Statt 100 nur noch zwei Dutzend

Seitdem Gebühren verlangt werden, nutzen deutlich weniger Geschäfte die Onlineplattform Order Local

11.03.2021 | Stand 11.03.2021, 7:39 Uhr
Order −Foto: Hauser

Seitdem Gebühren verlangt werden, nutzen deutlich weniger Geschäfte die Onlineplattform Order Local

Von Bernhard Pehl

Die Corona-Pandemie und die damit verbundenen Schließungen haben massive Auswirkungen auf den Einzelhandel – allerdings ziemlich unterschiedliche, wie IFG-Vorstand Georg Rosenfeld in der Verwaltungsratssitzung erläuterte. Danach hat der Einzelhandel 2020 im Vergleich zum Vorjahr in Summe profitiert. Während der Lebensmittelhandel zu den Gewinnern zählte, verzeichnete der Handel in den Branchen Bekleidung, Schuhe und Leder Umsatzeinbußen.

Einen Boom gab es im Versand- und Internethandel. „Die Corona-Pandemie verstärkt damit zwei allgemeine Trends, die unmittelbar Einfluss auf den Einzelhandel und damit auch auf die Innenstadt haben: Zum einen den Trend zur Digitalisierung des Einzelhandels und zum anderen den Rückgang der Verkaufsflächen in der Innenstadt“, so Rosenfeld in seiner Vorlage für den Verwaltungsrat. Insgesamt sei auch zu beobachten, dass kleinere, insbesonders inhabergeführte Geschäfte sich deutlich robuster gegen die Auswirkungen der Pandemie zeigen als Filialen großer Ketten.

Die IFG habe mit verschiedenen Maßnahmen versucht, den Einzelhandel in dieser Situation zu unterstützen. Als Beispiele nannte Rosenfeld die Kampagne „Dein, Mein, Unser Ding“ von Stadt, IN-City und der RID-Stiftung, womit Digitalisierungsstrategien speziell für Einzelhändler, Gastronomen und Dienstleister entwickelt werden sollen. Außerdem wurde mit der Local Loyality App die Idee eines modernen Kundenbindungsinstruments für lokale Gewerbetreibende geboren. Ziel ist es, die lokalen Wirtschaftskreisläufe zu stärken und den Kaufkraftabfluss ans Internet zu reduzieren.

Weitere Instrumente sind das City-Freiraum-Projekt, mit dem die IFG seit 2013 die Anmietung von Leerständen in der Innenstadt fördert, der Runde Tisch Innenstadt, die Unterstützung der Kreativwirtschaft sowie die bislang kostenlose Online-Plattform Order Local unter Federführung von IN-City. Unternehmen können so ihre Produkte online über www.orderlocal.de vertreiben. Von den Gesamtkosten von 275 000 Euro hat die IFG als Anschubfinanzierung 100 000 Euro geleistet. Seit März 2020 wurden laut Rosenfeld rund 280 000 User auf der Plattform registriert und lokale Umsätze von etwa 85000 Euro generiert.

Seit Anfang März dieses Jahres müssen die teilnehmenden Betriebe allerdings zahlen: 30 Euro monatliche Grundgebühr und eine Umsatzpauschale von 13 Prozent. Das Ergebnis: Waren bis vor kurzem noch fast 100 Firmen auf Order Local vertreten, sind es derzeit nur noch rund zwei Dutzend.

Im Verwaltungsrat der IFG führte dies zu diversen Wortmeldungen. „Das Schlechteste wäre es, jetzt nichts zu machen“, sagte beispielsweise Jörg Schlagbauer (SPD). Er plädierte dafür, die Förderung weiterlaufen zu lassen und erinnerte an den Antrag der SPD. Unter anderem schlägt die SPD vor, die Mieten für Liegenschaften der Stadt zu stunden, die Gebühren für Standbetreiber in der Fußgängerzone zu ermäßigen, Open-Air-Spiel- und Ausstellungsorte mit fertigen Hygienekonzept für freiberufliche Künstler, Soloselbstständige und kleine Bands anzubieten, die Ausweitung der bereits vorhandenen Angebote für Musik in Kirchen sowie eine Vergrößerung der Freisitze. Außerdem sollen jedem Lokalbetreiber zehn Liegestühle als zusätzliche Sitzmöglichkeit zur Verfügung gestellt werden.

FW-Fraktionschef Hans Stachel regte an, die Gebühren nach Umsatz zu staffeln. „Wir haben die kritische Marke nicht erreicht“, sagte Jakob Schäuble (FDP) angesichts der Investitionen und des Umsatzes. Er erinnerte wie Christian Höbusch (Grüne) an eine ähnliche Initiative des DK („Alles regional“) und schlug unter anderem vor, Plattformen zusammenzuschließen. Albert Wittmann (CSU) warnte davor, mit Hilfen für Kreative die hohen Mieten in der Innenstadt zu unterstützen: „Das wäre ein falsches Signal.“
IFG-Vorstand Georg Rosenfeld bezeichnete Order Local grundsätzlich als eine sinnvolle lokale Lösung. Was fehle, sei eine Skalierung. Man müsse wissen, was man wolle und wohin man wolle, betonte er, also gleichsam vom Ende her denken. Dann sei eine weitere Subventionierung durchaus sinnvoll – ansonsten gebe die Stadt nur Geld aus. Auch ein Zusammenschluss mit anderen Initiativen oder anderen Städten sei durchaus eine Möglichkeit. Im Mai will Rosenfeld zusammen mit IN-City ein Konzept vorlegen.