Regensburg
"Traunsteiner Modell" gegen die organisierte Kriminalität

25.07.2020 | Stand 12.10.2023, 11:53 Uhr

Der neue Leiter der Spezialabteilung, Thomas Rauscher, Justizminister Georg Eisenreich und Oberstaatsanwalt Dr. Clemens Prokop bei der Vorstellung des "Traunsteiner Modelles" bei der Staatsanwaltschaft Regensburg. −Foto: Ursula Hildebrand

Die Staatsanwaltschaft in Regensburg rüstet personell auf und führt das "Traunsteiner Modell" ein.

Schleuser, Drogen- und Waffenhändler, Callcenter-Betrüger – sie alle dürfen sich nun warm anziehen, denn die Staatsanwaltschaft Regensburg legt personell zu im Kampf gegen die organisierte Kriminalität. Das "Traunsteiner Modell", das es bereits in Landshut und Kempten sowie im namensgebenden Traunstein gibt, wird nun auch in Regensburg etabliert. Am Mittwoch, 15. Juli, stellte Justizminister Georg Eisenreich die neue Spezialabteilung vor.

Schon jetzt sei Bayern im Kampf gegen die organisierte Kriminalität gut aufgestellt, so der Justizminister, aktuell seien 78 Verfahren anhängig, die mit hoher Priorität bearbeitet werden – "aber wir können noch besser werden", so Eisenreich. Zum einen sei die internationale Zusammenarbeit sehr wichtig, "organisierte Kriminalität macht nicht an den Ländergrenzen halt". Der neue Leiter der Spezialabteilung in Regensburg, Staatsanwalt Thomas Rauscher, könne hier durch seine guten Kontakte wertvolle Arbeit leisten, so Oberstaatsanwalt Dr. Clemens Prokop. Schon jetzt bestünden gute Kontakte nach Tschechien, Rauscher habe sich hier ein gutes Netzwerk aufgebaut, auf das er nun zurückgreifen könne.

Ein weiterer Punkt ist die Abschöpfung des Vermögens, das Kriminelle mit ihren Taten erlangt haben. Hier ist die Zentralstelle zur Koordinierung der Vermögensabschöpfung bei der Generalstaatsanwaltschaft München mit eingebunden. "Mit der Vermögensabschöpfung setzen wir dort an, wo es den Tätern besonders weh tut: bei der Tatbeute. Verbrechen darf sich nicht lohnen. Daher ist es entscheidend, dass die Erträge aus Straftaten konsequent abgeschöpft werden", so Eisenreich.

Drei zusätzliche Stellen für die SpezialabteilungThomas Rauscher berichtete exemplarisch von einem Verfahren, bei dem die Staatsanwaltschaft Regensburg einer Schleuserbande auf die Spur kam. Neben Ermittlungen im Inland wurde auch in Tschechien, Ungarn, Rumänien und der Slowakei ermittelt. 35 Bandenmitglieder sind bereits bekannt, mehrere Europäische Haftbefehle wurden erlassen.

Auch im Bereich des Callcenter-Betrugs ist die neue Abteilung bereits aktiv: Ein Fall konnte bereits übernommen werden, man gehe davon aus, dass zwei weitere Fälle im Bundesgebiet mit diesem Fall zusammenhängen.

Die neue Spezialabteilung bei der Staatsanwaltschaft Regensburg besteht aus vier Staatsanwälten, die bereits mit organisisierter Kriminalität befasst sind, zwei Gruppenleitern und einem Oberstaatsanwalt. Regensburg wird auch nicht die letzte Staatsanwaltschaft bleiben, bei der das "Traunsteiner Modell" eingeführt wird. Justizminister Eisenreich plant, bei allen grenznahen Staatsanwaltschaften solche Spezialabteilungen zu etablieren.