Mediziner schlagen Alarm
"Triage in Psychiatrien": Kinderärzte fordern Schulöffnungen

18.05.2021 | Stand 20.09.2023, 23:37 Uhr

−Symbolfoto: dpa

Kinder- und Jugendmediziner fordern schnelle Schul- und Kitaöffnungen. So gebe es psychiatrische Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen "in einem Ausmaß, wie wir es noch nie erlebt haben".

"Schulen öffnen, Kitas öffnen - natürlich gemäß den geltenden Leitlinien und mit angemessenen Testungen. Jetzt ist es an der Zeit, das Ruder herumzureißen", sagte etwa der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ), Jörg Dötsch, der "Rheinischen Post".



"Wir sehen die dringende Notwendigkeit, dass sich Menschen, die sich noch nicht impfen lassen können, keine Nachteile davon haben dürfen. Es ist absolut notwendig, selbst wenn Jugendliche in den höheren Jahrgängen geimpft werden können, für Kinder im Grundschulalter, aber auch in mittleren Jahrgängen wieder ein normales soziales Leben zu ermöglichen, damit sie sich normal entwickeln können."

"Kinder von Anfang an massiv vernachlässigt"

Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) kritisierte die politische Vernachlässigung von Kindern und Jugendlichen während der Pandemie scharf. "Kinder und Jugendliche wurden in der Pandemie von Anfang an massiv vernachlässigt. In der ersten Phase waren die pauschalen Einschränkungen wie Schul- und Kitaschließungen noch nachvollziehbar. Aber inzwischen haben wir gelernt, dass Kinder die Infektion deutlich weniger weitertragen und selbst deutlich seltener erkranken als Erwachsene", sagte BVKJ-Sprecher Jakob Maske der "Rheinischen Post". "Es gibt psychiatrische Erkrankungen in einem Ausmaß, wie wir es noch nie erlebt haben. Die Kinder- und Jugendpsychiatrien sind voll, dort findet eine Triage statt. Wer nicht suizidgefährdet ist und "nur" eine Depression hat, wird gar nicht mehr aufgenommen."

Lehrerverband: An Empfehlung des RKI orientieren

Der Deutsche Lehrerverband hält eine Rückkehr zum vollständigen Präsenzunterricht ab einer Inzidenz von 50 für empfehlenswert. "Wir haben ja bereits jetzt nur noch wenige Landkreise oberhalb der 165er Inzidenz, die für reinen Distanzunterricht ausschlaggebend ist", sagte ihr Präsident Heinz-Peter Meidinger der Zeitung. Unterhalb der 100er Inzidenz könnten Länder vollständigen Präsenzunterricht anordnen. "Unsere Auffassung ist allerdings, dass man sich bei vollständigem Präsenzunterricht ohne Abstandsregelung an der Empfehlung des RKI (Inzidenz 50) orientieren sollte, solange viele Lehrkräfte und fast alle Kinder noch nicht geimpft sind". Für das nächste Schuljahr zeigte sich Meidinger "recht optimistisch, dass da deutlich mehr Normalität in den Schulbetrieb zurückkehrt und bei fortschreitenden Impfungen die Inzidenzen niedrig gehalten werden können".

− dpa