Aldersbach
Thiele sorgte für Stabilität bei der Knorr Bremse

08.12.2020 | Stand 08.12.2020, 17:41 Uhr

Günter Zimmermann, der im Oktober 80 Jahre alt wurde und heute in Hechendorf am Pilsensee lebt, hat eine Biografie mit 300 Seiten geschrieben. 30 Seiten davon sind dem Werk Aldersbach gewidmet. −Foto: VA

Einblicke in die Geschichte des Knorr-Bremse-Werks Aldersbach gibt die Autobiographie des ehemaligen Personalchefs Günter Zimmermann.

Vierzig Jahre ist das Werk der Knorr-Bremse in Aldersbach Anfang des Jahres 2020 alt geworden. Aus diesem Anlass veröffentlichten die Heimatglocken der PNP im Mai einen Bericht über die Werksgründung und den Aufbau des Werkes in den ersten Jahren. Er ist einem Vorabdruck der Autobiografie des damaligen Personalchefs der Südbremse, Günter Zimmermann, entnommen worden. Dessen Autobiografie erschien in der endgültigen Fassung im Oktober dieses Jahres. Das 300 Seiten umfassende Buch trägt den Titel "Von Null auf Achtzig – Zeitgeschichtliche Reise durch ein facettenreiches Leben". 30 Seiten davon sind dem Werk Aldersbach gewidmet.

Zusammen mit Betriebsdirektor Josef Wilmerdinger hat im Januar 1980 Günter Zimmermann den Standort Aldersbach als Zweigwerk dem Vorstand vorgeschlagen. Dr. von Bandemer, der damalige Juniorchef der Knorr-Bremse Gruppe, stimmte dem zu. Darauf ging es an die Aufbauarbeit. Als Zäsur und endgültiges Bekenntnis der Knorr-Bremse zum Standort Aldersbach muss der Erwerb des Grundstücks im Jahr 1982 und der Neubau 1983 gesehen werden, schreibt Zimmermann in seinem Buch.

In der Zeit des Aufbaus des Werkes blieb es von den Erschütterungen in der Unternehmenszentrale in München weitgehend unbehelligt. Von den dramatischsten Stunden in der Geschichte der Knorr-Bremse im Jahr 1985 berichtet Günter Zimmermann authentisch. Vor der Belegschaft in München trugen in einem Schriftwechsel, der im Buch wiedergegeben wird, als Nachfolger der Gründerfamilie Jochen Vielmetter (Onkel) und Dr. Jens von Bandemer (Neffe) ihre Machtansprüche um die Führung der Unternehmensgruppe aus. Aus einer gerichtlichen Auseinandersetzung ging Dr. von Bandemer als Sieger hervor. Er war damit Chef der Knorr-Bremse Gruppe.

Zur Überraschung aller verabschiedete er sich mit einer im Buch wiedergegebenen Rede nach einigen Monaten als Eigentümer von der Belegschaft, um in der Sekte "Universelles Leben" zu wirken. Im Zuge eines Management-Buy-out übernahm erfolgreich Heinz Hermann Thiele, heute auch Großaktionär der Lufthansa, das Unternehmen.

Als Personalchef war der Autor Günter Zimmermann mit all den Auswirkungen des Firmendramas mittendrin.

Als wahrlich "zeitgeschichtliche Reise" erweist sich sein Bericht aus der Zeit vor der Wiedervereinigung 1990: die Umwandlung eines maroden volkseigenen Betriebs, des Berliner Bremsenwerkes (BBW), in ein "Westunternehmen". Es war übrigens das erste DDR-Unternehmen, das diesen Schritt vollzog, bevor die "Treuhand" ihre Tätigkeit aufnahm. Thiele beauftragte den zwischenzeitlich selbständigen Unternehmensberater Zimmermann mit der Aufgabe, das Personal des BBW so anzupassen, dass es in die Personalorganisation der Knorr-Bremse integriert werden konnte.

Es waren die Monate Mai bis Juni 1990: die Volkspolizei kontrollierte im Mai noch die Einreisenden in die DDR. Die dahinsiechende DDR feierte sich in Ostberlin bis Mitte Juni. Mit Staunen nahm Günter Zimmermann die noch einige Wochen nach Einführung der DM-Mark andauernden sozialistischen Gepflogenheiten der Ostberliner wahr. Er schildert sie in kleinen Kapiteln.

Heute firmiert das ehemalige BBW, das seinen Standort von Friedrichshain nach Marzahn verlegte, als Knorr-Bremse Werk Berlin. Die 20 Jahre im Dienste der Knorr-Bremse endeten 2020 mit der Rettung des Werkes Benneckenstein vor der Betriebsschließung.

Über Jahre hinweg war Zimmermann neben und nach seinen Aufträgen aus der Knorr-Bremse in der folgenden Zeit in vielen größeren Unternehmen wie Hilti und Leitz als Unternehmensberater tätig. In dem Kapitel seiner Memoiren "Als Unternehmer in die Freiheit" gibt Günter Zimmermann Einblick in seine Arbeit: "Auch gegenüber dem Kunden hatte ich in Hinblick auf mein hohes Ziel der Unabhängigkeit ein einmaliges Unternehmenskonzept: Meine Verträge erfolgten alle nach einer persönlich engagierten Bewerbung mündlich. (...) So kam es, dass ich keinen einzigen schriftlichen Vertrag mit einem Kunden abschloss. Es genügte das Einvernehmen mit Handschlag."

− va


ⓘ Die 300-seitige Autobiographie kann unter info@druckerei-toepfl.de (versandkostenfrei) zum Preis von 19,50 € erworben werden.