Studierte Rampenferkel

NouWell Cousines beim unterhaltsamen Debüt im ausverkauften Scharfrichter

19.02.2020 | Stand 21.09.2023, 2:30 Uhr
Christine Pierach

Ein Ohrenschmaus: die NouWell Cousines. −Foto: Pierach

Unverkennbar zum Stamm der hochmusikalischen und pfiffigen Well-Familie gehört das Quartett NouWell Cousines. Daran ließen die beiden Geschwisterpaare im ausverkauften Scharfrichterkeller keinen Zweifel aufkommen.
Die NouWell Cousines sind die erwachsenen Kinder Maria (Cello) und Matthias (Geige) von Biermösl Blosn-Multiinstrumentalist Michael und Cousine Maresa (Akkordeon und Geige) ist Trompeter Stofferl Wells Tochter, die noch als Münchner Musikstudenten-Trio einen Kommilitonen aus Berlin adoptierten. Der, Alexander, ist jetzt aber plötzlich weg, nach Manchester, zum Auslandsstudium. Wie praktisch, dass Maresas Bruder Maximilian (Akkordeon, Schlagzeug) einspringen mochte. So stimmte der Gruppenname sogar gleich hundertprozentig bei diesem Scharfrichter-Debüt.
Die beiden zudem virtuos und gern und hörenswert zweistimmig singenden Frontfrauen und ihre Brüder leiden sichtlich nicht unter der Last des Well-Stempels, den sie ihren Wellküren-Tanten und eben den Biermösl-Vätern und -Onkeln verdanken. Sie sind vielmehr überzeugt, eh etwas ganz anderes zu machen.
Stimmt, und stimmt auch wieder nicht. Ein studierter Musiker, wie mindestens drei aus dem Quartett es sind, war nur der Stofferl. Insofern reichen der musikalische Horizont und auch Anspruch der Cousines weiter und höher. Dieses so wunderbare, angeborene, goscherte G’stanzl- und Volkstheater-Können aber klingt schon sakrisch original nach Well-Verwandtschaft. Mögen die Altvorderen politischer gewesen sein, kümmern die Kinder sich lieber, aber nicht minder wach und gesellschaftskritisch, um die Themen ihrer Generation. Das sind kosmetische OPs, die Lieblingsboazn und deren Wirt, Schönheits-Konkurrenzen und mehr. Dazwischen flechten die vier sympathischen und durchaus disziplinierten Rampenferkel (feiert man die Altvorderen als Rampensäue) Landler, uralte Volkslieder und komplexe Musikstücke aus aller Welt.
Diese NouWell Cousines servieren Ohrenschmaus. Hobby nennen die Profis diese Gigs, Bühnenerfahrung wollen sie damit sammeln. Hoffentlich geht ihnen noch ganz, ganz lange nicht die Lust darauf aus.