Die Corona-Lage im Überblick
Vorschlag: Ältere sollen selbst über Astrazeneca-Impfung entscheiden

31.01.2021 | Stand 20.09.2023, 22:23 Uhr

−Symbolbild: dpa

Die Corona-Infektionszahlen gehen in Bayern weiter zurück, die Diskussion ums Impfen geht weiter. Die Corona-Lage am Wochenende im Überblick:

SENIOREN: "Ob sich Ältere, die 65 und älter sind, mit dem Impfstoff von Astrazeneca impfen lassen, müssen die Betroffenen selbst entscheiden können", sagte der Vorsitzende der Landesseniorenvertretung Bayern, Franz Wölfl. "Das setzt voraus, dass seitens des Impfpersonals offengelegt wird, welcher Impfstoff gespritzt werden soll." Ältere seien intelligent genug abzuwägen, ob sie mit einem möglicherweise nicht ganz so wirksamen Impfstoff geimpft werden wollten - oder ob sie noch warten wollten, bis in ihrem Impfzentrum Impfstoff von Biontech oder Moderna vorhanden sei. Nach Holetschek Worten haben mobile Impfteams seit dem Start der Impfungen Ende Dezember schon mehr als vier Fünftel der Alten- und Pflegeheime besucht. "Rund zwei Drittel der Bewohner sind bereits geimpft bzw. zur Impfung angemeldet."

ASTRAZENECA: Nach der Zulassung des Corona-Impfstoffes von Astrazeneca arbeiten Bund und Länder an einer Anpassung der bisherigen Impfstrategie. Ein Ergebnis zeichnete sich in einer Videoschalte der Gesundheitsminister von Bund und Ländern am Samstag bereits ab: Das Präparat soll, entsprechend einer Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko), lediglich an 18- bis 64-Jährige geimpft werden. Das sagte der derzeitige Vorsitzende der Gesundheitsministerkonferenz, Bayerns Ressortchef Klaus Holetschek (CSU), der Deutschen Presse-Agentur. Die Detailberatungen sollen am Montagabend fortgesetzt werden.

Am Freitag hatte die am RKI angesiedelte Stiko den Astrazeneca-Impfstoff nur für Menschen im Alter von 18 bis 64 Jahren empfohlen. Zur Beurteilung der Impfeffektivität ab 65 Jahren lägen bisher keine ausreichenden Daten vor, hieß es. Zuvor hatte die EU-Arzneimittelbehörde EMA die europaweite Zulassung des Impfstoffs empfohlen, für Erwachsene ab 18 Jahren ohne eine Altersbegrenzung.

ZAHLEN: Die Behörden in Bayern haben dem Robert Koch-Institut (RKI) 1670 Corona-Neuinfektionen binnen eines Tages gemeldet. Neun Landkreise und kreisfreie Städte lagen nach den am Sonntag veröffentlichten Zahlen unter dem Inzidenzwert von 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb einer Woche, sechs aber noch über 200. Den höchsten Wert hatte der Landkreis Tirschenreuth mit 317,9 - Tendenz steigend. Die wenigsten Neuinfizierten binnen einer Woche gab es in Regensburg mit einer Inzidenz von 31,4.

35 neue Todesfälle wurden in Zusammenhang mit einer Corona-Infektion innerhalb von 24 Stunden verzeichnet. In Bayern sind seit Beginn der Pandemie 402.173 Infektionen und 10.379 Tote gemeldet worden. Die Inzidenz lag laut RKI bei 90,3. (Stand: 31. Januar, 0 Uhr).
Am Sonntag sind die vom RKI gemeldeten Fallzahlen meist niedriger, unter anderem weil am Wochenende weniger getestet wird.

PFLEGEKRÄFTE: Einer möglichen Impfskepsis unter Pflegekräften will Gesundheitsminister Holetschek mit einer eigenen Impfkampagne entgegenwirken. Unter dem Motto "Ich krempel die #ärmelhoch" soll von diesem Montag an massiv bei Pflegenden für eine Immunisierung gegen Covid-19 geworben werden. Hintergrund sind Berichte über eine angeblich geringe Impfbereitschaft beim Pflegepersonal.
Vom Personal in Bayern seien rund 47 Prozent geimpft beziehungsweise für eine Impfung angemeldet (Stand: 28. Januar). "Gerade im Bereich der Pflege ist es entscheidend, dass sich so viele Menschen wie möglich immunisieren, um die besonders gefährdeten Gruppen unserer Gesellschaft und sich selbst zu schützen", sagte Holetschek.

MEDIKAMENTE: Nach dem Kauf von 200.000 Dosen eines neuen Corona-Medikaments für ganz Deutschland soll ein Teil der Arzneimittel an sechs Universitätskliniken in Bayern verteilt werden. Krankenhäuser in den jeweiligen Regionen bezögen dann von dort aus ihren Bedarf, sagte eine Sprecherin des Gesundheitsministeriums.
Die neuen Corona-Medikamente, sogenannte monoklonale Antikörper, sollen Patienten in der Frühphase einer Covid-19-Erkrankung helfen und einen schweren Verlauf verhindern. Die Kosten sollen sich bundesweit auf 400 Millionen Euro belaufen.

ARBEIT: Der Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der bayerischen Wirtschaft (vbw), Bertram Brossardt, hat Unternehmen erneut dazu aufgerufen, mehr Homeoffice umzusetzen. "Wir stehen zur weitreichenden Nutzung von Homeoffice/mobilem Arbeiten zur Eindämmung der Corona-Pandemie." Er verwies auf eine aktuelle vbw-Umfrage, wonach 72 Prozent der Beschäftigten, bei denen Homeoffice möglich ist, tatsächlich von zu Hause aus arbeiteten.

PRÄMIEN: Pharmaunternehmen sollten nach Ansicht von Ökonomen mit Prämien zur schnelleren Lieferung von Corona-Impfstoffen bewegt werden. "Angesichts der immensen Kosten, die der Gesellschaft durch die Pandemie und die Lockdowns in ganz Europa entstehen, sollte diese Prämie sehr hoch sein", verlangen die Wirtschaftsexperten Clemens Fuest, Präsident des ifo-Instituts in München, und Daniel Gros, Mitglied des Vorstands am Centre for European Policy Studies.

UMFRAGE: Immer mehr Menschen in Bayern wenden sich in der Corona-Krise wegen Problemen bei der Kinderbetreuung an ihre Rathäuser. Wie eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa im Auftrag des Magazins "Kommunal" ergab, zählt das Thema bei 80 Prozent der befragten Bürgermeister zu den häufigsten Anliegen der Bürger.

− dpa