Temperaturen über 45 Grad
Über 500 Hitzetote in Spanien - Auch in Deutschland tausende Tote befürchtet

20.07.2022 | Stand 20.07.2022, 15:33 Uhr

Ein Mann kühlt sich im zentralen Brunnen auf der Plaza de España in Sevilla ab. Spanien verzeichnete in der aktuellen Hitzewelle nach Regierungsangaben über 500 Todesfälle. −Foto: Daniel Gonzalez Acuna/dpa

Die Hitzewelle in Spanien hat nach Regierungsangaben hunderte Menschen das Leben gekostet. Auch in Deutschland befürchten Mediziner tausende Tote.



Infolge der fast zehntägigen Hitzeperiode in Spanien seien dort "mehr als 500 Menschen" gestorben, sagte Ministerpräsident Pedro Sánchez am Mittwoch unter Verweis auf Daten zur Übersterblichkeit eines öffentlichen Gesundheitsinstituts. Vorläufigen Daten des spanischen Wetterdienstes zufolge war die Hitzewelle zudem die intensivste, die jemals in Spanien gemessen wurde. Sie dauerte von 9. bis 18. Juli und bescherte den Spanierinnen und Spaniern Temperaturen von über 45 Grad.

Drittlängste Hitzeperiode Spaniens

Mit 4,2 Grad habe sie die "stärkste Temperaturanomalie" seit Beginn der Datenerfassung im Jahr 1975 aufgewiesen, sagte Aemet-Sprecherin Beatriz Hervella. Die Temperaturanomalie beschreibt die Abweichung von Temperatur-Mittelwerten und verdeutlicht die Intensität von Hitzewellen. Hervella zufolge war es auch die drittlängste Hitze-Episode Spaniens. Nur 2015 (26 Tage) und 2003 (16 Tage) litt das Land noch länger unter sehr hohen Temperaturen.

Die jüngste Hitzewelle könnte ihren Vorgängern aber noch den Rang ablaufen. Sie war zwar am Montag für beendet erklärt worden, allerdings sind die Temperaturen seitdem nur geringfügig gesunken. Die Aemet könnte deshalb im Nachhinein erklären, dass die Hitzewelle nach wie vor andauert.

Wegen der außergewöhnlich hohen Temperaturen waren seit vergangener Woche im ganzen Land massive Brände ausgebrochen. In der Provinz Zamora kamen dabei ein Feuerwehrmann und ein Schäfer ums Leben.

Kassenärztechef schlägt Alarm

Der Verband der Kassenärzte befürchtet auch in Deutschland zahlreiche Hitzetote. "Man muss davon ausgehen, dass nicht nur in Südeuropa, sondern auch bei uns in diesem Sommer wieder sehr viele Menschen der Hitze erliegen", sagte der Vorstandschef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Andreas Gassen, der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Donnerstagsausgabe). Er forderte Kampagnen mit konkreten Tipps etwa vor Nachrichtensendungen zur Aufklärung besonders hitzegefährdeter Menschen.

"Schon 2020 hatten wir im heißen August mehrere Tausend Hitzetote zusätzlich. Das werden wohl leider regelmäßige Wellen, wenn die Temperaturen zukünftig über mehrere Tage so hoch gehen wie gerade", sagte der Verbandschef. In einer solchen Situation würden "praktische Empfehlungen" mehr helfen als Rufe nach einem "Hitzeschild vom Bund". Kürzlich hatten andere Ärzteorganisationen unter anderem einen nationalen Hitzeschutzplan von der Politik eingefordert.

− afp