Traunstein
Staatsanwaltschaft Traunstein ist stromautark

Photovoltaikanlage mit 230 Modulen auf dem Dach – Große Pläne für die Zukunft

05.11.2020 | Stand 20.09.2023, 5:05 Uhr

Auf den drei Pultdächern erzeugen jetzt 230 Solarmodule mit einer Fläche von rund 400 Quadratmetern mehr Strom, als die Staatsanwaltschaft Traunstein braucht. Das Gerüst wird demnächst abgebaut. −F.: Kretzmer

Der Anfang der 2000-er Jahre eingeweihte markante Gebäudekomplex der Staatsanwaltschaft Traunstein hat unsichtbaren Zuwachs bekommen – durch 230 Solarmodule auf den drei Pultdächern. Die neue Photovoltaikanlage mit einer Fläche von etwa 400 Quadratmetern verfügt über eine Leistung von 85000 Kilowatt im Jahr. "Damit kann die Staatsanwaltschaft ihren gesamten Strombedarf abdecken und sogar noch einen Überschuss ins Netz einspeisen", betonte Leitender Oberstaatsanwalt Dr. Wolfgang Beckstein bei einem Pressetermin mit Landgerichtspräsident Prof. Dr. Ludwig Kroiss, Landgerichtsgeschäftsleiter Albert Dirnberger und Martin Julinek, Leiter der Abteilung Hochbau beim Staatlichen Bauamt Traunstein.

Die Solaranlage mit ihren jeweils 100 mal 170 Zentimeter großen Paneelen erstreckt sich über die gesamte Dachfläche. Julinek erläuterte: "Waren solche Zellen früher sehr teuer, so sind die Preise inzwischen deutlich auf einen Stückpreis von 115 Euro gesunken. Sie kommen auch nicht mehr aus China, sondern wurden in Chemnitz hergestellt. Wenn man Glück hat, halten sie Jahrzehnte und erbringen in 20, 30 Jahren noch 80 bis 90 Prozent ihrer ursprünglichen Leistung. Sie müssen ja Wind und Wetter, Hitze und Kälte, Regen und Schnee aushalten." Die Kosten für die Photovoltaikanlage bezifferte Julinek mit etwa 85000 Euro. Dem stehe eine Ersparnis von jährlich 8,5 Tonnen CO2 gegenüber.

Die in kürzester Zeit vom Bauamt realisierte Solartechnik war laut Beckstein Teil eines Maßnahmenpakets mit einem Kostenvolumen von rund 325000 Euro unter dem Motto "Klimaschutz". Besonders während langer Hitzeperioden hätten Mitarbeiter unter den hohen Temperaturen im Gebäude zu leiden gehabt, vor allem in den Räumen unterhalb des Dachs. Die PV-Anlage schatte jetzt das im Sommer extrem aufgeheizte Blechdach ab. An Fenstern sei außenliegender Sonnenschutz angebracht worden. Das für die Arbeiten notwendige Gerüst, das in Kürze abgebaut wird, habe man zusätzlich für kleinere Dinge genutzt, zum Beispiel für Sanierungen an den Fassaden. Von den Aufträgen hätten fast ausschließlich Firmen in der Region profitiert.

Für den Sitzungsdienst und als allgemeines Dienstfahrzeug seien jetzt mit einem BMW E3 und zwei Hybridwagen drei klimaschonende Fahrzeuge im Einsatz. In der Tiefgarage seien zwei E-Ladesäulen installiert worden, die auch von fünf Mitarbeitern mit Elektroautos genutzt würden. Viele der Neuerungen liefen über ein vom Freistaat Bayern aufgelegtes Förderprogramm zur energetischen Sanierung von staatlichen Gebäuden, ergänzte Julinek. Durch gezielte Verbesserungsmaßnahmen werde der CO2-Ausstoß bayernweit inzwischen jedes Jahr um etwa 53000 Tonnen reduziert.

Beckstein dankte dem Bauamt: "Alles ging schnell und hat super geklappt. Die Zusammenarbeit war hervorragend." Fast die Hälfte der Mittel sei aus Fördertöpfen gekommen und hätten den normalen Haushalt nicht belastet. Der Staat müsse hinsichtlich seiner eigenen Gebäude "vorbildlich, klimafreundlich und innovativ" handeln. Für seine Mitarbeiter freute sich der Behördenleiter, sie hätten jetzt wesentlich bessere Arbeitsbedingungen.

Ein seit Jahrzehnten im Raum schwebendes Projekt am Justizzentrum Traunstein, die Aufstockung des Sitzungssaalgebäudes in einem der Altbauten des Landgerichts, könnte in den nächsten Jahren Wirklichkeit werden. Diese gute Nachricht präsentierten die Gesprächsteilnehmer mit Überzeugung und Zuversicht. Inzwischen sei der Prüfungsauftrag an die für alle staatlichen Grundstücke im Freistaat zuständige Immobilienverwaltung Bayern erteilt worden, hieß es. Seit Jahren herrscht, wie von allen Seiten betont wurde, ein akuter Mangel an Sitzungssälen für die verschiedenen Gerichte. Inzwischen mussten Interimslösungen, zum Beispiel im fünften Stock des aus den 1960-er Jahren stammenden Verwaltungsaltbaus, geschaffen werden. Binnen fünf Jahren könnte das Projekt Wirklichkeit werden, meinte Beckstein.

− kd