Neues Prunkstück
"Tausche Audi A6 gegen Kutsche" – Landshuts erste E-Kutsche ist da

21.11.2021 | Stand 20.09.2023, 5:50 Uhr
Veronika Bayer

Der stolze Jung-Kutscher präsentiert das elitäre Fuhrwerk. −Foto: Roider

Bald könnte es Landshuts erste E-Kutsche geben. Letzte Woche transportierte sie ihr Besitzer Klaus Roider (59) von Köln in die Dreihelmstadt.

Hier soll sie, wenn alles glatt geht, bald schon gebucht werden können – zum Beispiel für Nikolaus-Fahrten, Stadtbesichtigungen und Hochzeiten.

Im Jahr 1959 meldete die Zeitung ein trauriges Ereignis. Im 67. Lebensjahr verschied der Landshuter Fuhrunternehmer Otto Roider. "Mit ihm sinkt ein Stück Romantik, ein Kapitel aus der guten alten Zeit, ins Grab", schrieb die damalige Presse. Otto Roider war "Landshuts letzter Lohnkutscher".

Tradition soll wiederbelebt werden

Zumindest bis 2021, denn nun will der Enkelsohn, Klaus Roider, in die Fußstapfen des Großvaters treten. Die Kutsche, die er in einem dreijährigen Aufwand organisiert hat, wird mit Strom betrieben: "Umweltfreundlich", wie er betont. Und leise.

Imposant wirkt die E-Kutsche auch ohne Pferde: 5,50 Meter lang, 2 Meter breit, Speichenräder, Maximalgeschwindigkeit 25 km/h und drosselbar auf 5 km/h für gemütliche Ausflüge, Sitzheizung hinten, ein Verdeck, das im Winter geschlossen werden kann (wie bei einem Cabrio). Bis zu acht Passagiere finden Platz.

Bei einem Stadtbesuch in Köln habe Roider das Gefährt einst gesehen und sich "sofort verliebt". Seitdem nahm die Organisation der E-Kutsche einiges an Mühen, Zeit und Recherchen in Anspruch. "Seit drei Jahren laufe ich praktisch der Kutsche nach", fasst Roider zusammen: "Ich war in München, Köln, Münster und Trier, wo diese Kutschen laufen. Es gibt insgesamt nur zehn Stück davon." Mehr seien nicht produziert worden.

Seine Bemühungen um eins der raren Fuhrwerke zahlen sich aus: "Ich bin stolz, dass ich die Kutsche nach Landshut holen konnte", sagt Roider. Keine Woche ist das Gefährt nun hier und hat schon einiges an Aufsehen erregt: "Tausche Kutsche gegen Audi A6 hat letztes jemand gesagt, der sie sah", erzählt Roider schmunzelnd. Durch den Landkreis – für private Zwecke – darf er mit seinem Gefährt schon Ausflüge unternehmen. Bisher ist die E-Kutsche nur zur Probe da, über den Winter. Klaus Roider hofft allerdings, "dass die Kutsche Landshut niemals wieder verlässt."

Für Personenbeförderung brauche es zum einen diverse Tests, erklärt Roider. Die habe der angehende E-Kutscher bereits absolviert. Zum anderen stehe eine Genehmigung bislang noch aus. Erst seit kurzem liege die Anfrage der Stadt vor: "E-Kutschen sind so neu, dafür gab es noch nicht mal ein Feld auf dem städtischen Vordruck", erzählt Roider und schmunzelt.

Ideen für Beförderungen hat er viele: "Zum Beispiel könnten Geschäfte in der Innenstadt angefahren und beim Transportieren schwerer Taschen für die Damen geholfen werden", schlägt er vor. Damit würde die Kutsche einen Beitrag für die Geschäfte im Stadtzentrum leisten. Neben privaten Anlässen wie Hochzeiten, Geschenkfahrten, Tourismusausflügen, kämen auch Märkte, Messen, die Niederbayernschau und Jubiläen in Frage.

Der Plan einer gewerblichen Nutzung stehe für Klaus Roider – der eigentlich die AVIS Autovermietung im Rennweg betriebt – aber nicht im Vordergrund: "Die Kutsche ist mehr ein Hobby, das ich für die Stadt machen möchte."