Vom Biketrack zum Pumptrack

Die Idee von Stefan Angstl für ein Angebot in der Stadt stößt auf offene Ohren in der Bike-Szene

19.12.2020 | Stand 20.09.2023, 3:05 Uhr

Einen Pumptrack wie diesen in Tübingen könnte es schon bald auch in Burghausen geben – zumindest wenn es nach Meinung von Fans des Bikesports geht. −Foto: imago

Burghausen. Radfahren liegt im Trend. Immer mehr Leute sind auf zwei Rädern unterwegs, sei es mit elektrischer Unterstützung oder komplett selbsttretend. Doch auch abseits der Straße wird eine Szene immer größer. Eine, die sich an Sprünge wagt, über Buckel fährt und sich schräg in die Kurve legt. "Man muss nur mit offenen Augen durch die Gegend laufen", sagt Matthias Richter, selbst passionierter Mountainbiker. Aber: "Da gibt es Jungs, die mit dem Rad eine Treppe runterspringen. Das ist schon etwas gefährlich." Da kommt ein Vorstoß von 3. Bürgermeister Stefan Angstl gerade recht. Er hat die Themen Bikepark und Pumptrack jüngst im Stadtrat angesprochen – schon kommt Bewegung in die Sache.

"Das müssen wir jetztrealistisch prüfen"

Die Mountainbike-Szene sei am Hechenberg sehr aktiv, weiß der Grünen-Politiker. Manchmal aber nicht ganz legal auf fremden Grundstücken unterwegs, ist ihm auch bewusst. Gespräche mit dem Mehringer Bürgermeister Robert Buchner, den Waldbesitzern und den Jägern habe es deshalb schon gegeben. Angstls Idee ist, das wilde Mountainbiken in Bahnen zu lenken, dass man auf legalem Wege fahren kann. Positive Signale habe er schon empfangen von Grundstücksbesitzern. Der Kompromiss: Fläche im Gegenzug dafür, dass sich die Biker an vereinbarte Strecken halten. "Das müssen wir jetzt realistisch prüfen."

Matthias Richter und sein Bike-Kollege Helko Michalk könnten sich das gut vorstellen, wenn sie auch selbst in der Szene am Hechenberg nicht so aktiv sind. Sie sind mehr beim Fahren auf Pumptracks beheimatet. Ein Projekt, das es künftig auch in Lindach geben wird? Dabei handelt es sich um eine speziell geschaffene Mountainbikestrecke. Ziel ist es, darauf – ohne zu treten − durch Hochdrücken des Körpers aus der Tiefe am Rad Geschwindigkeit aufzubauen. Der Radler steht auf den Beinen und sitzt nur kurz zum Starten im Sattel. Der Parcours selbst hat vielfältige Hindernisse: Wellen, Steilkurven, Rondell – alles muss ein bisschen anders angegangen werden. Das Gelände befindet sich auf einer Ebene, kleine Hügel werden aufgeschüttet oder Löcher in den Boden gegraben.

Ganz wichtig ist den beiden dabei: Die Strecke sollte auf jeden Fall asphaltiert werden. "Diese Variante mag vielleicht zu Beginn etwas teurer sein, hinterher hat man dann aber keine Pflegekosten", weiß Helko Michalk. Alles müsse nur einmal gemacht werden. Außerdem schließe man keine rollenden Fortbewegungsmittel aus: Roller und Inliner könnten die Pumptracks genauso nutzen wie eben die Radfahrer. Liegt aber zum Beispiel Kies auf der Oberfläche der Strecke, "sind die Gefährte mit den kleinen Rädern raus", sagt Richter.

In Sachen Kosten geht es bei einem Pumptrack mit rund 125 Euro pro Quadratmeter los. Damit liege man weit unter anderen Freizeiteinrichtungen wie einem Sportplatz, sagen Richter und Michalk. Die beiden sind hin und wieder in Salzburg zu Gast, dort befindet sich die nächstgelegene Strecke. "Viele schnallen sich bei uns die Räder aufs Auto, fahren 50, 100 Kilometer, um dann Rad zu fahren. Das ist nicht gut für den Umweltgedanken", sagt Richter.

Und damit trifft er auch bei Stefan Angstl einen wunden Punkt. Er hat in der Stadtratssitzung das Beispiel aus Schleching im Landkreis Rosenheim angeführt. Eine solche Variante könnte er sich auch in Burghausen vorstellen. Allerdings ist diese dort nicht asphaltiert. "Den könnte man aber vielleicht draufpacken", sagt Angstl. Darüber müsse man mit allen Beteiligten sprechen, eine kleine Gruppe allein könne nicht entscheiden, wie so ein Platz gestaltet werde.

Das sehen Richter und Michalk genauso, betonen aber auch: "Wenn es nur darum geht, das Gelände zu modellieren, dann sollte man es fast lassen. Es nur ein wenig aufzuschütten, das funktioniert dann nicht als Pumptrack." Lieber sollte man dann noch ein Jahr warten und zusehen, es später zu verwirklichen. "Gescheit hingestellt", könnte man den Pumptrack auch touristisch nutzen, sagen sie.

In erster Linie fürSportler aus der Region

Das wiederum schwebt Angstl nicht vor – noch nicht. "Es sollte in erster Linie für die Sportler aus Burghausen und der Region sein. Später kann man dann mal überlegen, wie man es in die Vermarktung einbindet", findet er. Doch der 3. Bürgermeister sagt auch: "Es soll bald etwas entstehen", auf die lange Bank schieben will er das Vorhaben nicht. Gut möglich also, dass sich der Stadtrat schon bald im neuen Jahr mit frischen Radler-Ideen zu beschäftigen hat.