Stillstand am Hohenbogen?

Kletterturm und Café sollten Ex-NATO-Stützpunkt beleben, nun ist sogar der Aussichtspunkt gesperrt

23.11.2020 | Stand 23.11.2020, 4:00 Uhr

Der Ausbau der NATO-Türme am Hohenbogen ist seit vielen Jahren im Gespräch, aber das Vorhaben stockt. −Foto: Michael Schreiner

Rimbach. Schon seit 2006 ist die Rede vom großen Umbau der NATO-Türme am Hohenbogen. Vom Baumwipfelpfad über ein Panorama-Café bis hin zu Tagungsräumen sollte vieles kommen. Doch bisher gibt es nur eine Aussichtsplattform. Und ausgerechnet 2020, im Jahr des Urlaubs "dahoam", ist auch diese gesperrt. Der Besitzer erklärt im Gespräch mit der MZ, warum – und was aus seinen weiteren Plänen geworden ist.

Michael Schreiner aus Neukirchen beim Heiligen Blut hat das Areal vor 14 Jahren gekauft. Zum Hintergrund der Sperrung sagt er: "Wir führen aktuell eine Brandschutzertüchtigung durch." Es habe sich herausgestellt, dass die Brandschutzfassade, die beim Bau der Aussichtsplattform angebracht wurde, der Witterung nicht standhalte. Derzeit sei deshalb ein Gutachter am Werk, der prüfe, welches Material sich als Ersatz eigne. Stehe das einmal fest, müsse erst noch eine Genehmigung vom Landratsamt her und dann eine Spezialfirma gefunden werden, die den Umbau fachgerecht durchführen könne, sagt Schreiner. Wie lange die Aussichtsplattform gesperrt bleibt, lasse sich deshalb noch nicht genau sagen. Er hoffe aber, im Frühsommer des kommenden Jahres wieder Besucher auf den Turm lassen zu können. "Wir hätten gerne eine schnellere Lösung gefunden", so Schreiner.

Bauanträge liegen auf EisNach Informationen der Mittelbayerischen Zeitung läuft in dem Zusammenhang zurzeit auch ein Prozess gegen die Firma, die die Brandschutzplatten verkauft hatte. Der Rechtsstreit ist laut MZ-Recherche mitverantwortlich dafür, dass sich die Arbeiten und damit die Sperrung so lange hinziehen. Michael Schreiner nennt als weiteren ein Grund für den Zeitverzug auch die sich über acht Jahre hinziehende Klärung der Zufahrtsstraße zwischen Bund und Freistaat Bayern. Denn erst seit gut zwei Jahren sei das geregelt.

Auch um die größeren Projekte am Hohenbogen ist es zuletzt still geworden. Eigentlich hatte Schreiner dem Rimbacher Gemeinderat schon 2017 Pläne vorgelegt, nach denen am kleineren der beiden Türme ein Kletterzentrum entstehen sollte. Beim Landratsamt Cham liegt außerdem, wie Sprecher Friedrich Schuhbauer sagt, seit 2014 ein Antrag "für ein Holzgebäude als Getränkeausschank" und seit 2017 ein "Vorbescheidsantrag für einen Umbau des Fernmeldeturms zum Sprung- und Kletterturm" vor.

Warum ist also 14 Jahre nach dem Verkauf der Fläche noch nichts umgesetzt? Schuhbauer sagt: "Die Anträge liegen bei uns auf Eis. Denn – das haben wir Herrn Schreiner schon damals deutlich gemacht – zuvor muss der Flächennutzungsplan der Gemeinde Rimbach geändert und ein Bebauungsplan gemacht werden." Bei so einem "massiven Vorhaben" im Außenbereich seien das die Voraussetzungen dafür, überhaupt über Genehmigungen für konkrete Baupläne sprechen zu können.

Rein rechtlich ist für Flächennutzungs- und Bebauungsplan die Gemeinde Rimbach zuständig. Doch weil es für das Gelände nur einen Nutzer gibt, muss sich Schreiner selbst um den Bebauungsplan kümmern, sagt Christian Wingenfeld, Geschäftsleiter der Verwaltung in Rimbach. "Es gibt im Prinzip schon die Möglichkeit, dass die Gemeinde ein Planungsbüro beauftragt, das entsprechend den Wünschen des Nutzers einen Bebauungsplan erstellt." Das könne aber sehr teuer werden. Also habe die Gemeinde das in die Hände des Nutzers gelegt, damit dieser sich Kosten sparen könne.

Auch die Änderung des Flächennutzungsplans sei "eine Zeit lang brach gelegen, weil nicht ganz klar war, was da gemacht werden soll". Lange sei von den verschiedensten Projekten die Rede gewesen. "Ich habe hier ganz viele Ordner. Da ist viel geplant worden, viel verworfen worden, da kam viel Neues dazu", sagt Wingenfeld.

Doch jetzt sei das Projekt wieder ganz aktuell: "Seit zirka einem halben Jahr sind die Pläne wieder aufgenommen worden", sagt der Geschäftsleiter. Es sei jetzt ein Entwurf für die Änderung des Flächennutzungsplans da, über den sich die Gemeinde mit Michael Schreiner und dem Landratsamt abstimmen wolle.

Auch Schreiner betont auf Anfrage: All die größeren Projekte, vom Kletterturm bis zum Panorama-Café, seien immer noch aktuell. "Ich bin gelernter Konditor, gerade das Café wäre ein Herzenswunsch", sagt er. Er arbeite an einem Bebauungsplan. Durch die Rahmenbedingungen sei es aber nicht so einfach, die Genehmigungen zu bekommen. Denkmalschutz, Naturschutz und die Vorgaben des Wasserwirtschaftsamt seien nur Beispiele für das, was er berücksichtigen müsse.

"Es ist viel Bürokratie""Wir haben eine Lebensraum-Potenzialanalyse gemacht, weil die Untere Naturschutzbehörde das geprüft haben will", sagt der Besitzer etwa. Auch um die Wasserversorgung bemühe er sich. "Es ist viel Bürokratie, das hätte ich auch nicht gedacht."

Wann der Umbau der NATO-Türme letztendlich starten kann, das sei in dieser Phase unmöglich einzuschätzen, sagt Christian Wingenfeld. Dass es noch einmal 14 Jahre dauert, schließt er aber aus. "Ich kann sagen, dass meine Planung, oder die Planung des Bauamts so ist, dass zumindest der Flächennutzungsplan spätestens bis Mitte des nächsten Jahres da ist und der Bebauungsplan im Laufe des nächsten Jahres da ist."

Die Bürgermeister der umliegenden Gemeinden stehen den zögerlichen Fortschritten unterschiedlich gegenüber. Eschlkams Gemeinde-Chef Florian Neppl sagt, ein Ausbau der touristischen Attraktionen auf dem ehemaligen NATO-Stützpunkt wäre wünschenswert. Neukirchens Bürgermeister Markus Müller dagegen zeigt sich skeptisch, dass bei den Türmen noch umgesetzt wird, was seit 13 Jahren immer wieder versprochen worden sei. Er blickt auch als Geschäftsführer der Hohenbogenbahn auf die Entwicklungen dort. "Wir haben in die Hohenbogenbahn in den letzten 13 Jahren keine Sonderinvestitionen getätigt. Wenn der Nachbar höchstfliegende Pläne hat, dann macht man nicht das Gleiche", sagt Müller.

Doch das werde sich jetzt ändern: "Wir haben eine Menge Feriengäste und die gehen auf den Berg. Deshalb haben wir in den vergangenen Jahren ein Sommerkonzept ausgearbeitet. Das werden wir nächstes Jahr angehen, sofern Corona es zulässt", so Müller.