Teisendorf
Thema Energie stößt auf große Resonanz

13.08.2022 | Stand 20.09.2023, 21:21 Uhr
Monika Konnert

−Symbolbild: Seidel

Wie sehr das Thema Energie die Gesellschaft beschäftigt, zeigte die große Anzahl von Teilnehmern, die der Einladung des CSU-Ortsverbandes zu einem energiepolitischen Stammtisch gefolgt waren.

Unter dem Motto "Energiewende Teisendorf – Rückblick, Einblick, Ausblick" ging es im Saal der Alten Post um den Status quo und die Perspektiven bei der Versorgung Teisendorfs und des Landkreises mit erneuerbaren Energien, um neue Formen der regionalen Energievermarktung sowie um die Zusammenarbeit zwischen den Kommunen aus der Region zur besseren Bewältigung der Energie- und Klimakrise.

Der CSU-Ortsvorsitzende Gernot Daxer, begrüßte die Teilnehmer, darunter die Referenten des Abends, Kreisrat Georg Wetzelsperger, Ingenieur Michael Perkmann, Unternehmensvorstand des Regionalwerk Chiemgau/Rupertiwinkel, und Hannes Rasp, Bürgermeister von Schönau am Königssee und Geschäftsführer der Watzmann-Natur-Energie GmbH, sowie den Teisendorfer Bürgermeister Thomas Gasser.

Größte Ausbaupotenziale bei der Wasserkraft

"Die Erfolge bei der Nutzung Erneuerbarer Energien sind im Vergleich der Bundesländer in Bayern am größten, was vor allem am Ausbau der Solar- und Bioenergie liegt. Demgegenüber wird das Potenzial der Windenergie hier stark vernachlässigt." Mit diesem Statement begann Bezirksrat Georg Wetzelsperger seine Ausführungen. Der Landkreis Berchtesgadener Land, so Wetzelsperger, wolle seine CO2-Emissionen bis 2030 halbieren. Klimaschutzkonzept, Energienutzungspläne für Landkreis und Kommunen, Energielotsen, der Online-Solaratlas, kostenlose Energieberatung und energetischer Gebäudesteckbrief für alle Hauseigentümer sowie das Klimaschutznetzwerk aller 15 Kommunen im Landkreis seien wichtige Instrumente dafür. Sie würden vom Klimaschutzmanager des Landkreises koordiniert.

Zu den zentralen Klimaschutzzielen des Landkreises gehört die Steigerung des Anteils regionaler Erneuerbarer Energien im Bereich Wärme von neun Prozent auf 35 Prozent und im Bereich Strom von 32 Prozent auf 86 Prozent bis 2030. Die größten Ausbaupotenziale habe der Landkreis bei der Wasserkraft. Bei der Windenergie ist laut Regionalplanung der Landkreis Ausschlussgebiet, bis auf vier sogenannte "weiße Flecken" in der Nähe von Neukirchen, Laufen und Freilassing. Technisches Potenzial zur Windkraftnutzung bestehet grundsätzlich am Teisenberg. Wenn der Markt Teisendorf und die Gemeinde Anger je zwei Windkraftanlagen am Teisenberg errichten würden, ergäbe das ein Gesamtpotenzial von 15680 MWh pro Jahr, schätzt Georg Wetzelsperger.

Spitzenwerte beim Anteil der Erneuerbaren Energien

Dadurch könnte die jetzt schon gute Energiebilanz der Gemeinden noch verbessert werden. In Teisendorf ist nämlich der Anteil aus Erneuerbaren Energien bei 56 Prozent, was unter den fünfzehn Kommunen des Landkreises den Spitzenplatz bedeutet. Bei Strom liegt der Wert bei 74 Prozent, auch ein Spitzenwert. Ebenso bei den CO2-Emissionen pro Einwohner, die in der Marktgemeinde bei 2 Tonnen pro Jahr liegen.

Michael Perkmann stellte das gemeinsame Kommunalunternehmen Regionalwerk Chiemgau-Rupertiwinkel vor, dessen Unternehmensvorstand er ist. Es wurde 2020 von insgesamt sechzehn Kommunen aus den Landkreisen Altötting, Berchtesgadener Land, Rosenheim und Traunstein gegründet und hat 2021 seine Tätigkeit aufgenommen. Die Handlungsfelder des Unternehmens sind Strom, Gas, Wärme und in Teilen auch der Breitbandausbau. Michael Perkmann nannte als wichtige Aufgaben die Verknüpfung von Stromerzeugung und Verbrauch inklusive Speicherung, die Erkundung und Nutzbarmachung der Geothermiepotenziale in der Region und den Aufbau eines Wärmeverbunds Chiemgau-Rupertiwinkel, das Thema Areal-Netze sowie die Regionalisierung des Strommarktes, auch um Photovoltaikanlagen, die aus der Förderung fallen, am Netz zu halten. Perkmann sprach in diesem Zusammenhang von einem "virtuellen Kraftwerk".

Nicht auf Norddeutschland verlassen

Hannes Rasp stellte die Watzmann-Natur-Energie GmbH vor, ein Unternehmen, das neue Wege in der nachhaltigen Energieversorgung geht und sichere, faire und bezahlbare Energie für den Landkreis Berchtesgadener Land anbieten will. Ihm gehören die Gemeinden und Märkte Berchtesgaden, Bischofswiesen, Schönau a. Königssee, Marktschellenberg und Ramsau b. Berchtesgaden an sowie die regionalen Stromversorger Stadtwerke Bad Reichenhall und Energie Südbayern. Das Unternehmen wurde vor einigen Monaten gegründet und liefert bereits jetzt hundert Prozent Ökostrom an 850 private Haushalte und 20 gewerbliche Kunden.

Wichtig sei, so Rasp, die persönliche Betreuung der Kunden. Deshalb gibt es in jeder Gemeinde einen Ansprechpartner. Ziel sei es, nicht nur Stromhändler zu sein, sondern den Strom auch in der Region zu erzeugen, beispielsweise mit PV-Anlagen auf versiegelten Flächen oder mit der Nutzung der Wasserkraft. Auch die E-Mobilität soll ausgebaut werden, durch die Errichtung von Ladesäulen und den Aufbau eines E-Carsharing-Angebots in den fünf Gemeinden. "Wir arbeiten nach dem Motto ,Aus der Region, für die Region’. Wir können uns nicht verlassen auf das, was von Norddeutschland kommt, wir müssen unseren eigenen Strom produzieren", so Hannes Rasp zum Schluss seiner Ausführungen.

Regionalwerk bei Speichern gefordert

In der regen, durchweg konstruktiven Diskussion nach den Vorträgen wurde die Errichtung von Windrädern auf dem Teisenberg ausdrücklich befürwortet, ebenso wie die Errichtung weiterer PV-Anlagen vorrangig auf versiegelten Flächen. Als Schwachpunkt erkannt und von den anwesenden Experten bestätigt wurde die teilweise Überlastung der Netze, was dazu führt, dass Einspeiseanlagen vom Netz genommen werden müssen. Der Netzausbau sei lange Zeit vernachlässigt worden, hier sei großer Nachholbedarf, so Michael Perkmann.

Angesprochen wurde auch die Speicherung. Es sei wesentlich sinnvoller einen großen Speicher zu finanzieren als viele kleine, so eine Wortmeldung. Hier sei das Regionalwerk gefordert. Auch die Beibehaltung der Förderung für Wasserkraftwerke stieß auf positive Resonanz. Die Veranstalter haben aus den Vorträgen und Rückmeldungen eine lange Handlungsliste erstellt, die jetzt schnellstens abgearbeitet werden soll. Und weil das Thema alle angeht, hofft die CSU im Gemeinderat und bei den Bürgerinnen und Bürgern auf parteiübergreifende Zusammenarbeit zur Bewältigung der Klima- und Energiekrise in der Region.