Malgersdorf
Bei Kirchensanierung: Archäologen legen Gräber aus Mittelalter frei

11.10.2019 | Stand 19.09.2023, 23:22 Uhr

Ein Kinderschädel und mehrere Knochen sind in einer der Gruben zu sehen, die die Archäologen gegraben haben. −Fotos: Vogl

Eine archäologische Überraschung hat die Sanierung der Frauenkapelle St. Maria Auxiliatrix in Malgersdorf (Landkreis Rottal-Inn) zu Tage gefördert: Knochen, Spuren der hölzernen Vorgängerkirche und Keramik aus dem Mittelalter.

Aufgetaucht sind die Funde, weil das Fundament der kleinen Kirche saniert werden sollte, da sich das Fundament über die Jahre aufgrund von starker Trockenheit gesetzt hatte. Zum Vorschein kamen bei den Arbeiten Gräber und Keramiken, die vermutlich über 700 Jahre alt sind, sowie Indizien für einen alten Holzbau, der wahrscheinlich Vorgänger der heutigen Kapelle gewesen ist.

Betrachtet man die einzelnen Grabungsstellen, die sich zurzeit entlang der Mauern der Kapelle finden lassen, erkennt man bei genauerem Hinsehen die Reste von Holzpfählen, die sich entlang des Fundaments erstrecken. Diese lassen laut Hardy Maaß, dem leitenden Archäologen der Ausgrabung von der privaten Grabungsfirma Phoinix, auf einen alten Holzbau schließen, der vermutlich der Vorgänger der heutigen Kapelle gewesen ist, bevor dieser – wahrscheinlich bei einem Brand – zerstört worden ist.

Einer der gefundenen Kinderschädel, der hinter der Kirche begraben war, stammt von einem drei bis fünf Jahre alten Kind. Hierbei handelt es sich um ein so genanntes "Traufkind", erklärt Maaß, also ungetauftes Kind, das meist hinter der Chorpartie und längs des Kirchengebäudes bestattet wurde. Dieser Ort der Bestattung war bewusst bewählt. Dem liegt der Glauben der Menschen damals zugrunde, das von Kirchengebäude rieselnde Regenwasser würde wie Weihwasser wirken und die Kinder so gewissermaßen postmortal taufen.

− cv

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