Reisereportage
(Un)bezahlbare Tage im Schweizer Röstigraben

05.08.2022 | Stand 25.10.2023, 11:49 Uhr

Die Schweizer Alpen aus der Luft genießen: In Interlaken sind die Bedingungen fürs Gleitschirmfliegen besonders günstig. Doch auch für weniger spektakuläre Outdoor-Erlebnisse wie Wandern oder Radfahren bietet sich die Gegend an. −Foto: Paragliding Interlaken

Von Braukultur bis Bergsport: Bern hat Schweiz-Reisenden viel zu bieten. Zum erschwinglichen Urlaubsziel machen Jugendherbergen den Röstigraben – die Grenze zwischen dem deutsch- und französischsprachigen Teil der Schweiz.

Zu Füßen des Bundeshauses, dem schweizerischen Regierungs- und Parlamentssitz, liegt die Jugendherberge der Stadt Bern. Dass das Gebäude vor fast vierhundert Jahren noch ein Lagerhaus war, lässt vor allem der hallenartige Speisesaal erahnen, in dem die Gäste frühstücken und zu Abend essen. 2018 hat die Jugendherberge sich außerdem um einen Neubau vergrößert: auf 188 Schlafplätze. In 51 Doppel-, Vier-, Sechs- und Acht-Bett-Zimmern können die Gäste nächtigen – keine hundert Meter von der Aare entfernt, die in einer Schlinge die Altstadt umarmt.

Neben dem Berner Hostel betreiben die Schweizer Jugendherbergen sechs weitere im Kanton: in Gstaad Saanenland, Grindelwald, Interlaken, Leissigen, Brienz und Burgdorf. Als Chalet, Schloss oder einfacher Kastenbau sind die Häuser so verschieden wie die Reiseziele, an denen sie sich befinden. Was sie vereint: das Konzept "budget- und umweltbewusster Reisen". Das Angebot sei dabei besonders für Familien attraktiv, sagt André Eisele, Marketing- und Kommunikationsleiter der Schweizer Jugendherbergen. In Bern starten die Preise für ein Vier-Bett-Familienzimmer mit Dusche und Toilette zum Beispiel bei 64 Schweizer Franken (etwa 65 Euro) pro Person. Kinder unter zwölf Jahren erhalten Rabatt.

Ein Bären-Trio in der Hauptstadt des Biers

Bern hat einiges zu bieten: Da sind die Bären, auf die einer Legende nach der Name der Stadt zurückgeht. Sie zieren nicht nur das Wappen, sondern leben auch als echte Exemplare im Bärenpark, einer Anlage gegenüber der Altstadt, die zum UNESCO-Welterbe gehört. Der Park ist das Erbe des ersten Bärengrabens auf dem heutigen Bärenplatz. Dort wohnte vor 500 Jahren ein Bär, den die Berner als Kriegsbeute mitgebracht hatten. Heute können Gäste auf der östlichen Seite der Aare die Bären Björk, Finn und Ursina von der Uferpromenade aus bestaunen.

In der Schweiz ist Bern mit etwa 200 Brauereien außerdem die Hauptstadt des Bieres. Das zelebriert die Stadt mit Angeboten wie der "Lust-und-Laster"-Stadtführung, einer Biertour jeden Mittwoch, und dem Craft Beer Festival, dieses Jahr am 27. August. Eine der vielen Brauereien ist "Garage". Christoph Häni und Matthias Kernen haben sie vor 15 Jahren in einer Garage im Stadtviertel Lorraine gegründet. "Wir haben erst hobbymäßig immer freitags gebraut, dann kamen immer mehr Leute, um unser Bier zu trinken", sagt Häni. Als Freunde von ihnen beschlossen hätten, eine Bar zu eröffnen, sei die Brauerei 2014 mit an den Berner Breitenrainplatz gezogen. Im hinteren Teil der "Barbière" braut Häni nun das Bier, das die Gäste auf der hauseigenen Terrasse genießen.

Südöstlich von Bern, 50 Kilometer die Aare aufwärts in Richtung Alpen, liegt zwischen dem Thuner- und dem Brienzersee der 6000-Einwohner-Ort Interlaken. Auch hier betreiben die Schweizer Jugendherbergen seit mittlerweile zehn Jahren ein Hostel, direkt neben dem Ostbahnhof. Der Bau sei wegen seines kartonartigen Aussehens am Anfang kritisch beäugt worden, sagt Betriebsleiter Ueli Zürcher. "Das hat sich aber schnell geändert, heute ist unser Café auch bei den Einheimischen sehr beliebt." Im Haus haben insgesamt 220 Menschen in 60 Zimmern Platz. Die Interlakener Jugendherberge ist außerdem eine von zweien mit "À-la-carte"-Restaurant im Berner Kanton. Die Gäste können neben dem Tagesgericht aus weiteren Angeboten wählen und live dabei zusehen, wie Koch oder Köchin ihr Essen zubereiten.

Sportlich unterwegs rund um Interlaken

Eine ausreichende Verpflegung ist auch essenziell für alle, die das große Outdoor-Angebot in Interlaken in Anspruch nehmen wollen. Das können kostspielige Gleitschirmflüge, Bungy Jumps oder geführte Gletscherwanderungen sein. Wem der Mut oder das nötige Budget fehlen, der kann die Umgebung auch beim Wandern, Rad- oder Bootfahren auf eigene Faust erkunden.

Zudem sind einige Aussichtspunkte um Interlaken bequem per Seilbahn zu erreichen, etwa das 3450 Meter über dem Meeresspiegel gelegene Jungfraujoch mit Blick auf den größten Gletscher der Alpen, den Aletschgletscher. Gegenüber, auf der anderen Seite Interlakens, befindet sich dessen 1322 Meter hoher Hausberg Harder Kulm. Egal ob mit Bahn oder zu Fuß: Wer erfolgreich dort oben ankommt, wird mit einem Panoramablick auf beide Seen und Alphornklängen belohnt.

INFORMATION

Die Bundesstadt Bern ist die Hauptstadt der Schweiz und Namensgeber für den Kanton im Westen des Landes. Amtssprachen sind Deutsch und Französisch.

ANREISEN

Die Anreise nach Bern ist problemlos mit der Bahn möglich, etwa über München mit dem Euro-City-Express nach Zürich und von dort aus mit dem Intercity nach Bern. Zwischen Bern und Interlaken verkehrt ein IC.

ÜBERNACHTEN
Die Schweiz ist ein teures Pflaster. Günstigere Alternativen sind Jugendherbergen (Preise unter youthhostel.ch einsehbar). Die Berner Jugendherberge etwa verlangt pro Person im Acht-Bett-Zimmer mindestens 49 Schweizer Franken, im Vier-Bett-Zimmer 57, im Doppelzimmer 74 und im Einzelzimmer 106. Frühstück ist inklusive, ein Abendessen kostet 19,50 Franken, Lunchpakete auf Anfrage.

•Jugendherberge Bern: bern@youthhostel.ch oder Telefon: +41 31 326 11 11
•JHB Interlaken: interlaken@youthhostel.ch, Telefon: +41 33 826 10 90.

www.bern.com

www.interlaken.ch