Braunau
Viel beachtete Lesung von Jad Turjman

08.11.2020 | Stand 20.09.2023, 23:09 Uhr

Jad Turjman liest Passagen aus seinem Buch "Wenn der Jasmin auswandert". −Foto: red

Der Autor Jad Turjman war zu Gast im Begegnungszentrum "ZIMT". Mit "Asackerla" wurde der Autor des ergreifenden Buches "Wenn der Jasmin auswandert" begrüßt.

Heißt das "Servus" auf Syrisch oder Türkisch? Nein, die Erklärung ist folgende: Erst kurz in Österreich und bemüht, sich richtig zu verhalten, hörte der 31-jährige Syrer in einem Einkaufsmarkt die Kassiererin ihre Kunden fragen: "A Sackerl aa". Sie fragte also nach einer Tüte. Das hörte sich für ihn an wie "Asackerla?". Er hält das für einen Gruß und sagt, als er dran ist, freundlich: "Asackerla". Heute kann er darüber lachen und bringt diese Episode in seinem Kabarett mit dem Titel "Der Flüchtling Ihres Vertrauens".

Corona beschränkte leider die Anzahl der Besucher bei dieser Lesung am 16. Oktober im Begegnungszentrum, die Jad Turjman persönlich kennenlernen wollten. Viele hatten sein Buch schon gelesen oder davon gehört und kamen auch mit Fragen.

Nach einer Krise die Entscheidung zur FluchtSie lernten einen jungen, "feschen" und engagierten Mann kennen, der offen und ehrlich von seiner Situation vor seiner Flucht, der Krise in seinem Leben (Verliebtheit und Einberufung zum Militär) und der Entscheidung zur Flucht innerhalb von drei Tagen berichtete.

Österreich war nicht sein erstes Ziel, aber hier kam er an und arbeitete an seinem "Ankommen", was ihm gut gelang. Schwer verdaulich sind die Schilderungen seiner Flucht aus Damaskus, die Ausgeliefertheit an Schlepper, Hunger und Kälte und die unsicheren Tage und Wochen.

Er liest ein kleines Stück aus seinem Buch und kommt dann ins Erzählen. Dabei wird er sehr persönlich. Die Zuhörer spüren seine Zerrissenheit, seine Sehnsucht nach der alten Heimat, nach Freunden und Familie. Er erzählt von seiner Mutter, die ihn bei den täglichen Telefonaten besorgt fragt, was er gegessen habe und ob auch genug. Er ist überzeugt "Niemand verlässt seine Heimat freiwillig!"

Jad Turjman engagiert sich auch hier für Jugendliche im Abseits der Gesellschaft, er bringt seine persönliche Situation in die Gespräche ein und ist dadurch glaubwürdig. Auch wenn selbst immer noch zwischen den Kulturen und so unterschiedlichen Heimaten lebend, ist eine seiner Lebenskräfte auch der Humor, wenn er in seinem Kabarettprogramm als "Flüchtling Ihres Vertrauens" von seinem Ankommen in unserer Gesellschaft, seinen Problemen und Fettnäpfchen ("Asackerla") erzählt. Die Zuhörer werden nachdenklich, aber sie lachen auch. "So geht Begegnung", bilanziert der Veranstalter.

− red