Ölheizungen, aus diesem Grund sind sie vor allem für gut gedämmte Gebäude mit Flächenheizungen geeignet. "Das haben wir geändert", erklären Kai Höfer und Ralf Frisch geht. Neu auf dem Markt habe man Lösungen im Bereich der Direktkondensation, die nicht nur für den Neubau-, sondern auch im Sanierungsbereich bestens geeignet sei. Dabei erfolgt der Wärmeaustausch direkt in einem speziellen Pufferspeicher. "Eine eigentlich alte Technik, die jetzt wiederentdeckt wurde", erklärt Kai Höfer. Der Vorteil: Dadurch kann mit geringerem Energieaufwand eine höhere Temperatur erzeugt werden – "megaeffizient", wie Höfer sagt. Auch hier solle es vor allem darum gehen, was sich die Kunden wünschen. Rainer Stöger: "Wir sind die für die Speziallösung."