Pfatter
Storchenbaby erst gerettet - dann von Eltern aus Nest gestoßen

18.05.2020 | Stand 19.09.2023, 6:13 Uhr

Mit der Drehleiter brachte die Feuerwehr das Küken zurück ins Nest. Kurze Zeit später wurde es von einem Elternteil erneut aus dem Nest geschmissen. −Foto: Auer

Ein Storchenbaby fällt in Pfatter (Landkreis Regensburg) aus dem Nest. Aufwendig wird es mit der Drehleiter wieder zurückgebracht - allerdings ohne Happy-End: Ein Elternteil packte das Junge und schmiss es aus dem Nest. Das Küken überlebte den zweiten Sturz nicht.

UPDATE: Vergebliche Rettungsaktion für Storchenküken: Vogel war Taube

Am Sonntag war das Küken bei der Polizei abgegeben worden, erzählt Anne-Marie Prem vom Tierschutzhof Oberpfalz auf PNP-Nachfrage. "Wir hätten ihn in die Auffangstation bringen können und ihn mit der Hand aufziehen können", sagt Prem. Der Tierarzt, zu dem die Polizei das Küken gebracht hatte, hatte sich bei ihr gemeldet und um Hilfe gebeten. Nach Absprache mit dem ehemaligen Leiter der Auffangstation, Karl Büchl, habe man entschieden, das Storchenbaby zurück ins Nest zu bringen.

Prem kontaktierte kurzerhand die Feuerwehr. In einem kurzen Moment, in dem die Eltern das Nest nicht besetzten, setzte man das Baby per Drehleiter zurück. Im Nest warteten zwei weitere Küken, beide deutlich größer als dasjenige, das aus dem Nest gefallen war. "Ich hatte schon Bedenken, weil das Küken bedeutend kleiner war", sagt Anne-Marie Prem. Bedenken, die sich schon kurze Zeit später bewahrheiteten: "So schnell waren wir noch gar nicht mit der Drehleiter wieder unten, so schnell war auch das Baby wieder unten", sagt Prem. Den erneuten Sturz aus dem Nest hat das Storchenbaby schlussendlich nicht überlebt.

Warum der Storch - ob es Mama-Storch, oder Papa-Stroch war, wisse man nicht - das Baby aus dem Nest schmiss, dafür gibt es laut der Tierschützerin zwei Theorien. "Entweder die Eltern haben gemerkt, dass mit dem Baby etwas nicht stimmt, oder sie hätten es nicht ernähren können." Weil das Storchenbaby noch kein Gefieder hatte, die Geschwister jedoch schon, tippt die Tierschützerin auf eine Krankheit. "Die Tiere haben noch ganz andere Instinkte", sagt Prem. "Die merken es noch einmal ganz anders, wenn etwas mit dem Baby nicht stimmt." Dann werde es entweder getötet oder abgestoßen. "Das ist völlig normal."

Prem: "Das war eigentlich der Optimalfall"

Dennoch ist Prem überzeugt, dass die Rettung einen Versuch wert war. "Das war eigentlich der Optimalfall, dass man versucht, das Tier zurückzubringen, aber die Natur hat ‚nein‘ gesagt." Generell sei es ein Irrglaube, dass Vögel ihre Kinder abstoßen nur weil sie von einem Menschen angefasst wurden. "Wenn ein Vogel aus dem Nest gefallen ist, dann kann es grundsätzlich auch sein, dass das Muttertier den Vogel von unten weiterfüttert. Das Küken werde nur dann abgestoßen, wenn es krank ist oder nicht weiter ernährt werden kann, weil zu wenig Nahrung gefunden wird. Dann nehmen sie das Schwächste und töten es, oder vernachlässigen es.

Beim Zurücksetzen ins Nest sei deshalb nicht wirklich etwas zu beachten. Man sollte jedoch zum Eigenschutz Handschuhe tragen, damit keine Krankheiten übertragen werden können."

− nd