Ortenburg
Steh-Klo in Asylheim im Landkreis Passau sorgt für Diskussionen

06.06.2018 | Stand 20.09.2023, 0:25 Uhr

Im Herren-WC wurden in zwei von vier Kabinen solche in südländischen Ländern übliche Steh-Klos eingebaut. Das stieß bei den Kritikern auf wenig Verständnis. − Foto: Rücker

Bei einigen war es Neugierde: "Wie sieht es in einem neu gebauten Asylheim aus?" Bei anderen war es ehrliches Interesse: "Wie kann ich mich als Bürger einbringen?" Es kamen aber auch Bürger zum Tag der offenen Tür in die Gemeinschaftsunterkunft in Ortenburg (Landkreis Passau), die sich in ihrer Kritik bestätigt sehen wollten, dass für Asylbewerber und Flüchtlinge "zuviel" getan wird. So wurde beispielsweise über Steh-Klos auf der Männertoilette diskutiert.



"Mich schickt der Bund der Steuerzahler", sagte ein Besucher. Schon bald stellte sich heraus, dass diese Behauptung als provokanter Einstieg in eine politisch-gesellschaftliche Diskussion über den Umgang mit den Fremden zu verstehen war. "Schreiben S’, ich bin ein Tettenweiser Bürger", meinte er zum Reporter. Er suchte mit allen das Gespräch – mit dem Bürgermeister, dem Beauftragten der Regierung von Niederbayern, mit Engagierten aus den Helferkreisen, mit jedem, den er antraf.

Asylheim in Ortenburg nicht unumstritten

Das waren nicht wenige. Das Heim, in Ortenburg nicht unumstritten, wurde am Dienstag zwischen 18 und 20 Uhr nicht überrannt, aber 150 Besucher dürften es gewesen sein, die in alle – wirklich alle – Räume mit den 131 Bettenplätzen schauen durften. Schnell wurde klar: Das ist eine schlichte Gemeinschaftsunterkunft. Die Zimmer sind karg eingerichtet. Ein Metallbett mit dünner Matratze, ein Tisch, ein Spind für jeden Bewohner im Drei- oder Vier-Bett-Zimmer. Einfache Böden, keine Vorhänge. Gemeinschafts-Toiletten und -Duschen, eine große Küche mit Haushaltsherden, keine Spülmaschine. Ein Schulungsraum mit robusten Möbeln, ein Spielzimmer für Kinder – noch ohne Einrichtung. Keine Spur von Luxus.

Ausstattung der Männertoilette erhitzte die Gemüter

Oder doch?! Einige Gemüter erhitzten sich an der Ausstattung der Männertoilette, wo in zwei von vier Kabinen ein Steh-Klo eingebaut worden ist. "Das kostet zigmal so viel wie ein Sitzklo", behauptete der Bürger aus Tettenweis. Wie gut, dass Rudi Nothaft gerade hereinkam. Seine Firma hatte für die private Bauherrin die Installation durchgeführt. "Zigmal soviel? Unsinn! Vielleicht 50 Euro mehr, weil es bei uns nicht so geläufig ist."

Weil dieses Argument nicht mehr zog, hieß es: "Warum muss man denen ein solches Klo einbauen?" Die Frage geht an Christian Sondershaus. Dass diese Sonderausstattung eingebaut wird, war Wunsch der Regierung. "Weil die Erfahrung gezeigt hat, dass manche Bewohner mit dieser Einrichtung besser zurecht kommen." Daraufhin von mehreren Seiten die Feststellung: "Wer in Deutschland ist, sollte wie die Deutschen scheißen." Damit war klar: Das Steh-Klo stand für die Kritik am Umgang mit Asylbewerbern, es geht um den Missbrauch des Asylrechts, um die mögliche Überforderung von Staat und Gesellschaft.

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