München/Passau
Verlorene Staatsexamen in Passau: Petition an Ilse Aigner überreicht

13.10.2020 | Stand 19.09.2023, 6:03 Uhr

Florian Schwing −Foto: privat

16 Staatsexamen der Universität Passau sind im Sommer verloren gegangen. Der betroffene Florian Schwing hat seine Petition "Examensverluste stoppen" am Dienstag übergeben.

"Ein Meilenstein" sei es gewesen, sagt Florian Schwing: Ende August hat er die Petition "Examensverluste stoppen" gestartet; innerhalb eines Monats haben 6136 Menschen unterschrieben. Am Dienstag hat Schwing die Petition an Landtagspräsidentin Ilse Aigner (CSU) und die Abgeordneten Maximilian Deisenhofer (Grüne ) und Matthias Fischbach (FDP) überreicht. "Wir sind sehr glücklich. Das wirkte alles sehr positiv."

Schwing, 28, hat in Passau Lehramt studiert, im Frühjahr hat er sein Erstes Staatsexamen geschrieben. Er hat nur noch auf das letzte Ergebnis gewartet, das von der Sportklausur. Dann kam die Nachricht vom Bayerischen Kultusministerium: Seine Klausur sei verloren gegangen, noch bevor die Note eingetragen war. Und mit ihr die von 15 anderen Prüflingen. Nun könne Schwing sich entscheiden: sie erneut schreiben – oder die Note sechs akzeptieren. "Ich konnte es lange nicht fassen."

Petition beinhaltet vier Forderungen



Über Facebook fand er andere Betroffene, gemeinsam starteten sie eine Petition mit vier Forderungen: Erstens, dass die Prüfungen digitalisiert und gesichert werden, bevor sie zur Korrektur verschickt werden. Zweitens, dass die Sendungen verfolgt und die Korrekturphasen lückenlos dokumentiert werden. Drittens, dass die Prüflinge schneller und besser informiert werden, wenn doch eine Klausur verloren geht. Und viertens, dass dann die Durchschnittsnote eingetragen wird.

Dass Abschlussklausuren verschwinden, passiere zwar gelegentlich – aber nicht so häufig, dass es dazu eine Statistik gäbe, sagt ein Sprecher des Kultusministeriums. Pro halbjährlichem Prüfungstermin würden etwa 20.000 Klausuren geschrieben, davon seien im Frühjahr 16 verloren gegangen. Denn: "Trotz einer Vielzahl von Kontrollmechanismen im Verfahren ist menschliches Versagen nicht gänzlich auszuschließen." Derzeit werde das Verfahren überprüft; auch, welche Fehler beim Erstellen digitaler Kopien passieren könnten.

Als nächstes wird die Petition in einer öffentlichen Sitzung des Ausschusses für Bildung und Kultus behandelt. Schwing sagt, ihm gehe es um die nächsten Generationen. Er selbst arbeitet seit September in einer Schule in Ingolstadt – unter Vorbehalt: Wegen Corona dürfen heuer zufällig auch Absolventen ins Referendariat starten, denen noch eine Note fehlt. Vor einer Woche hat Schwing seine Klausur nachgeschrieben. Fällt er durch, wird ihm gekündigt. So gut wie beim ersten Mal sei es nicht gelaufen, sagt er: "Ich hoffe sehr, dass ich sie kein drittes Mal schreiben muss. Aus welchen Gründen auch immer."