Orchester im Portrait
Von Anfang an war die Musik – Die tiefen Streicher der Niederbayerischen Philharmonie

24.04.2022 | Stand 25.10.2023, 11:45 Uhr

Bratsche, Cello und Kontrabass sind die tiefen Streichinstrumente im Orchester. −Foto: Daniel Reinhardtdpa

Sie sitzen im Theater nicht prominent auf der Bühne, ohne sie wäre jedoch kein Stück komplett: Die Musiker des Orchesters. Die PNP hat sich für eine vierteilige Serie mit einzelnen Musikern der Niederbayerischen Philharmonie über die Geschichte des Orchesters, kindliche Prägung für die Musik, das Studium und den Alltag als Berufsmusiker unterhalten. Heute für die tiefen Streicher: Stephan Bauer, der Kontrabass spielt, und Vinciane Vinckenbosch, die Bratsche spielt, über ihren Bezug zur Musik, der sich schon in jungem Alter entwickelte.

Im Alter von drei Jahren saß sie schon mit ihren Eltern in klassischen Konzerten, nun ist sie selbst Teil davon: Vinciane Vinckenbosch (33) spielt bei der Niederbayerischen Philharmonie Bratsche. "Meine Eltern waren beide Klavierlehrer, sie haben mein Interesse für die Musik geweckt", so Vinckenbosch. Anders war die Heranführung an die Musik bei ihrem Kollegen Stephan Bauer (57), der schon seit 1997 bei der Niederbayerischen Philharmonie als Kontrabassist arbeitet. "Meine Eltern waren Lehrer, keine Musiker. Trotzdem kann man zur damaligen Zeit von Bildungsbürgertum sprechen, sie hatten auf jeden Fall Interesse an Kunst und Kultur." Sein Vater habe im Kirchenchor gesungen, er selbst lernte – wie seine Brüder – in jungen Jahren Blockflöte. Im Rückblick ist er sich sicher: "Der Musiklehrer macht eine Menge aus." Dem stimmt auch seine Kollegin zu: "Wenn der Lehrer motivierend ist und man sich dort gut aufgehoben fühlt, ist die Chance viel größer, auch lange bei diesem Instrument oder generell der Musik zu bleiben", so Vinckenbosch.

Stephan Bauer blieb nicht lange bei der Blockflöte, er probierte sich aus: lernte Gitarre und spielte und sang in einer Band, die es heute noch gibt. Doch der Weg zum Berufsmusiker war ein anderer. "Als ich als 13-jähriger mit meiner Mutter in der Kirche saß, machte sie mich auf den Kontrabassisten aufmerksam, von dem sie meinte, er passe mit seinem Alter so gar nicht in das junge Orchester. ,Wäre das nicht was für dich?‘ hat sie mich gefragt", so Bauer. Dann habe er angefangen, Kontrabass zu lernen.

Auch Vinciane Vinckenbosch lernte zuerst ein anderes Instrument als die Bratsche: Geige. "Als ich mit meinen Eltern in einem meiner ersten Klassik-Konzerte saß und die Geigerin sah, habe ich direkt gesagt: ,Das will ich auch machen‘", so die Belgierin. In ihrem Heimatland sei die musikalische Kultur nicht so stark ausgeprägt wie in Deutschland. "Ich wollte unbedingt hier in Deutschland arbeiten, weil ich gerade das Miteinander unter den Musikern sehr genieße. In Belgien hatte ich oft das Gefühl von großem Druck und Konkurrenz – auch schon in jungem Alter."

Stephan Bauer beschreibt die Zeit, die er in seiner Kindheit und Jugend mit Musik verbracht hat, als "ein bisschen ausbrechen in einer Gruppe von Gleichgesinnten". Beide sind sich einig, dass das viele Üben schon als Kind ihnen nichts weggenommen, sondern sie eher bereichert hat. "Ich denke aber heute noch sehr oft daran, mit wie vielen Zufällen mein Weg in der Musik zu tun hatte. Und dass ich vielleicht nie das tun würde, was ich heute tue, ohne den richtigen und motivierenden Menschen begegnet zu sein – in meinem Fall tolle Dozenten und Musiklehrer", schließt Vinckenbosch.

Lena Auzinger