Streifzug durch die Steirische Krakau

11.09.2020 | Stand 20.09.2023, 1:05 Uhr
Julia Ritter

Ideal für Einsteiger: Die Umrundung des Etrachsees lässt sich in einer guten Dreiviertelstunde machen. Dabei bleibt viel Zeit, das eindrucksvolle Bergpanorama zu genießen. Im Wandergebiet Steirische Krakau gibt es aber auch etliche anspruchsvollere Routen. −Fotos: Kunz PR

Die Gegend um Murau ist die waldreichste Region Österreichs. Hier zeigt sich die Steiermark von ihrer ursprünglichsten Seite.

Darf’s heute vielleicht ein frischer Saibling sein? Bernhard Wallner (59) geht die paar Schritte von der Karlhütte hinüber zum rauschenden Etrachbach, in dem sich die feinen Speisefische tummeln. Eine Art Reuse begrenzt ihren Aktionsradius im glasklaren Gebirgswasser und ermöglicht ihm schnellen Zugriff. Groß geworden sind sie in der Fürstlichen Schwarzenberg’schen Fischzucht, die Gourmets aus dem Falstaff-Guide kennen. "Die Fische verbringen hier ihre letzten Tage", erzählt Bernhard und liefert seinen Fang in der Küche ab. Bei Tochter Lisa (28) und Ehefrau Gudrun (58), die auf der Karlhütte in 1350 Metern Höhe für Genuss-Momente inmitten der Steirischen Krakau sorgen.

Hier im Nordwesten der Tourismusregion Murau zeigt sich die Natur von ihrer ursprünglichsten Seite. Sanfte Berge, intakte Almen, keine Seilbahnen. Wer die Landschaft rund ums Bergsteigerdorf Krakau erkunden möchte, muss sich selbst bewegen. Wobei man bis zur Karlhütte und dem darüberliegenden Etrachsee noch mit dem Tälerbus (verkehrt von Juli bis Anfang September) oder dem eigenen Auto kommt. "Parken ist auf eigenes Risiko, denn der Weg führt mitten durchs Weidegebiet", erklärt Bernhard vorsichtshalber, während zwei Kühe am Küchenfenster vorbeiflanieren.

Der Blick fällt auf das Ruprechtseck (2591 Meter), das direkt vor der Karlhütte in den Himmel ragt. Der Gipfel lockt nach etwa vier Stunden Gehzeit mit gigantischer Aussicht auf Dachstein, Nockberge und Hohe Tauern. Zu den beeindruckendsten Wanderungen durch die Abgeschiedenheit gehört auch die Krakauer Gebirgsseenrunde. Sie verbindet Etrachsee und Rantensee, führt durch die Einsamkeit und zu seltenen Pflanzen wie dem Gelben Alpenmohn. Nach sieben Stunden, 16,6 Kilometern Strecke und 1050 Höhenmetern kommt man mit dem Tälerbus wieder zurück zum Ausgangspunkt. "Für solche Touren muss man fit sein", weiß Bernhard und empfiehlt Genießern zunächst die Runde um den Etrachsee. Das sind nur 45 Minuten, es kann aber auch länger dauern. Denn das Naturjuwel schimmert in den unterschiedlichsten Blautönen, jedes Wölkchen setzt einen neuen Akzent, macht das Spiel der Farben und des Lichts noch faszinierender.

Die Bezirksstadt Murau dagegen besticht mit charmanten Gassen und Plätzen im Angesicht bunter Häuserfassaden – und mit der Mur, dem zweitgrößten Fluss Österreichs, der seinen Bogen mitten durchs Zentrum spannt und auch im Hochsommer für erfrischende Kühle sorgt. Über allem thront das Renaissance-Schloss Murau, das Stammhaus des Fürstengeschlechts Schwarzenberg. Der zweite Stock ist nach wie vor in Familienbesitz. Wenn jemand dort wohnt, weht weithin sichtbar die Flagge.

Auch wenn der Fürst eher selten in Murau weilt, ist er allgegenwärtig. Die Schwarzenberg’sche Forstverwaltung sitzt im Schloss und kümmert sich hier in der waldreichsten Region Österreichs mit ihren beachtlichen Beständen um Erhaltung und Ertrag, während die Schwarzenberg’sche Fischzucht im wahrsten Sinne des Wortes in aller Munde ist. Schmeckt übrigens, je nach Art der Zubereitung, auch mit einem Murauer Bier. Die Brauerei hat 525 Jahre Erfahrung mit Gerstensäften und überrascht immer wieder mit neuen Craft-Variationen.

Die Fürstenfamilie war es auch, die einst den Bau der Murtalbahn vorantrieb. Die Schmalspurbahn, die seit 1894 unermüdlich im Einsatz ist, war wichtig, um das Holz zum ehemaligen Schwarzenberg’schen Sägewerk zu transportieren. Längst hat die zweitlängste Schmalspurbahn Österreichs ihre Fangemeinde unter Eisenbahn-Nostalgikern. Und unter entspannten Radfahrern. "Sie spart Höhenmeter auf dem Murtalradweg", erklärt Bernhard, der es wissen muss. Er ist nicht nur Vater beziehungsweise Ehemann der Karlhütten-Betreiberinnen, sondern auch Betriebsleiter der Murtalbahn. "Ich wohne im Sommer auf der Hütte und helfe aus, wenn ich Zeit habe", sagt er. Die Wallners haben ein siebenköpfiges Team zur Unterstützung. Doch wenn es um die Saiblinge geht, kümmert er sich lieber selbst.

Zubereitet von Lisa schmeckt der Fisch köstlich. Die Köchin verbringt den Winter in Spitzenhäusern am Arlberg – und weiß einfach, was ein Gericht zur Gaumenfreude macht. Vielleicht beim nächsten Mal ihren Schweinebraten aus dem Ofenrohr probieren. Oder das Schnitzel, in Butterschmalz herausgebraten.

ⓘWeitere Infos auch unter www.regionmurau.at.