Tragödie am Nanga Parbat 1937
Tagebuch von verunglücktem Trostberger Bergsteiger transkribiert

12.10.2019 | Stand 20.09.2023, 2:42 Uhr

Zweimal hat sich Extrem-Bergsteiger Peter Müllritter von der Alpenvereinssektion Trostberg zum Nanga Parbat aufgemacht. Nur knapp entrann er bei der Expedition im Jahr 1934 dem Tod. Drei Jahre später wurde er im Zelt schlafend von einer Eislawine verschüttet und nie mehr gefunden. −Fotos: Alpenverein, red

"Gestern habe ich drei Stück vierblättrigen Klee gefunden. Das bring ich heim für mein Weibi." Auch diesen Satz hat Peter Müllritter 1937 während der Expedition am Nanga Parbat in sein Tagebuch geschrieben. Doch der Schein der Bergidylle mit dem vermeintlichen Glücksbringer war trügerisch. Müllritter, 30 Jahre jung und Mitglied der Alpenvereinssektion Trostberg (Landkreis Traunstein), fand wenig später den weißen Tod am Schicksalsberg der Deutschen. Seine vor etwa einem Jahr über verschlungene Wege nach Trostberg gelangten Notizen sind ein fesselndes Zeugnis des katastrophal gescheiterten Erstbesteigungsversuchs.

Mit der Hilfe der bergsportbegeisterten Trostberger Filmemacherin Manuela Federl hat Dr. Herwig Höger das vom ewigen Eis freigegebene Tagebuch nun komplett in Reinschrift gebracht. "Die Krönung unseres Archivs", sagt der 96-Jährige. Seit klein auf bewahrt der frühere Alpenvereinsvorsitzende die Erinnerung an die einstigen Trostberger Spitzenbergsteiger. Neben Müllritter sind dies Fritz Bechtold, der in den 1930-er Jahren mehrere Nanga-Parbat-Expeditionen überlebte, und Willy Merkl, der 1934 an dem 8125 Meter hohen Berg umkam – bei eben jener Expedition, die auch für seinen Freund Peter Müllritter vorzeitig endete. Der damals 27-Jährige schaffte es aber im Gegensatz zu zehn seiner Kameraden lebend aus der Schnee- und Eishölle. Unter Todesangst und unmenschlichen Anstrengungen, wie seinen Aufzeichnungen zu entnehmen ist.

"Leicht auch in einem der Museen von Reinhold Messner"

"Weil er ein sparsamer Mensch war", wie AV-Chronist Herwig Höger schmunzelnd erzählt, hat Müllritter sein rund 200 Seiten dickes, von vier Fäden zusammengehaltenes Büchlein auch drei Jahre später wieder eingepackt, um auf den verbliebenen Seiten den nächsten "Angriff" auf den Nanga Parbat zu dokumentieren – eine Unternehmung, die in einer Tragödie endete. In die nun abgeschlossene Transkription haben Federl und Höger viele Stunden Arbeit gesteckt. "Es ist schon etwas Besonderes, dass ein so authentisches zeitgeschichtliches Dokument beim Trostberger Alpenverein gelandet ist", findet Manuela Federl. "Vom Stellenwert her könnte es ja auch leicht in einem der Museen von Reinhold Messner aufbewahrt sein."

Filmtage starten am 24. Oktober

Der Aufsehen erregende Fund aus dem ewigen Eis beschert nun den 3. Trostberger Filmtagen einen hochkarätigen Auftakt. Festival-Organisatorin und Filmemacherin Manuela Federl stellt rund um das Tagebuch des Trostberger Himalaya-Pioniers einen Peter-Müllritter-Abend auf die Beine. Am Donnerstag, 24. Oktober, ab 19 Uhr wird Moderator Manfred Thaler im Stadtkino Passagen aus dem Tagebuch vortragen. Dazu präsentiert Manuela Federl drei Kurzfilme. Anhand der von Müllritters Bergsteigerkamerad Fritz Bechthold veröffentlichten Chronik "Deutsche am Nanga Parbat" liefert die 38-Jährige Hintergründe zu den vielen verhängnisvollen Erstbesteigungsversuchen. Sie hat AV-Urgestein Herwig Höger interviewt und daraus einen Kurzfilm über Herkunft und Bedeutung des Tagebuchs komponiert. Ein weiterer Streifen beleuchtet, wie das 2016 in Pakistan gefundene Tagebuch über Umwege und Zufälle erst zu Fritz Bechtolds Sohn nach Mittelfranken und dann nach Trostberg gelangte.
Den ganzen Bericht lesen Sie kostenlos mit PNP Plus und am 12. Oktober im Trostberger Tagblatt und Traunreuter Anzeiger am Online-Kiosk.