Hart/Alz
Unfall im Dienst: Arzt kritisiert Umfang der Bereitschaftsdienste

16.01.2014 | Stand 16.01.2014, 18:36 Uhr

Sein BMW ist zwar wieder fahrtüchtig, der Schaden ist aber nur provisorisch behoben. Dr. Rudolf Tille rechnet mit 10 000 Euro, die er insgesamt für die Wiederherstellung seines Wagens berappen muss, nachdem er bei einem Einsatz im nächtlichen Bereitschaftsdienst aufgrund Übermüdung und Glatteis von der Straße abgekommen ist.  − Foto: Schwarz

Dieses Jahresende 2013 wird Dr. Rudolf Tille wohl sein Lebtag nicht vergessen. Und die Ereignisse der Nacht von 30. auf 31. Dezember lassen den Hausarzt aus Hart/Alz (Lkr. Altötting) durchaus verschärft über seine Profession und vor allem die vielen ungeklärten Fragen der künftigen Ausgestaltung des Bereitschaftsdienstes im Landkreis einschließlich der Ambitionen zur Wahrung des Besitzstandes bei manchen seiner Kollegen räsonieren.

 Nach einem Praxistag mit Dutzenden Patienten stand ihm der Bereitschaftsdienst bevor. Dieser gestaltet sich im Landkreissüden aufwändig, nachdem das Dienstgebiet Kirchweidach aus Ärztemangel nicht mehr eigenständig bewältigt werden kann und dem Gebiet 05 Garching-Engelsberg-Hirten zugeschlagen wurde, dessen Obmann Tille ist. Dieses umfasst jetzt den Bereich zwischen Emmerting/Mehring und Engelsberg einschließlich Burgkirchen, Hirten, Gendorf, Garching und der Verwaltungsgemeinschaft Kirchweidach mit den Gemeinden Halsbach, Feichten und Tyrlaching.

 Nach mehreren Hausbesuchen mit weiten Strecken kam um 3 Uhr früh der Notruf eines Mannes aus Kirchweidach. Es herrschte Nebel, die Straßen waren streckenweise eisglatt. Dr. Till war müde, sein Navi fiel wegen eines Funklochs im Neubaugebiet aus – und schon war’s geschehen: Sein schwarzer BMW rutschte in den Graben, rasierte dabei Verkehrsschilder um. Die Bilanz: rund 10 000 Euro Sachschaden. Dennoch machte er noch den Hausbesuch wegen Durchfall. Und fuhr um 5 Uhr früh anschließend in ein Garchinger Altenheim.

 Am Morgen des Silvestertages wurde das Auto notdürftig fahrtüchtig gemacht: Blechteile ausgebogen, neue Reifen aufgezogen, die Beleuchtung repariert. Dann ging es um 9 Uhr zu einem Hausbesuch nach Burgkirchen, ehe um 11 Uhr 20 Patienten in seiner Praxis auf die Sprechstunde warteten. Am Nachmittag machte der 47-Jährige dann vier Hausbesuche im Altenheim, bei Feichten, in Emmerting und Unterneukirchen, bevor um 16 Uhr nochmals die Sprechstunde begann. Nachdem die Patientenzahl überschaubar war, kam er jetzt zum Frühstücken...

 "Ich will nicht jammern, aber so ein Bereitschaftdienst hängt einem eine Woche nach – auch ohne Unfall", erklärt Tille nüchtern; für ihn ist der Hausarzt-Beruf nach wie vor sein Traumjob. Wenn man das nur alle paar Monate durchstehen müsse, sei es kein Problem, doch in seinem Dienstbereich stehen heuer nur 14 Ärzte zur Verfügung. Dabei ginge es leichter, wenn die Dienstgebiete geändert würden – wogegen es aus Burghausen Widerstand gibt.

 − ecs

Ausführlich berichtet die Heimatzeitung am 17. Januar!