FRG/Thurmansbang
Video: Sichere Waldarbeit - heuer schon 14 tödliche Unfälle

18.05.2019 | Stand 20.09.2023, 4:32 Uhr

Wird vor allem bei größeren Schadflächen verwendet: der Harvester. Hier fällt das Gerät in einem Wald nahe Thurmansbang schadhafte Bäume. −Fotos: Jahns

Der Baum sieht auf den ersten Blick recht harmlos aus: ein eher dünner Stamm, nicht sonderlich hoch. Aber der Baum ist ein sogenannter "Vorhänger", ist gebogen – und steht dadurch unter Spannung. Beim Versuch, ihn zu fällen, kann das zu einer gefährlichen Situation führen.

"So etwas kann tödlich enden", sagt Oswald Haslbeck. Er ist bei der Landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaft als technische Aufsichtsperson für die Landkreise Freyung-Grafenau und Passau zuständig und wird regelmäßig zu schweren Unfällen in der Land- und Forstwirtschaft hinzugezogen. Zusammen mit Alfred Weisz, Abschnittsleiter für Niederbayern/Oberpfalz bei der Berufsgenossenschaft, hat er bei einer Tour durch einen Wald bei Thurmansbang im PNP-Gespräch erklärt, welche Vorsichtsmaßnahmen Waldbesitzer einhalten sollten.

Erst vor einigen Tagen hatte es wieder einen tödlichen Unfall nahe Thurmansbang gegeben: Bei Waldarbeiten war eine 49-jährige Frau von einem umstürzenden Baum erschlagen worden. In ganz Bayern waren es vor zwei Jahren 25 tödliche Waldunfälle, im vergangenen Jahr starben zehn Menschen – und heuer gibt es bereits eine deutliche Tendenz zu erkennen: "Es waren in den ersten Monaten schon 14 tödliche Waldunfälle", sagt Alfred Weisz von der Berufsgenossenschaft, die mittlerweile "Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau" heißt. Wie er sagt, müsse man dringend auf folgende Punkte achten: Schutzkleidung, Gefahrenbereich einhalten ("doppelte Baumlänge"), Technik zu Hilfe nehmen (Seilwinde), dünnes Stangenholz nicht unterschätzen. Für größere Schadflächen oder komplizierte Fällarbeiten solle man auf Fachpersonal zurückgreifen oder über die Waldbesitzervereinigung einen Harvester organisieren.

Sehen Sie den Einsatz eines Harvesters im Video:



Kamera: Jahns

Gerade weil viele Privatpersonen – mal mit mehr, mal mit weniger Erfahrung – die Waldarbeiten erledigen, käme es regelmäßig zu Unfällen. Das derzeitige Problem nämlich ist: "Der Holzmarkt ist gesättigt", so Weisz. Die Waldbesitzer würden kaum bis gar nichts mehr für ihr Holz bekommen. Deshalb würden sie Freunden und Bekannten anbieten, dass sie das Holz verwenden dürfen, wenn sie es sich selbst aus dem Wald räumen. Und davon sind die meisten freilich keine ausgebildeten Forstwirte.

− jj

Mehr zum Thema lesen Sie kostenlos auf PNP Plus und in der Samstagsausgabe der Passauer Neuen Presse/Ausgabe Freyung (Online-Kiosk).