Stimme der Friedensbewegung
US-Folksängerin Joan Baez feiert 80. Geburtstag

08.01.2021 | Stand 21.09.2023, 23:19 Uhr
Werner Herpell

Mit ihrer Gitarre in der Hand setzte sich US-Folksängerin Joan Baez für mehr Gerechtigkeit ein. −Foto: Martial Trezzini/KEYSTONE/dpa

Mit glockenheller Sopranstimme sang Joan Baez gegen den Vietnamkrieg an, sie protestierte mit ihrer Akustikgitarre in der Hand gegen die Unterdrückung von Afroamerikanern. Im Kampf gegen die Todesstrafe setzte sie sich für die Menschenrechtsorganisation Amnesty International ein. Es ist wohl keine Übertreibung, wenn man diese Sängerin auf der gerechten Seite der jüngeren Geschichte einordnet.

An diesem Samstag wird Baez 80 Jahre alt. Die Sängerin, die am 9. Januar 1941 bei New York als Tochter eines Vaters mit mexikanischen Wurzeln und einer Schottin geboren wurde, nahm in der Folk-Szene als junge Frau eine Pionierrolle ein. Schon ihre drei ersten Alben wurden Hits: das 1960 veröffentlichte Debüt, "Joan Baez, Vol. 2" (1961) und "Joan Baez in Concert, Pt. 1" (ein Jahr später). Plötzlich war Baez das Gesicht der US-Folkmusik - und Aushängeschild der linken und liberalen Bewegungen jener Zeit, mit einem Höhepunkt am 28. August 1963: Auf dem "Civil Rights March" der Bürgerrechtsbewegung um Martin Luther King sang sie "We Shall Overcome", bis heute eines der bedeutendsten Protest- und Durchhaltelieder.

Eine wichtige Begegnung hatte schon zwei Jahre zuvor stattgefunden: Baez lernte 1961 den damals noch unbekannten Bob Dylan kennen, den sie in ihren Konzerten einem größeren Publikum vorstellte. Die beiden Musiker wurden für einige Jahre auch privat ein Paar. Und sie schafften den Sprung vom puristischen Akustik-Folk der Anfangszeit zu einem neuen, teils elektrisch verstärkten Musikstil.

Baez trat 1969 als Schwangere beim Woodstock-Festival auf und prangerte auch dort Missstände an. Die damals mit dem Anti-Kriegs-Aktivisten David Harris verheiratete Musikerin sang z.B. Dylans "I Shall Be Released".

In den 80ern und 90ern brachte Joan Baez weiterhin regelmäßig Platten heraus, von der Kritik besonders empfohlen werden "Recently" (1988) und "Gone From Danger" (1997). Zuletzt kamen die Veröffentlichungen sporadischer auf den Markt. Die Grammy-Juroren waren ihr bei acht Nominierungen nicht so gewogen – immerhin bekam sie 2007 den "Lifetime Achievement Award" fürs Gesamtwerk.

Auch in den 2000er Jahren legte die Sängerin Studioalben nach: "Day After Tomorrow" (2008) und "Whistle Down The Wind" (2018). Im Alter von 76 Jahren wurde sie in die "Rock And Roll Hall Of Fame" aufgenommen.

Inzwischen hat Baez die große Live-Bühne de facto verlassen. "I Wish The Wars Were All Over" (Ich wünschte mir, alle Kriege wären vorbei) heißt das letzte Stück ihres jüngsten Albums, ein anderer aktueller Songtitel lautet "Be Of Good Heart" (Sei guten Herzens). Im Lied "The President Sang Amazing Grace" schwärmt Joan Baez von Barack Obama. Ihre politischen Ideale sind also intakt geblieben – trotz vieler Enttäuschungen seit dem hoffnungsvollen Aufbruch in der Friedens- und Bürgerrechtsbewegung vor fast 60 Jahren.

Für ihre Kreativität und ihr Engagement hat Baez die Malerei entdeckt – mit Porträts von Visionären, die ohne Gewalt für soziale Veränderungen eingetreten sind. Neuere Bilder zeigen zum Beispiel die designierte US-Vizepräsidentin Kamala Harris. Als eine Art Fazit sagte Joan Baez dem Deutschlandfunk 2018: "Mein Leben ist reich. Und das meine ich nicht im finanziellen Sinn."