Vilshofen
Verzweifelte Flüchtlinge am Taferlsee

08.05.2020 | Stand 19.09.2023, 21:06 Uhr

Toni Keil (v.r.), der den Sonderband zusammengestellt hat, und die Vorsitzende des KGV, Erika Schwitulla, überreichten Bürgermeister Florian Gams am Montag den neuen Sonderband. −Foto: Hirtler-Rieger

Wie haben Zeitzeugen das Kriegsende erlebt: das Hamstern und den Fliegeralarm, den Einmarsch der Amerikaner, Flucht und Vertreibung? Und was passierte in Aidenbach, Aldersbach und Ortenburg, als die Truppen kamen? 75 Jahre nach Beendigung des 2. Weltkriegs erscheint der Sonderband 15 des Kultur- und Geschichtsverein. Historische Fotos und Berichte lassen die Leser in die krisengeschüttelte Welt von damals eintauchen.

Die vielfältigen Aufsätze, aus früheren Veröffentlichungen zusammengestellt, machen den Schrecken und die zaghafte Hoffnung, die damals herrschte, auch anhand von Zeitzeugenberichten deutlich. Der Vorstoß der Amerikaner in Ostbayern und im Raum Vilshofen, Aldersbach, Aidenbach und Ortenburg wird geschildert, die Truppenbewegungen in den Ortschaften werden anhand von Grafiken dargestellt.

Das Wirken der amerikanischen Militärverwaltung wird ebenso beleuchtet wie die Morde an russischen Gefangenen bei Zeitlarn. Man kann nachverfolgen, wie die Vilshofener Marienbrücke zerstört wurde und zugleich der Volkssturm die Eisenbahnbrücke über den Laufenbach bei Seestetten rettete.

Über das Schicksal der Flüchtlinge geben Seelsorgeberichte der Geistlichen Auskunft, aber auch ein authentisches Interview mit der Ungarin Valerie Knudsen, die als 14-jähriges Mädchen im Flüchtlingslager am Taferlsee landete. Sehr emotional schildert sie, wie sie für sich und andere Kinder bei Regen und Schnee in der Umgebung Essen erbettelte und eines Tages vom Duft frischgebackener Krapfen angezogen wurde: "Ich stand da und starrte auf die Krapfen, bis mich die Eigentümer rauswarfen. Den ganzen Weg nach Hause weinte ich vor Verzweiflung. All meine Entbehrungen schienen sich in dieser Schüssel voller Krapfen versammelt zu haben."

Mehr dazu im Vilshofener Anzeiger vom 9./10. Mai