Plattling
Vorsicht vor fahrenden Handwerkern

05.06.2018 | Stand 20.09.2023, 21:45 Uhr

Für 300 Euro wollten vier fahrende Handwerker die Dachrinne eines Plattlingers auswechseln – dann verlangten sie 2000 Euro. − F.: dpa

Es ist gegen Mittag, als zwei junge Kerle bei Peter Schulz im Plattlinger Leitenweg vor der Haustüre stehen. Sie seien Handwerker, kämen gerade aus Straubing und hätten ein unschlagbares Angebot für ihn: Für nur 300 Euro würden sie die komplette Dachrinne an seinem Haus erneuern. Schulz zeigt zunächst durchaus Interesse, sagt den zwei Polen aber, dass er in naher Zukunft sein Haus streichen lassen werde und dass sie dann das Gerüst des Malers nutzen sollten. "Ich bin dann gegangen und hab die Haustüre zugemacht", erzählt der 67-Jährige. Aus dem Badfenster sieht er aber, wie noch ein zweites Auto vorfährt. Zwei weitere Männer steigen aus. "Und plötzlich waren sie mit ihren Leitern auch schon auf dem Dach droben."

Doch damit nicht genug: Die angebotenen 300 Euro sollen plötzlich nur der Materialwert sein, die Handwerker wollen nun 2000 Euro von Peter Schulz. "Die sind sehr aggressiv aufgetreten", erzählt der Plattlinger. Sogar sein Handy hätten sie ihm aus der Hand geschlagen, als er damit die Polizei rufen wollte. An den Festnetzanschluss in seinem Haus habe er sich zunächst nicht getraut, immer wieder habe ihm einer der Männer den Weg verstellt. "Ich war einfach eingeschüchtert", sagt der 67-Jährige, der mit Krücken geht, allein angesichts der körperlichen Präsenz der vier jungen Kerle.

Letztendlich kann Peter Schulz dann aber doch noch einen Anruf an die Polizei absetzen – am frühen Nachmittag kommt eine Streife vorbei. Die Polizisten befragen den 67-Jährigen und die Polen, die darauf bestehen, einen mündlichen Vertrag mit Schulz eingegangen zu sein. Die Polizeibeamten raten dem Plattlinger nicht zu zahlen. Schließlich fährt die Streife weiter, die Handwerker sind aber einfach stehen geblieben und verlangen nun wieder das Geld von Peter Schulz. Der will zumindest eine Rechnung ausgestellt bekommen. Das sei nicht möglich, so die Antwort. 800 Euro wollen die fahrenden Handwerker nun – 500 Euro zahlt der bedrängte Peter Schulz letztendlich in bar. Zu wenig für die Polen: "Die waren stinksauer, haben die alte Dachrinne im Garten einfach liegen lassen und sind abgedüst. Ich habe mich da von der Polizei schon im Stich gelassen gefühlt", so der 67-Jährige.

Der Fall von Peter Schulz war in der Region in den vergangenen Wochen leider kein Einzelfall. Schulz selbst weiß von einer Plattlinger Rentnerin, die den vermeintlichen Handwerkern 3000 Euro in bar und ohne Rechnung gezahlt hat. Der PI Plattling ist außerdem ein weiterer Fall in Osterhofen bekannt. "Wir können nur ausdrücklich vor Haustürgeschäften aller Art warnen", sagt Polizeichef Hermann Bieringer.

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