Turbulenzen im Skiclub Passau

Vorstand aus "persönlichen Gründen" zurückgetreten – Doch es geht weiter

30.06.2020 | Stand 20.09.2023, 7:11 Uhr

Dass es in der Führungsriege des Skiclubs Passau wegen familiärer Veränderungen brodelt, ist ein offenes Geheimnis. Jetzt aber hat ein Brief der Vereinsleitung an alle Mitglieder für helle Aufregung gesorgt. Denn darin geben die Vorstände Sebastian Kaiser, Andreas Kuppler, Doris Manke und Peter Stephani ihren Rücktritt bekannt – aus "persönlichen Gründen", heißt es in dem Schreiben.

Da dies bedeutete, dass der Ski-Club Passau e.V. handlungsunfähig ist, wurde der Ehrenrat aktiv. In Absprache mit dem Amtsgericht wurde die Möglichkeit erarbeitet, dass der Vereinsausschuss einen Vorstand einsetzen kann. Trotz Corona-Zeiten musste eine außerordentliche Versammlung des Vereinsausschusses stattfinden. Mit dem Ergebnis, dass der frühere 1. Vorsitzende Siegfried Kaiser, der im März 2019 bereits aus "persönlichen Gründen" zurückgetreten war, die Führung nun kommissarisch bis zur Mitgliederversammlung im Herbst wieder übernimmt. Seine beiden Stellvertreter sind Christine Königsbauer und Ehrenrat Klaus Kappmann.

Die PNP hat sich umgehört, wie es mit einem größten Vereine der Stadt mit rund 1350 Mitgliedern nun weitergeht.

Die drängendste Frage, die vielen durch den Kopf geht: Was bedeutet das für das Kursangebot? Bei Familie Kuppler steht seit dem Schreiben an die Mitglieder das Telefon nicht mehr still. Susanne Kuppler berichtet: "Seid ihr nicht mehr da?" würden sie ständig gefragt. Die 52-Jährige kann beruhigen. "Ich bin zwar von meinem Amt als Sportwart für Fitness, das ich 14 Jahre lang hatte, zurückgetreten, aber den Montagskurs Fitness +Wirbelsäule mache ich weiter", bestätigt sie, die seit ihrem 20. Lebensjahr Gymnastikunterricht gibt und im Skiclub Passau eine Institution ist. Kupplers Kurs am Montag Abend im Winterhalbjahr sorgt immer für eine volle ASG-Turnhalle, 50 Teilnehmer sind Standard.

Ihr Mann Andi Kuppler (53) hält es genauso: Er hat zwar das Amt als Vorstand (Bereich Sport) niedergelegt, macht aber sein Nordic Walking-Training weiter. Und Sohn Lukas (22), der bisherige Medienbeauftragte, bleibt dem Verein als Skiübungsleiter erhalten. Als Grund für den Rücktritt geben die drei auf PNP-Nachfrage "persönliche und familiäre Gründe" an. Susanne Kuppler blickt lieber nach vorn: "Was uns vor allem am Herzen liegt, ist der Verein. Alles andere ist zweitrangig und wird sich zeigen", sagt sie und spricht damit für ihre ganze Familie, für die der Verein Dreh- und Angelpunkt ist. Der Name Kuppler ist mit dem Skiclub, der seit 62 Jahren besteht, untrennbar verbunden. Denn der Vater ihres Mannes, der vor zwei Jahren verstorbene Hermann Kuppler, war Gründungsmitglied des Skiclubs.

Das Wohl des Vereins liegt allen am HerzenImmerhin, einen gemeinsamen Nenner gibt es: Das Wohl des Vereins. Genau das ist es, was auch Siegfried Kaiser (61) nach eigenen Angaben bewogen hat, jetzt in die Bresche zu springen und kommissarisch das Amt des Vorsitzenden wieder zu übernehmen. "Ich war von 1999 bis 2008 2. Vorstand und anschließend 1. Vorstand bis zu meinem Rücktritt am 1. März 2019", erklärt er. Auch er sei damals aus "persönlichen Gründen" zurückgetreten. Im Anschluss hatten Peter Stephani und die anderen drei besagten Vorstände das Amt gemeinsam ausgeübt – bis zum kollektiven jetzigen Rücktritt. Dass Siegfried Kaiser nun wieder als Lückenbüßer aktiv wird? "Ganz einfach, weil ich vom Ehrenrat gefragt wurde, ob ich es bis November kommissarisch machen würde, nachdem es jetzt keinen Vorstand mehr gab. Die Ehrenräte Klaus Kappmann und Hans-Walter Greiner haben mich angerufen und gefragt", erzählt er. "Dann sagt man halt Ja, weil man den Verein nicht im Stich lassen will."

Wie es in Zukunft weitergehen wird? Da kann Kaiser noch wenig dazu sagen. "Wir warten jetzt erst mal die Mitgliederversammlung ab." Die Frage, wer künftig ab Herbst an der Spitze stehen wird, werde natürlich vorher im Ausschuss behandelt, auch die Übungsleiter seien involviert. Kaiser: "Wenn sich jemand Jüngerer findet, dann ist das in Ordnung für mich. Wenn der Ausschuss feststellt, dass wir keinen Vorsitzenden finden, dann würde ich wahrscheinlich nicht Nein sagen, aber es ist nicht mein Ziel."

Klaus Kappmann (58), Mitglieds des Ehrenrats, erklärt auf PNP-Anfrage: "Ich wurde vom Ehrenrat beauftragt, die Sache in die Hand zunehmen. Momentan haben wir eine Lösung im Ausschuss gefunden, Siegfried Kaiser und die Stellvertreterin Christine Königsbauer wurden mit großer Mehrheit gewählt. Die Leute kennen den Sigi, er weiß, wie er den Job machen muss, für die Mehrheit war das die beste Lösung." Er selbst habe sich als weiteren Vorsitzenden aufstellen lassen, um in der Sache bis zu den ordentlichen Neuwahlen mitzuwirken.