Schwieriges Jahr
Teurer Braten: Darum kostet Gänsefleisch heuer so viel

23.12.2021 | Stand 24.12.2021, 6:11 Uhr

−Symbolbild: picture alliance/dpa

Von Christian Tamm

Geflügelhöfe haben ein schwieriges Jahr hinter sich. Vogelgrippe und teils enorme Kostensteigerungen haben viele zu einer Preiskorrektur gezwungen.



Geflügel ist ein Klassiker zur Adventszeit und an den Feiertagen. Doch wer sich heuer eine Festtagsgans oder ein traditionelles Entenessen gönnen will, muss dafür tiefer in die Tasche greifen – wenn denn überhaupt noch Ware verfügbar ist. Denn viel wurde vorbestellt und bereits abverkauft, Nachschub – insbesondere im frischen Bereich – ist in manchen Regionen selten verfügbar. Für die Kunden mag das ärgerlich sein. Doch die Züchter und Geflügelhöfe haben aufgrund vieler Herausforderungen ein anspruchsvolles Jahr hinter sich.

Eine der schwerwiegendsten Belastungen für die Betriebe in der Region und bundesweit ist der Anstieg der Preise. Egal ob Aufzuchtbetrieb oder Schlachter – sie alle bekommen die Folgen zu spüren. Ein Standbein des Geflügelhofs Grießmeier in Mäbenberg (Kreis Roth) ist die Junghennenaufzucht. Hans-Jörg Grießmeier führt den Betrieb mit seiner Frau Sandra in dritter Generation. Er berichtet im Gespräch mit unserer Zeitung von einer hohen Nachfrage nach Jungtieren und von Preissteigerungen am Markt. Diese kämen aber nicht durch die hohe Nachfrage, sondern durch steigende Futterpreise zustande. „Und nicht zu vergessen die gestiegenen Kosten für Energie. Ich hole meine Küken direkt nach dem Schlüpfen vom Brüter. Die Tiere brauchen in den ersten gut 14 Tagen an die 35 Grad. Da kann man sich vorstellen, dass die Steigerungen bei den Strom- und Energiepreisen ein erheblicher Faktor ist“, erklärt Grießmeier.

Kein regionales Problem

Ein regionales Problem? Mitnichten. Und es hört laut Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft (ZDG) bei diesen beiden Posten noch lange nicht auf. Neben den Futter- und Energiepreisen hätten sich auch die Kosten für Personal erhöht. Der Verband rechnet bei der Vermarktung etwa von Gänsen mit Preissteigerungen zwischen 20 und 30 Prozent, so ein Sprecher gegenüber dem Donaukurier. Das würde demnach eine Preisanpassung im Vergleich zum Vorjahr von etwa ein bis zwei Euro je Kilogramm bedeuten. „Vermutlich werden die Preise im Einzelhandel daher um die 16 Euro je Kilo und mehr liegen. Gänse aus der Direktvermarktung, zum Beispiel ab Hof, werden noch deutlich teurer sein“, so der Verbandssprecher. Auch die Grießmeiers kamen nicht ganz um Aufschläge herum: „Wir schlachten auch selbst und mussten die Preise für Fleisch leicht anpassen. Wir haben unsere Produkte aber gut verkaufen können. Gerade im Vorfeld der Feiertage war die Nachfrage groß.“

Nachfrage ist ohnehin nicht das Problem. Da hat auch die Pandemie mit den Restaurantschließungen und anderen Unwägbarkeiten nur sehr bedingt etwas dran geändert. Und das spürt auch Maria Heindl vom Heindlhof in Ingolstadt-Gerolfing. „Wir beliefern eher wenige Gastronomen und verkaufen vor allem über unseren Hofladen an Privatkunden. Da weniger essen gegangen wird und die Menschen dafür zu Hause kochen wollen, ist die Nachfrage bei uns groß“, so Heindl. Ihr Hof habe daher heuer genauso viele Tiere wie im Vorjahr gehabt – und sogar noch mehr als vor Corona.

Mangel wegen Vogelgrippe

Was die Preise für Jungtiere und in der Folge für Geflügelfleisch zusätzlich in die Höhe treibt, ist der schlichte Mangel. Laut Verband ZDG hat dazu die Vogelgrippe (Aviäre Influenza) beigetragen. Viele Halter – vor allem im Norden – seien davon im vergangenen Jahr betroffen gewesen. Das Ergebnis: gekeulte Elterntiere und damit heuer weniger Jungtiere, die nun in der Saison am Markt fehlen. Von Produktionsverknappungen um rund zehn Prozent ist die Rede. „Um der Infektionsgefahr aus dem Weg zu gehen, haben Gänsehalter vielerorts die Schlachttermine vorgezogen. Die frühzeitig geschlachteten Gänse werden jedoch meist tiefgefroren und können dann nur zu niedrigeren Preisen vermarktet werden“, erklärt der Verbandssprecher.

Dabei scheint es sich jedoch mehr oder minder um ein regionales Phänomen zu handeln. Denn Maria Heindl sagt, ihr Betrieb sei gut an Jungtiere herangekommen. Allerdings habe man auch sehr frühzeitig beim Händler bestellt und sich gekümmert. Die Engpässe habe man kaum gespürt. Dennoch hat die „Geflügelpest“ in Bayern ebenfalls ihre Spuren hinterlassen. Hans-Jörg Grießmeier erzählt, er habe Abnehmer für seine Jungtiere auch jenseits der Landkreisgrenze. „Und es gab durchaus Sperrgebiete. Die Tiere zu den Kunden zu bringen war mit großem Aufwand verbunden. Zum Beispiel waren tierärztliche Untersuchungen nötig.“